Winterrückblick 2016/17

Der meteorologische Winter endet am Dienstag, und wir ziehen Bilanz. Wie war der Winter 2016/2017? Was waren die Highlights?

Bereits am Mittwoch, dem 1. März beginnt der meteorologische Frühling. Zeit, um den Winter 2016/17 Revue passieren zu lassen.

Viel zu trocken, aber ein sehr sonniger Winter 2016/17

In Sachen Temperatur waren kaum Auffälligkeiten im Winter 2016/17 zu finden, jedenfalls, wenn man den Mittelwert aus allen drei Monaten Dezember, Januar und Februar bildet. Dabei ergibt sich am Ende ein kleines Plus von knapp 1 Grad* über dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990, der immer noch gültigen Klimareferenzperiode. Insgesamt fällt der Winter damit "leicht zu mild" aus. Im Einzelnen schlagen ein zu milder Dezember (+1,3 Grad), ein zu kalter Januar (-1,8 Grad) und wieder ein zu milder Februar (bisher über +2,1 Grad*) zu Buche.

In Sachen Sonnenschein konnte ein deutliches Plus verbucht werden, sage und schreibe knapp 120 Prozent schien die Sonne im Vergleich zum langjährigen Mittel, also rund ein Fünftel häufiger. Der Löwenanteil fällt auf den Dezember und Januar. Doch gab es nicht nur mehr Sonnenschein, sondern insbesondere auffällig war die Trockenheit: Bisher* wurde im Deutschlandmittel nur knapp 70 Prozent der sonst üblichen Niederschlagsmenge erreicht. Somit schließt sich nach einem viel zu trockenen Herbst 2016 ein ebenfalls viel zu trockener Winter 2016/17 an. 

Dezember 2016 - trockenster seit über 30 Jahren

Der meteorologische Winter beginnt am 1. Dezember, doch in diesem Jahr zeigte der November bereits, was in ihm stecken kann. Anfang November wurden in Norddeutschland neue Kälterekorde aufgestellt, im mecklenburgischen Boizenburg zeigte das Thermometer am 9.11. einen Wert von -8,8 Grad und eine Schneedecke von bis zu 22 Zentimetern. Doch der Frühwinter hielt nicht bis in den Dezember an. Oft war der Monat von hohem Luftdruck und Sonnenschein geprägt: Sehr imposant zeigte sich das Hoch YÖRN am 27. und 28. Dezember. An diesen Tagen wurde in Deutschland weltweit der höchste Luftdruck gemessen (normalerweise ist das zu dieses Jahreszeit in Sibirien der Fall), lokal wurden 1047 hPa registriert. Als Gegenspieler war zum zweiten Weihnachtstag vor allem das Orkantief BARBARA im Norden Deutschlands zu spüren. Es zog von Island nach Skandinavien und sorgte vor allem an den Küsten für mehrere schwere Sturmfluten bzw. an der Ostsee für ein Sturmhochwasser mit entsprechenden Schäden. So wurde an der exponierten Wetterstation Hiddensee-Dornbusch die höchste Windgeschwindigkeit des Winters (inklusive der Berge!) erreicht mit 159 km/h am 26. Dezember.

Somit konnten über 170 Prozent Sonnenschein erreicht werden, Platz drei hinter den Dezembern 1972 und 2015. Hochdruckeinfluss heißt aber auch meist kein Regen oder Schnee, somit blieb der Monat mit im Mittel nur knapp 25 L/qm deutlich zu trocken und war damit der trockenste Dezember seit über 30 Jahren. Zum Leid der Wintersportorte blieb Schnee in den Bergen ebenfalls Mangelware.

Die Temperatur lag im Mittel 1,3 Grad über dem langjährigen Klimamittel, wobei die Berge und der Norden häufig milder waren als das Flachland und der Südwesten (am Oberrhein war es sogar leicht kälter als im Klimamittel). Erstaunlich war das Temperaturmaximum in diesem Monat, es wurde mit 15,5 Grad in Wernigerode mitten in der Nacht zum 8.12. (03:00 Uhr MEZ) erreicht!

Januar 2017 - Winterlich kalt mit viel Sonne

Gleich nach dem Jahreswechsel brachte das Tief AXEL aus Nordosteuropa kalte Festlandsluft nach Deutschland und leitete damit den für viele Menschen fühlbaren "richtigen Winter" ein. Die kälteste Nacht des Winters gab es im Bereich von Hoch ANGELIKA am 7. Januar: Der tiefste Wert in unserem Messnetz wurde an der MeteoGroup Wetterstation im bayerischen Schorndorf-Knöbling erreicht mit einem Minimum von -25,8 Grad. Schaut man etwas weiter oben in die Berge wurden im sächsischen Marienberg-Kühnhaide -30,6 Grad und auf der schwäbischen Alb an der Station Doline Degerfeld -33,0 Grad erreicht. In der gleichen Nacht gab es an der Station Funtensee (Alpen) den tiefsten gemessenen Temperaturwert des Winters mit -40,7 Grad, allerdings liegt diese Station in einem abgeschlossenen Hochtal und stellt damit eine klimatologische Besonderheit dar.

Insgesamt lag die Durchschnittstemperatur im Januar 2017 rund 1,8 Grad unter dem langjährigen Mittelwert und war damit der erste zu kalte Januar seit 2010. In puncto Trockenheit hat sich zum Vormonat nichts verändert, nur knapp 75 Prozent der sonst üblichen Niederschlagsmenge sind vom Himmel gefallen - meist kurz und kräftig und als Schnee. Reichlich Schnee bekamen die Wintersportregionen am 13. Januar durch Orkantief EGON geliefert, das vor allem den Mittelgebirgen und den Alpen reichlich Neuschnee und perfekte Wintersportbedingungen brachte. Mancherorts allerdings war dies schon zu viel des Guten - und so mussten auch Schäden durch Schneebruch verzeichnet werden.

Doch konnte all dies die Problematik durch Trockenheit kaum mildern - Vor allem im Westen und Südwesten waren die Pegelstände der größeren Flüsse fast durchweg 2 bis 2,5 Meter zu niedrig und bereiteten der Schifffahrt erhebliche Probleme. Zudem begünstigten die niedrigen Pegelstände und somit schwache Strömung die natürliche Vereisung der Gewässer, in einigen Häfen konnte sich ein bis zu 50 cm dicker Eispanzer bilden. Am längsten war die Zwangspause in einigen Streckenabschnitten entlang der Elbe, der Oder und der Donau. Der Main-Donaukanal war über Wochen vereist und somit unpassierbar. Auftrumpfen konnte der Sonnenschein mit einem deutlichen Plus erreicht. Mit knapp 170 Prozent im Vergleich zur Klimareferenzperiode zählt der Januar 2017 zu den vier sonnenscheinreichsten Januarmonaten seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen.

Februar 2017 - Monat der Wetterumstellung

Der Februar dann steht ganz im Zeichen der Wetterumstellung: Zunächst setzte sich die Witterung aus dem Januar in den Februar hinein fort. Nach einer vorübergehenden Milderung vor allem in den westlichen Landesteilen kam bodennah wieder kalte Frostluft heran, die am Rande des kräftigen Hochs ERIKA über Nordosteuropa nach Deutschland sickerte. Das Aufeinandertreffen dieser beiden unterschiedlichen Luftmassen sorgt vor allem für tiefe Bewölkung - Hochnebel. Unter dieser tief hängenden, oft strukturlos grauen Wolkendecke gab es in der ersten Monatshälfte dementsprechend einen großen Unterschied zwischen dem Wetter im Flachland und auf den Bergen. Während es dabei unter der Wolkendecke kalt blieb, war es auf den Bergen durch diese Inversionslage sonnig und ungewöhnlich mild. Auf dem Brocken wurde am 15. Februar dabei sogar ein neuer Stationsrekord erreicht mit 12,3 Grad. Dieser Effekt ist auch jetzt noch in der vorläufigen Monatsstatistik* erkennbar. Denn während zum Beispiel in Trier nicht einmal 56 Prozent einer durchschnittlichen Monatsmenge an Sonnenscheindauer erreicht wurden (42,9 Stunden) oder in Schleswig sogar nur 47 Prozent (31,7 Stunden), konnten in Straubing schon jetzt 110 Prozent einer sonst im gesamten Monat Februar erreichten Sonnenstundenzahl zusammen kommen (81,8 Prozent). Doch gilt zu beachten, dass sich hier zwei Effekte summieren:

Denn während in der ersten Monatshälfte durch eine Omegalage über Mitteleuropa vor allem Hochdruckeinfluss durchsetzte, stellte sich das Wetter zur Monatsmitte allmählich um. Die Frontalzone legte sich quer über die Nordhälfte Deutschlands, und damit konnten dort Tiefdruckgebiete die Wetterregie übernehmen, dabei wurde mit deutlich auflebendem Wind milde Luft heran geweht, wodurch sich der Temperaturtrend mittlerweile umgekehrt hat. So ist nach vorläufiger Auswertung* der Februar 2017 bislang um über 2,1 Grad wärmer als im langjährigen Mittel. Der Höhepunkt der Tiefdruckentwicklung dürfte wohl das Orkantief THOMAS bleiben, das am 23. Februar mit orkanartigen Böen im Flachland und Orkanböen auf den Bergen auch für Schäden sorgte. Die höchste Windgeschwindigkeit in tiefen Lagen wurde dabei in Stadthagen erreicht mit 117 km/h, die höchste absolute Bö wurde auf dem Brocken registriert mit 157 Stundenkilometern, volle Orkanstärke.

Im Süden jedoch herrschte noch länger durch leichten Hochdruckeinfluss freundliches Wetter, und auf der Vorderseite der heranziehenden Sturm- und Orkantiefs war es auch durch Föhneffekte lange freundlich und ungewöhnlich mild. So kam es zu einigen neuen Wärmerekorden. Zum Beispiel wurde der alte Februarrekord in Konstanz förmlich pulverisiert: Bislang galt ein Wert vom 21.02.1956 mit 15,8 Grad als Rekord, am 23. Februar jedoch schoss das Quecksilber dort bis auf 19,4 Grad. Am gleichen Tag wurde auch der bisher* höchste Temperaturwert des Winters in Deutschland gemessen, in Benediktbeuern herrschte Frühlingsstimmung bei maximal 21,6 Grad!

Doch beendete die Serie von Tiefs mitsamt ihren Ausläufern auch die Trockenheit in der Nordhälfte Deutschlands - so dürfte der Februar deutschlandweit zwar zu trocken ausfallen (bisher* etwas über  71 Prozent der üblichen Niederschlagssumme), im Nordwesten und Westen jedoch wurde das Monatssoll an Niederschlag bereits überschritten - an der Westseite einiger Gebirge durch Staueffekte sogar deutlich. So hat beispielsweise Bad Lippspringe bereits* mehr als ein Viertel über dem Normalwert für Februar an Niederschlag zu verzeichnen (126 Prozent, 69,6 L/qm).

Höchste und niedrigste Temperatur im Winter 2016/2017

  • Höchste gemessene Temperatur: Benediktbeuern, 23.02.2017, 21,6 Grad
  • Niedrigste gemessene Temperatur: Funtensee, 07.01.2017, -40,7 Grad

 

* = vorläufige Werte bis zum 25.02.2017