Wo der Frühling schon richtig blüht und wo noch nicht

Wann blüht die Natur bei mir auf? Für den "Kickstart" des Frühlings gibt es ein Stichwort: Grünlandtemperatursumme. Wie man sie selbst berechnet:

Besonders in den vergangenen, schönen Tagen haben sicherlich viele die bunten Tupfer in der Natur genossen, die sich - hier mehr und da weniger - bereits in der Natur zeigen. Krokusse, teils sogar schon Tulpen bringen erfrischende Farbe nach den grauen Wintermonaten. Doch nicht überall hat die Natur schon so richtig losgelegt. Wo sollten wir der Natur also noch Zeit lassen, und wo sollten wir den Zier- und Nutzpflanzen schon mit Dünger helfen? 

Stand der Vegetation aktuell

An dieser Stellen möchten wir noch einmal auf die so genannte phänologische Definition des Frühlings zurückkommen, die wir bereits vor 10 Tagen behandelt haben. Dort haben wir bereits den Vorfrühling und den Erstfrühling behandelt, der je nach Blütebeginn verschiedener Pflanzen eingeteilt wird - der Vorfrühling beginnt mit der Blüte der Haselnuss und der Erstfrühling mit der der Forsythie.

Nach dieser Definition befindet sich Deutschland zurzeit zwischen Vor- und Erstfrühling. Denn während in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens bis zum südlichen Niedersachsen sowie entlang des Rheines bereits der Beginn der Forsythienblüte vermeldet wurde und damit dort der Erstfrühling Einzug gehalten hat, ist sonst hiervon allenfalls an einzelnen begünstigten Orten die gelbe Blütenpracht zu erahnen - vielmehr bringt hier noch der Winterjasmin gelbe Tupfer in die noch recht graue Landschaft des Vorfrühlings. Beinahe überall jedoch erblüht oder erblühte bereits die Haselnuss. Der Flug der Haselpollen hat seinen Zenit derweil bereits weit überschritten und ist selbst an trockenen Tagen meist nur noch schwach.

Natur holt auf

Gemessen am langjährigen Mittel der phänologischen Beobachtungen in der Datenbank des Deutschen Wetterdienstes blühte die Haselnuss nämlich knapp zwei Wochen später als üblich. Dagegen lässt der derzeit noch eher karge Meldestand für den Beginn der Forsythienblüte erahnen, dass die Natur aufgeholt hat, denn die aktuelle Meldedichte ist laut Phänologiestatistik im Plan oder sogar knapp (etwa einen Tag) früher als im langjährigen Mittel.

Hier lässt sich die Vorwitterung der vergangenen Monate ablesen: Der Januar 2017 war vor allem in der Mitte und im Süden deutlich kälter als normal - dementsprechend kann man hier auch die größte Verzögerung bei der Haselnussblüte erkennen. Dagegen waren der Februar und auch der März bisher verbreitet zu mild - deutlich zu mild - weswegen die Vegetation aufholen konnte.

Selber berechnen, ab wann es richtig blüht

Wann düngen? Wann Rasen mähen?

Natürlich wartet man nun auch in den übrigen Regionen darauf, dass die Natur so richtig loslegt. Kleingärtner möchten wissen, ob sie mit der Vorbereitung des Rasens beginnen können oder ab wann es sich lohnt, Tulpen, Rosen oder andere Zier- und Nutzpflanzen mit Dünger zu versorgen. Das Gute daran ist, dass man diesen Termin selbst berechnen kann. Die Agrarmeteorologie bedient sich dabei der so genannten Grünlandtemperatursumme (GTS). Wenn sie den Wert von 200 Grad erreicht hat, beginnt das nachhaltige Wachstum und die Pflanzen sind bereit, Stickstoff aufzunehmen.

Die Grünlandtemperatursumme (GTS)

Die Grünlandtemperatursumme ist recht leicht zu berechnen. Es ist - wie der Name schon sagt - eine Wärmesumme. Es tragen dabei nur die Tage zur GTS bei, die eine Mitteltemperatur über Null Grad Celsius aufweisen. Noch eine Kleinigkeit zur Einheit: Während wir in die Temperatur °C messen, so ist es physikalisch nicht korrekt, bei Temperaturdifferenzen diese Einheit zu benutzen, wie es fälschlicherweise mancherorts zu lesen ist. Stattdessen wird die Einheit Kelvin (K) benutzt, die aber den gleichen Zahlenwert besitzt. Es gilt also: Die nachhaltige Vegetation beginnt ab einer Grünlandtemperatursumme von 200 K.

Für die GTS werden alle positiven Tagesmitteltemperaturen ab Januar aufsummiert. Dabei werden diejenigen aus dem Januar noch mit 0,5 multipliziert, die aus dem Februar mit 0,75. Tagesmitteltemperaturen ab März tragen vollständig zur GTS bei. 

Die Verteilung der GTS in Deutschland gehen dabei Hand in Hand mit der Vegetationsentwicklung: In tiefen Lagen des Westens und Südwestens ist der Schwellenwert von 200 K bereits häufig überschritten, in der Mitte und im Südosten nur stellenweise, im Nordosten noch nicht. So hat Freiburg im Breisgau bis zum 17.03. bereits eine GTS von 251 K! In Magdeburg dürfte der Schwellenwert heute erreicht werden, bis gestern lag die GTS bei knapp 198 K. Am längsten Geduld braucht man noch im Nordosten, in Greifswald beispielsweise liegt die Summe bislang erst bei gut 150 K

Nehmen wir uns nun einmal die Hansestadt Greifswald heraus. Wann startet hier der Frühling so richtig durch? Es wird nicht mehr allzu lange dauern. Schauen wir uns die entsprechende Tabelle in den Abbildungen an. Im blauen Kasten sind die Mitteltemperaturen (nicht die Höchsttemperaturen) der vergangenen Tage sowie unsere Prognose der kommenden Tage zu sehen. Summiert man nun die Werte ab dem 18.03., also heute, auf, so errechnet sich die 200 K - Schwelle für den 24.03., damit dürfte in den meisten Regionen Deutschlands das Pflanzenwachstum so richtig durchstarten. Das bedeutet, dass erst ab dann die Pflanzen in der Lage sind, Stickstoff aus der Düngung zu verarbeiten. Vorher sollte man damit auch nicht beginnen, da das Düngemittel von den Pflanzen nicht aufgenommen wird und die Gefahr des Auswaschens besteht. So oder so bleibt als Quintessenz: Der Frühling legt jetzt richtig los oder kommt jetzt bald auch nach ganz Deutschland!