Regen durch "Kaltlufttropfen"

Schaut man sich die Wetterkarte für morgen an, die den Bodendruck darstellt, so könnte man meinen, dass das makellose Frühlingswetter auch morgen überall in Deutschland weiter geht. Denn außer dem Hoch QUILA ist dort keine Störung auszumachen. Doch dem ist nicht so - ein so genannter Kaltlufttropfen sorgt für Bewegung in der Atmosphäre - und das werden wir auch in der Nordhälfte zu spüren bekommen. 

Definition Kaltlufttropfen - das "Fettauge"

Zunächst sollten wir also klären, was so ein Kaltlufttropfen überhaupt ist. Es handelt sich dabei um ein Gebiet mit sehr kalter Luft, das sich über unseren Köpfen befindet. Am Boden ist dieses Gebiet nicht als Tief erkennbar. Wer also morgen unter diesem Kaltlufttropfen auf sein Barometer blickt, wird weiterhin hohen Luftdruck angezeigt bekommen, und trotzdem hängt der Himmel voller Wolken, zum Teil kann es dabei auch regnen.

Man kann sich einen Kaltlufttropfen wie ein Fettauge in einer Suppe vorstellen, das ebenfalls den Tassenboden nicht erreicht. So, wie sich ein solches Auge mehr oder weniger undefiniert in der Suppe hin- und herbewegt, ist auch der Weg eines Kaltlufttropfens sehr schwer vorhersagbar. Die verschiedenen Computer-Vorhersagemodelle haben oft Schwierigkeiten, die genaue Zugbahn selbst noch 24 oder 36 Stunden im Voraus ausreichend gut zu berechnen, hinzu kommt, dass das Niederschlagsgebiet oft regional eng begrenzt ist. Dementsprechend ist eine Wettervorhersage, wenn ein Kaltlufttropfen im Spiel ist, auch immer mit größeren Unsicherheiten behaftet. 

Erster Regen in der Nacht an den Küsten

Mittlerweile haben sich die Vorhersagemodelle aber zumindest so weit angenähert, das man besser eingrenzen kann, wo und wann in Deutschland mit Regen zu rechnen ist. In der folgenden Animation ist die Temperatur in etwa 5,5 km Höhe zu sehen, die den Kaltlufttropfen gut abbildet:

» Temperatur in gut 5,5 km Höhe, Animation im 6-Stunden-Abstand zwischen dem 21.04.2015, 14 Uhr bis 23.04.2015, 20 Uhr MESZ nach dem ECMWF-Modell

So tauchen die ersten Wolken dieses Kaltlufttropfens im Laufe des späteren Abends an der dänischen Grenze auf, und bis zum Morgen können die ersten dichteren Wolkenfelder bereits von Norden her eine Höhe zwischen Niederrhein, Thüringer Becken und Sachsen erreicht haben. 

Nachfolgend ziehen bereits am frühen Morgen Schauer von Schleswig-Holstein in das Landesinnere. Bis zum Mittag sind etwa von Ostwestfalen über das östliche Niedersachsen bis nach Sachsen-Anhalt sowie im äußersten Westen Brandenburgs weitere Schauer möglich. Gleichzeitig heitert es von Norden her bereits wieder auf, sodass Hamburg schon im Laufe des Vormittags wieder in den Genuss von Sonnenschein kommen wird.

Das Niederschlagsgebiet zieht dann zum Nachmittag und Abend weiter südwärts, dann muss man vor allem in Thüringen und der unmittelbaren Umgebung kurzzeitig mit Regen rechnen, wobei in der recht trockenen Luft in Bodennähe vieles davon auf dem Weg nach unten verdunsten wird. Oft kann man also Fallstreifen sehen. Zieht jedoch genau die höhenkälteste Luft über einen hinweg mit Temperaturen von teils -34 Grad in gut 5 km Höhe, so kann man auch örtlich Graupelschauer nicht ausschließen. 

Schwerpunkt der Niederschläge wird aber voraussichtlich die Nacht zum Donnerstag bilden, wo besonders im östlichen und südlichen Bayern mit spürbaren Regengüssen zu rechnen ist. Vereinzelt sind Blitz und Donner dabei nicht ganz ausgeschlossen. 

Im Norden deutliche Abkühlung

Während der Regen nur für einen recht begrenzten Raum ein Thema darstellt, werden noch mehr von uns die Bewölkung und auch die deutlich kühlere Luft bemerken. So werden statt heute meist 15 bis 22 Grad (abseits der Küsten) morgen in der Nordhälfte nur noch 11 bis 16 Grad erreicht werden. Doch ist dies nur ein Intermezzo - bereits am Donnerstag meldet sich die Sonne auch zwischen Nordrhein-Westfalen, Ostniedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg sowie Berlin nahezu ungestört zurück, und die Temperaturen steigen wieder an. Nur in Richtung Nordsee können dann gelegentlich dichtere Wolken auftreten, es bleibt aber trocken. Nur im Süden Bayerns kann am Donnerstag auch nachmittags weiterhin der ein oder andere Schauer den Besuch im Biergarten verwässern, da sich der Kaltlufttropfen dort dann kaum noch verlagert verharrt und sich allmählich abschwächen wird.