Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Das Wetter zeigt sich momentan wenig sommerlich. Ist das noch normal oder sollten wir uns Sorgen machen? Schauen wir heute auf den Monat Juni und seine Besonderheiten.

Wo bleibt der Sommer? Wann wird es wieder warm? Nur zwei der in letzter Zeit so häufig gestellten Fragen. Anlass genug, diesen Monat mal etwas genauer zu betrachten:

Deutschland liegt in einer Klimazone, die hauptsächlich von westlichen Strömungsmustern geprägt ist. Das Wetter am Boden wird durch die Lage und Stärke der Luftströmung in etwa 5 bis 10 km Höhe bestimmt. In dieser Westströmung entwickeln sich in stetiger Abfolge Tiefdruckgebiete über unserer Wetterküche – dem Atlantik. Die Tiefs ziehen hauptsächlich über die Britischen Inseln, Nord- und Ostsee hinweg hinein in das nördliche Osteuropa und bringen uns das typische „wechselhafte“ Wetter – sozusagen ein „Klassiker“ der Wetterlagen. Es ist dabei nicht untypisch, dass sich zwischen den einzelnen Tiefs vorübergehend freundliches Wetter einstellt. Diese Wetterberuhigung geht mit den sogenannten Zwischenhochs einher. Leider haben diese nur eine kurze Lebensspanne und ziehen meist rasch weiter. Nach einer oftmals ruhigen Witterung Ende Mai und Anfang Juni ist vor allem im Zeitraum 10.-20. Juni eine West-/Nordwestlage vorherrschend.

Erst jüngst haben wir das Thema Schafskälte behandelt. Kalte Luft kann man sich als einen trägen Körper vorstellen, der sich nur langsam verlagern möchte. Das kalte bzw. kühle und phasenweise nasse Wetter ist dabei nicht auf einen einzigen Tag limitiert. Ganz im Gegenteil: Es ist ein langer, teils über ein paar Wochen andauernder Witterungsabschnitt, welcher in der Meteorologie unter dem Namen „europäischer Sommermonsun“ bekannt ist. Schön und gut, doch wann kommt jetzt der Sommer? In der Regel wird erst mit dem Monatsende bzw. im Zeitraum vom 5.-10. Juli entschieden, in welche Richtung sich der Sommer entwickelt. Doch wer entscheidet das? Die eingangs erwähnte Höhenströmung ist letztendlich der Entscheidungsgeber über den Verlauf des Sommers. Die Atmosphäre tendiert dazu, sich in dem eben genannten Zeitraum auf eine bestimmte Lage (Breitenkreisbereich) eingependelt zu haben. Diese Lage des Höhenstroms (auch Strahlstrom oder Jetstream genannt) ist ausschlaggebend für die Zugbahn der Tiefdruckgebiete und Verteilung der Hochs.

Historie

In den letzten 10 Jahren gab es in der Nordhälfte Deutschlands mindestens drei bis fünf Jahre, in denen der Juni regional zu kalt verlief. Die Temperaturabweichung zum Normalwert betrug beispielsweise im Juni 2009 und 2012 in ein paar Gebieten Norddeutschlands stolze -1,2 Grad. Dem gegenüber stehen warme Junimonate in den Jahren 2006, 2007, 2008 und 2011. Etwas schwieriger ist die Betrachtung für die Südhälfte Deutschlands. Der Süden ist klimatechnisch eher kontinental geprägt, der Einfluss der noch kühlen Meere macht sich dort nur in abgeschwächter Form bemerkbar. Dennoch fällt selbst in der Südhälfte der Juni zumindest regional in ein bis drei von zehn Jahren um 0,2 bis 0,6 Grad zu kühl aus; keine große Sache im Vergleich zu den Abweichungen in der Nordhälfte. Auffällig sind eher die positiven Abweichungen, so beispielsweise in den Jahren 2005, 2006, 2007 und 2008. In diesen Jahren war der Juni in Süddeutschland gebietsweise zwei bis drei Grad zu warm.

Wir können also gespannt sein, wie sich das Wetter zum Monatswechsel zeigt. Erst dann kann man genauere Angaben über den weiteren Verlauf des Sommers machen. Aus heutiger Sicht deuten sich für den Zeitraum um den 27. Juni mäßig warme Temperaturen im Bereich von 20 bis 25 Grad an, dabei kann wohl nur bedingt von sommerlichen Werten gesprochen werden. Nachfolgend, also mit dem Monatsende, suggerieren einige Berechnungen einen Temperaturanstieg auf 25 bis 30 Grad, teils auch leicht darüber. Mit welchem Wetter diese Temperaturen einhergehen sollen ist noch unklar. Lange Rede, kurzer Sinn. Es kann nicht schaden, sich in Geduld zu üben. Der Sommer 2015 hat gerade erst begonnen und sollte noch längst nicht abgehakt werden.