Rekordwärme: Über 18 Grad im Januar

Der gestrige Tag hat vor allem im Westen frühlingshafte Wärme gebracht - auch in den nächsten Tagen sind Wärmerekorde möglich:

"Ja, ist denn schon Frühling?" Das wird sich gestern so mancher gedacht haben, der im Westen Deutschlands vor die Tür getreten ist. Besonders in Rheinland-Pfalz und im westlichen Nordrhein-Westfalen ist man dabei bei Höchsttemperaturen von bis zu 18 Grad in der Winterjacke ins Schwitzen gekommen, an manchen Stationen wurden derartige Werte um diese Jahreszeit noch nie gemessen. Und auch in den kommenden Tagen sind noch Wärmerekorde möglich. Wie kommt es dazu?

Am Montag Geilenkirchen über 18 Grad

Die wärmste Region war dabei die Jülich-Zülpicher Börde im Südwesten von Nordrhein-Westfalen am Nordrand der Eifel. An mehreren Wetterstationen wurden dort Höchstwerte um 18 Grad registriert. Spitzenreiter war die Station Geilenkirchen mit 18,3 Grad gefolgt von Eschweiler mit 18,0 Grad. Aber auch sonst lag die Höchsttemperatur vom westlichen Nordrhein-Westfalen bis nach Rheinland-Pfalz häufig um oder über 15 Grad, Temperaturwerte am oberen Rande des Machbaren.

Dies schlägt sich auch ein einigen so genannten Dekadenrekorden nieder. So stellte die Wetterstation Lingen im südwestlichen Niedersachsen mit einem Maximum von 14,0 Grad einen neuen Rekord für die dritte Januardekade (21. bis 31.01.) auf, der alte lag bei 13,4 Grad und stammt vom 30.01.2002 - die Messreihe geht dort bis in das Jahr 1951 zurück. An der MeteoGroup-Wetterstation Legden im Münsterland (seit 1978) maß unser Kollege Jürgen Weiß zum zweiten Mal den Dekadenrekord von 13,6 Grad ab wie bereits ebenfalls am 30.01.2002. Auch Saarbrücken konnte den alten Rekord erneut erreichen mit maximal 13,4 Grad (wie ebenfalls das erste Mal am 30.01.2002, Aufzeichnungen seit 1951).

Wie kommt es zu der Wärme?

Um Rekordwerte zu erreichen bedarf es mehrerer Zutaten, die ideal aufeinander abgestimmt sein müssen. Zunächst einmal muss natürlich die Luft selbst sehr warm sein. Diese sehr warme Luft wird mit einer kräftigen westlichen bis südwestlichen Strömung vom mittleren Atlantik her zu uns gebracht, wie man bei MeteoEarth.com sehr gut nachvollziehen kann. Auffällig ist dabei aber auch ein kräftiges Hochdruckgebiet, das von den Azoren bis in den Mittelmeerraum reicht, unterbrochen nur durch ein Höhentief über Portugal. Diese Druckkonstellation ist für unsere Breiten normalerweise im Sommer üblich. Für den Winter ist die Zugbahn der Tiefs dadurch deutlich nach Norden verschoben. Und können die in den nächsten Tagen immer wieder vom Atlantik zu uns ziehenden Tiefs auf ihren Vorderseiten die milde Luft mit kräftigem Höhenwind zu uns bringen.

Diese Tiefs entstehen und verstärken sich wiederum so gut, da es vom grönländischen Raum her häufig zu kräftigen Kaltluftvorstößen in Richtung Atlantik kommt, und die großen Temperaturunterschiede auf engem Raum unterstützen dabei die Tiefdruckentwicklung. Und mehr noch: Die Wasseroberfläche des östlichen Mittelatlantiks ist derzeit um 1 bis 3 Grad wärmer als im langjährigen Mittel, wodurch sich auch die Luft auf dem Weg zu uns noch weiter erwärmen kann. Damit wäre geklärt, wieso die Luft in der Höhe so rekordverdächtig mild werden kann. Dies zeigt sich auch in einer der Abbildungen: Dort ist die Temperatur in ca. 1,5 km zu sehen, oder genauer die Abweichung vom bisherigen Höchstwert, der in den 45 Jahren zwischen 1957 und 2002 erreicht wurde. Positive Werte bedeuten also eine rekordverdächtig warme Luftmasse.

Im Winter keine Wärmerekorde ohne Wind

Damit nun aber diese Wärme in der Höhe auch nicht nur im Mittelgebirge, sondern auch im Tiefland ankommt, benötigt es noch den Wind. Eine ausreichende Windstärke ist wichtig, um die Luft durchzumischen, dass sich also die Höhenwärme auch in allen Luftschichten durchsetzen kann. Bei schwachen Windverhältnissen hält sich sonst die schwere, kältere Luft "am Boden fest", oft kommt es dann auch zu einer Inversionswetterlage mit zähem Nebel oder Hochnebel. 

Mit dem Wind zusammenhängend kommt nun die letzte Zutat für die höchsten, in Deutschland gemessenen Temperaturen ins Spiel, und das sind die Gebirge. Schaut man sich auf unserer Karte die Verteilung der Höchstwerte an, so fällt auf, dass die wärmsten Regionen überwiegend an Nord- und Osträndern von Eifel, Hunsrück, Schwarzwald, Harz und natürlich den Alpen zu finden sind. Der Grund ist hier in jedem Fall der Föhn, der beim Absteigen auf der windabgewandten Seite der Gebirge für zusätzliche Erwärmung sorgt. 

Weitere Rekorde möglich

Da sich nun in den kommenden Tagen an der Wetterlage nur wenig ändern wird, sondern sie sich immer wiederholt, wird der Montag sicherlich nicht der letzte Tag gewesen sein, der neue Wärmerekorde für den Januar hervorgebracht hat. Und nach einer leichten Abkühlung am Sonntag sind dann ab kommenden Montag sogar neue Rekorde für die 1. Februardekade in Sicht.