Das Wochenendwetter nach dem Jahrhundertregen

Im Osten gab es örtlich unfassbare Regenmengen. Wie geht es nun wettertechnisch am Wochenende weiter?

Normalerweise blicken wir Freitag in unseren News immer direkt auf das Wochenende voraus. Aber nach dem Jahrhundertregenereignis in einigen Teilen Deutschlands, werfen wir diesmal zunächst einen Blick zurück. Zudem konzentrieren wir uns auch etwas mehr auf die hauptbetroffene Region Berlin und Brandenburg.

Land unter in Berlin und Umgebung

Mit Superlativen sind ja einige Medien heutzutage, nur um die beste Schlagzeile zu erhaschen, leider häufig schnell dabei. Dennoch kann man ohne zu übertreiben beim aktuellen Dauerregen von einem Jahrhundertereignis sprechen.

Der Rekordwert wurde dabei in Oranienburg nordwestlich von Berlin erreicht, wo in den letzten 24 Stunden (Stand 10 Uhr) sagenhafte 260,6 Liter pro Quadratmeter (l/m²) Regen gefallen sind! Zum Vergleich, ansonsten wären 67,8 l/m² im Monat Juni das übliche Soll, was somit an einem Tag fast um das Vierfache übertroffen wurde! Noch beeindruckender wird dieser Wert, wenn man ihn in Relation zur mittleren Jahressumme von 560 l/m² stellt, wo demnach fast die Hälfte des Jahressolls an nur einem Tag vom Himmel kam! Der Flughafen Berlin-Tegel folgt in der Rangliste. Hier fielen in den letzten 24 Stunden 154,4 l/m² Regen, also mehr als das doppelte Monatssoll für den Juni von 70,9 l/m². Ähnliche Werte wurden in Bestensee bei Königs Wusterhausen gemessen, wo 151,7 l/m² gefallen sind. Aber auch ansonsten wurden in Berlin und Umgebung vielfach Werte über 100 l/m² gemessen. Entsprechend groß waren und sind die Einschränkungen im öffentlichen Leben in der Hauptstadtregion. Die Feuerwehr rief den Ausnahmezustand aus, der aktuell auch weiterhin noch anhält. Bisher zählt die Berliner Feuerwehr übrigens schon über 3000 Einsätze.  In unserer Unwetterzentrale (www.uwz.de) laufen auch immer noch violette Warnungen der höchsten Stufe.

Entspannung zum Start ins Wochenende?

Die wichtigste Frage vorab ist dementsprechend natürlich, ob sich die Lage am Wochenende in den hauptbetroffenen Regionen entspannt. Hier kann die gute Nachricht schon gegeben werden, dass das Schlimmste überstanden ist. Tief RASMUND zieht unter Abschwächung mit seinem Zentrum weiter zur Ostsee. Zwar folgt am Samstag von Westen her neuer Regen, jedoch ist dieser nicht mehr unwetterartig. Zudem ist die hauptbetroffene Region dann eher Nordrhein-Westfalen, wo vielerorts sogar Wasserknappheit herrscht. Vor allem die Region Münsterland wartet sehnsüchtig auf Regen. Zum Vergleich: In Legden im Westmünsterland gab es in den letzten drei Monaten insgesamt nur 72 l/m², was den trockensten 3-Monatszeitraum seit Wetteraufzeichnungsbeginn im Jahre 1951 darstellt. Temperaturmäßig gestaltet sich der Samstag bundesweit eher bescheiden, denn in der maritimen Polarluft werden nur 14 bis 23 Grad erreicht.

Sommerlicher Sonntag?

Eine wirkliche Rückkehr des Sommers ist auch für den Sonntag nicht in Sicht. Der Regen zieht über den Südosten allerdings langsam ab und nachfolgend stellt sich dann ein Sonne-Wolken-Mix, wobei insbesondere im Westen und Nordwesten aber auch kurze Schauer dabei sein können. Zudem ist auch der Westwind ein Thema, der vor allem an der Küste zu starken bis stürmischen Böen führt. Bei den Höchstwerten verändert sich dagegen nicht sonderlich viel. Es bleibt deutschlandweit bei nur mäßig warmen 16 bis 23 Grad.

Zusammenhang mit Klimawandel und Siebenschläfer?   

 

Der Starkregen fällt genau in den Siebenschläfer-Zeitraum, welcher bekanntlich am 27.6. begonnen hat. Heißt das nun, dass uns ein extrem verregneter Sommer bevorsteht? Nun ja, die in Deutschland immer noch recht beliebten Bauernregeln sind insgesamt mit großer Vorsicht zu genießen, jedoch ist die Siebenschläfer-Regel tatsächlich eine der am besten funktionierenden Bauernweisheiten. Statistisch gesehen verhält sich das Sommerwetter tatsächlich in vielen Regionen mit ca. 70% Wahrscheinlichkeit wie in der Phase von Ende Juni bis Anfang Juli.

Ferner kommt bei einem solchen Extremereignis natürlich auch unweigerlich die Frage nach dem Klimawandel und ob dieser dafür verantwortlich ist. Dies kann hier klar mit nein beantwortet werden, denn eine solche Vb-Wetterlage gab und gibt es immer wieder. Hierbei bildet sich über der Mittelmeerregion (oft über dem Golf von Genua) ein Tief, füllt sich dort quasi mit sehr feuchter Luft mediterranen Ursprungs auf und zieht dann mit südlicher Strömung mit seinem Zentrum unter Verstärkung an den Ostalpen vorbei nach Norden. Die Feuchtigkeit regnet sich dann typischerweise im Osten und Südosten Deutschlands ab. Je nach genauer Zugbahn und Geschwindigkeit des Tiefs werden dann gewisse Regionen stärker oder schwächer getroffen. Auch die großen Hochwasserkatastrophen an Oder, Elbe und Donau waren mit ähnlichen Wetterlagen verbunden. Diesmal traf der Schwerpunkt eben Berlin und Umgebung. Insgesamt erwarten Klimaforscher für die Zukunft jedoch eine leichte Zunahme an Starkregenereignissen für Deutschland.