Sommerrückblick Teil 1

Der August neigt sich dem Ende und damit auch schon wieder der Sommer, zumindest der meteorologische – es wird Zeit, Bilanz zu ziehen!

Zum einen der Jahrhundertregen im Juni, dann wieder ständig neue Unwetter mit Überschwemmungen – der Sommer 2017 war unbeständig und definitiv spannend. Zwar wurde er überwiegend von Tiefdruckgebieten geprägt, die kaum stabile Hochdrucklagen und damit auch kein beständig-sonniges Sommerwetter zuließen. Dennoch kann sich Deutschland kaum über zu wenig Sonne beklagen und der Sommer war wider Erwarten wärmer als das langjährige Klimamittel. Wir werfen im ersten Teil einen kurzen Blick auf die meteorologischen Sommermonate Juni und Juli. Morgen folgt dann der August.

Juni – der Launische

Das Wetter im Juni war recht durchwachsen. Fast täglich wechselten sich Hoch- und Tiefdruckgebiete ab und brachten mal kältere und mal wärmere Luftmassen mit sich, sodass z.B. auch die altbekannte Schafskälte ausblieb, die sich meist in der zweiten oder dritten Juniwoche mit kalter Luft aus Nordwesten einstellt.
Erst Hoch CONCHA konnte sich ab 18. Juni für einige Tage über Deutschland halten und brachte sonniges Wetter, sodass sich die Luft in Deutschland stark erwärmen konnte. Mit dem darauffolgenden Hoch DEIKE wurde in diesem Zuge am 22. Juni im nordrhein-westfälischen St. Augustin die höchste Temperatur des Jahres mit 38,1°C gemessen. (Hier finden Sie mehr zur Hitzephase im Juni.)

Nach dieser Hitzeperiode lösten rasch aufeinander folgende Tiefdruckgebiete die Hochdrucklage ab und das erste heftige Unwetter brachte Tief PAUL am 22. Juni mit schweren Gewittern, Sturmböen und Hagel. Doch als wäre dies nicht genug gewesen, folgte nach Tief PAUL und QUIRIN schon eine Woche später der ausgedehnte Tiefdruckkomplex RASMUND, der vor allem im Berliner Raum und in Brandenburg am 29. Juni extreme Niederschlagsmengen brachte. In Oranienburg fielen innerhalb einer Stunde 102,3 Liter pro Quadratmeter. Auch in Tegel wurden immense Regenmengen von 196,9 l/m² innerhalb von 24 Stunden gemessen, dabei sind dort für den gesamten Juni 63 l/m² üblich. So kam es zu starken Überschwemmungen von Straßen und U-Bahnhöfen. Auch viele Bäume wurden durch die Niederschlagsmengen unterspült und entwurzelt. (Einige Werte zum Jahrhundertregen finden sich in diesem Artikel.)

Doch der Regen im gesamten Juni war in Deutschland sehr unterschiedlich verteilt: In der Mitte und Südhälfte Deutschlands war es eher zu trocken und beispielsweise in Frankfurt wurden lediglich 36% der für den Juni normalen Regenmengen erreicht. Dafür war der Norden aufgrund des Starkregens um vieles nasser, allen voran natürlich Brandenburg: Dort wurden bis zu 270% der normalen Niederschlagsmengen verzeichnet. Mittelt man alle Werte über ganz Deutschland, war der Juni allerdings weder zu nass noch zu trocken.

Betrachtet man abseits der Extremereignisse die Sonnenstunden und Temperaturen, erscheint der Juni auch diesbezüglich recht freundlich: Im Norden wurden ziemlich genau die Durchschnittswerte für die Sonnenstunden erreicht, in der Südhälfte waren es im Mittel sogar 20-30% mehr bis hin zu Straubing und Stuttgart, wo sage und schreibe 143% der für Juni gewöhnlichen Sonnenstunden erreicht wurden. Dementsprechend war es in Deutschland auch überall um mindestens 1,5°C wärmer als normal. Ganz im Süden Deutschlands, wie z.B. in Konstanz am Bodensee, fiel der Juni sogar um 4,3°C zu warm aus. Nimmt man 2003 aus der Wertung, war der Juni 2017 im Gesamtmittel Deutschlands damit der wärmste seit 70 Jahren und der sechstwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahre 1881.

Juli – der Regnerische

Auch der Juli wurde buchstäblich durchzogen von vielen Tiefdruckgebieten, die herannahende Hochs meist vor sich her scheuchten. Dementsprechend wechselten sich auch im eigentlichen "Hochsommermonat" Sonne, Wolken, Regen und Gewitter beständig ab. Zumindest erfüllte sich damit die Siebenschläferregel, die besagt, dass sich die Witterung zwischen dem 4. und 10. Juli sieben Wochen lang fortsetzt. Da hierbei das Wetter unbeständig war, folgte auch die Wochen danach kaum Wetterberuhigung.

Die erste Woche startete zumindest im Süden recht heiß mit den kurz andauernden Hochs FRANCOISE und GISELA. Abkühlung brachten bald darauf rasch durchziehende Tiefs mit polaren Luftmassen. Unter Einfluss von Hoch HANNA wurden allerdings ab 13. Juli subtropische Luftmassen nach Deutschland gelenkt, woraufhin in Mühlacker, Baden-Württemberg, am 19. Juli die im Juli 2017 höchste Temperatur von 36,7°C gemessen wurde.
Der Monat Juli war zwar wiederum wärmer als das klimatische Mittel für Juli, jedoch bei weitem nicht mehr so stark: Im Norden war der Monat nur ca. 0,5°C zu warm, sonst meist um 1,5°C. Die höchsten Abweichungen gab es wiederum in der Südhälfte, wie z.B. in Hof und Stuttgart mit jeweils +2,0°C Abweichung vom langjährigen Mittelwert.
Bezüglich der Sonne lässt der Juli allerdings zu wünschen übrig: Fast überall in Deutschland schien zu wenig Sonne, nur in wenigen Regionen in Deutschland wurde die für Juli übliche Sonnenscheindauer erreicht. An allen weiteren Orten gab es meist nur 80% bis 95%. Gesamtdeutschland erreichte mit 197,6 Sonnenstunden im Durchschnitt nur 91,5% der üblichen Werte. Dies kam durch häufige Niederschläge und den damit verbundenen dichten Wolkenfeldern zustande.

Was viele intuitiv schon längst geahnt haben bestätigen die Werte: Außer in Niederbayern, im Alpenvorland, am Oberrhein und in wenigen kleineren Regionen in Norddeutschland (z.B. Raum Bremen) fiel im Juli überall in Deutschland mindestens ein Drittel mehr Niederschlag als üblich. In den letzten 50 Jahren hat es zudem nur 1980 und 1993 ähnliche oder höhere Regenmengen als im Juli 2017 gegeben. Der diesjährige Juli setzte den Juni bezüglich der Rekordwerte würdig fort, denn er war der fünftnasseste Juli seit 1882. Auch mehrere Starkregenereignisse waren nämlich wieder mit von der Partie. So fielen bei starken Unwettern im niedersächsischen Nordstemmen-Mahlerten 24-stündig bis zum 25. Juli morgens 126 l/m², was nachfolgend auch im Harz zu großen Überschwemmungen führte. Das bedeutete für den Brocken, dass dort 322% der sonst für den Juli üblichen Regenmengen herunterkamen. Und auch in Brandenburg und Berlin war es extrem nasser als üblich mit teilweise mehr als der dreifachen üblichen Monatsmenge. Gesamtdeutschland verzeichnete damit durchschnittliche Regenmengen von 128,7 l/m² und erreichte damit 163,6% der Normalwerte.