Winter 2015/16 - einer der wärmsten seit über 100 Jahren

Heute ist schon meteorologischer Frühlingsanfang, deshalb blicken wir zurück.

Mit einer mittleren Abweichung von knapp 3,4 Grad (Stand 29.2.2016) schafft es dieser Winter in die Top 5 der mildesten Winter seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichung 1881/1882.

Einer der wärmsten Winter seit über 100 Jahren

Heute ist schon meteorologischer Frühlingsanfang, Zeit, um den Winter 2015/16 mal Revue passieren zu lassen. In vielen Regionen war gar nicht richtig Winter, das spiegelt sich auch in der Statistik wider. Der Winter 2015/2016 (Dezember-Februar) geht als einer der wärmsten seit dem Beginn regelmäßigen Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 in Deutschland ein. Mit einer positiven Abweichung von 3,4 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert (Klimareferenzperiode 1961-90) belegt er den Platz 5 der wärmsten Winter seit 1881/1882 (Stand 29.02.2016).

Alle drei Wintermonate waren deutschlandweit zu "warm", allen voran der Dezember. Dieser ging als der wärmste seit Aufzeichnungsbeginn mit einer Abweichung von +5,6 Grad in die Statistik ein. Der Januar zeigte sich zumindest im Nordosten länger winterlich, dort fiel der Monat mit einer Mitteltemperatur von -0,8 Grad auch leicht zu kalt aus. Im Süden und Westen hingegen gab es es kaum kalte Phasen, in Nordrhein-Westfalen wurde sogar am 25. Januar mit frühlingshaften Temperaturen bis 18 Grad ein neuer Januarrekord aufgestellt. Der Februar zeigte sich häufig nass, windig und ebenfalls zu mild. Auch dieser Monat schlägt mit fast 3 Grad über dem Mittel in die Statistik ein. In Erinnerung wird wohl auch der windige Rosenmontag bleiben, aufgrund von Sturmwarnungen wurden viele Karnevalsumzüge abgesagt.

Wärmste Winter seit 1881
WinterTmit (Abweichung)
Winter 2006/074,4 Grad (+4,1)
Winter 1974/753,6 Grad (+3,5)
Winter 1989/903,6 Grad (+3,5)
Winter 2015/163,4 Grad (+3,2)

Sehr mild

Etwas mehr Sonne, etwas mehr Niederschlag

Platz 5 nimmt der Winter 2013/14 ein, mit einer Mitteltemperatur von 3,1 Grad liegt er knapp hinter dem diesjährigen Winter. Nur mal zum Vergleich, der kälteste Winter in Deutschland war im Jahr 1962/63, dort betrug die Mitteltemperatur -5,48 Grad (die Abweichung vom Mittel also -5,6 Grad).

Die größte positive Abweichung wurde dabei in der Südhälfte registriert: In Hof, Stuttgart und Kempten betrug sie nach vorläufiger Berechnung rund 4 Grad über den langjährigen Mittelwerten. Helgoland kommt auf die geringste Abweichung mit immer noch über 2,5 Grad über dem Mittel.

Dennoch gab es kalte Phasen in diesem Winter, im Januar gab es zwei Perioden von je ungefähr einer Woche, bei denen vor allem im Norden und Osten gebietsweise Dauerfrost herrschte. Der kälteste Wert dieses Winters aus bewohntem Gebiet stammt dabei vom Morgen des 22.01.2016 - Nach klarer Nacht über Schnee konnte in einer hoch gelegenen Muldenlage, in Kühnhaide, einem Ortsteil von Marienberg im sächsischen Erzgebirge, eine Tiefsttemperatur von -30 Grad erreicht werden! Der wärmste Monat  war der Dezember, allerdings gab es die höchsten Temperaturen an Einzeltagen in der letzten Februardekade. So wurde in Piding bei Bad Reichenhall durch Föhneffekte am 22.02. eine Höchsttemperatur von 20,0 Grad erreicht.

Im Deutschlandmittel war dieser Winter ein eher sonnenscheinreicher: So gab es knapp ein Siebtel mehr Sonnenstunden als im langjährigen Mittel (154 Stunden). Vor allem im Süden Bayerns half der Föhn dabei, öfter einen sonnigen und eher frühlingshaften Eindruck zu vermitteln, teilweise kamen dort 280 Stunden Sonne zusammen, in Ostholstein an der Ostsee dagegen teils nur an die 100 Stunden.

Dabei startete der Winter eher trocken im Dezember. Dieses Niederschlagsdefizit von nur gut der Hälfte des Langzeitdurchschnitts an Niederschlag holte er aber in den Monaten Januar und Februar auf, sodass sich zum Schluss geringfügig mehr Niederschlag aufsummierte als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Im Februar gab es sogar ungefähr die Hälfte mehr an Regen bzw. Schnee. Die größten Abweichungen vom Normalwert nach oben traten dabei rund um den Bodensee, im Rhein-Main-Gebiet und in Schleswig auf.

Milde Winter und dessen Folgen

Die extrem milde Witterung im November und Dezember bringt Flora und Fauna ganz durcheinander, nachdem Ende Oktober der Winter schon einmal einen Streifschuss unternommen hatte, ging auch die Pflanzenwelt größtenteils in die Ruhephase über. Doch aufgrund der hohen Tagestemperaturen und auch der frostfreien Nächte war die Natur wieder im Frühlingsmodus. Bereits im Dezember begann der Pollenflug, vor allem Haselpollen waren mit leichter Konzentration in der Luft. Aber nicht nur Allergiker leiden in milden Wintern, sondern auch die Betreiber der Wintersportgebiete.

Das Geschäft im Dezember fiel vor allem in den Mittelgebirgen fast komplett aus, aber auch in den Alpen sah es zu Beginn des Winters nicht gut aus. Schneearmut und zu hohe Temperaturen ließen die Natur größtenteils grün. Nur dort, wo Schneekanonen auch bei höheren Temperaturen eingesetzt werden konnten bzw. wo Schneedepots angelegt wurden, war Wintersport zumindest eingeschränkt möglich. Ganz besonders schlimm traf es Harz und Thüringer Wald. Dort ist die Saison sowieso schon recht kurz, und wenn dann ein kompletter Monat weg fällt, trifft es besonders hart. Anfang Januar musste sogar der Weltcup der Biathleten in Oberhof aufgrund von Schneemangel nach Ruhpolding verlegt werden.