Das Problem mit Nebel und Hochnebel

Wie lange hält sich der Nebel? Löst er sich auf? Das sind mit die schwierigsten Fragen in der Wettervorhersage. Woran liegt das?

Gegensätzlicher als heute könnte das Wetter kaum sein. Teils liegen Regionen im kalten Dauergrau und die mit durchweg blauem Himmel und Sonnenschein nur wenige Kilometer auseinander. Und während sich die Sonne von Süden her immer mehr Gebiete in Deutschland erobert, ist es dennoch nahezu unmöglich, für jeden Ort im Nebel oder unter Hochnebel die genaue Sonnenscheindauer vorherzusagen. Aber warum ist das so?

Die Inversionswetterlage

Momentan haben wir es mit einer ausgeprägten Inversionswetterlage zu tun. Man spricht von einer Inversion, wenn die Temperatur mit der Höhe nicht sinkt, sondern steigt. Dies geschieht vor allem in den Wintermonaten. Dabei kühlt der Boden nach klaren Nächten aus, oder die Kaltluft hält sich dort noch von der Vorwitterung. Darüber erreicht uns dann wie aktuell mit Hoch "Gabriela" in der Höhe deutlich mildere Luft. Da sich allerdings die Atmosphäre unter Hochdruckeinfluss beruhigt und die Luft absinkt, erfolgt bei schwachem Wind kein Austausch mit der schweren, kalten Luft in Bodennähe. Mehr noch: Durch das Absinken erwärmt sich die Luft, da der Luftdruck steigt. Dies kann man am besten zu Hause mit einer Fahrradpumpe nachempfinden. Drückt man dort die Luft hinein, so fühlt man, wie sich die Pumpe erwärmt.

Die Temperaturgegensätze zwischen kaltem Boden und warmer Höhe nehmen also noch mehr zu. Ein extremes Beispiel war Oberstdorf am Donnerstagmorgen: Im Ort selbst wurde um 6 Uhr eine Temperatur von -10 Grad registriert, aber auf der Sprungschanze, gut 100 Meter höher, war es zur gleichen Zeit mit +2 Grad ganz 12 Grad wärmer! Dabei wird die höhenmilde Luft an der Grenzschicht so weit abgekühlt, dass sie auskondensiert, sich also Wassertröpfchen und damit Wolken bilden. Anders kann sich nach klarer Nacht und ausgekühltem Boden auf gleiche Art in Bodennähe Nebel bilden, der nicht über die Inversionsgrenze hinaus reicht, sondern sich nur langsam tagsüber von unten her - teilweise - auflösen kann. Dann wird aus Nebel Hochnebel. Die Obergrenze der Inversionsschicht wirkt dabei wie ein Deckel, unterhalb können sich auch Schadstoffe ansammeln, und die Feinstaubkonzentration nimmt allmählich zu.

Hauchdünne Wolkenschicht

Wer dabei heute im trüben Dauergrau sitzt, wie es zum Beispiel oft im Donautal der Fall sein wird, der kann sich wohl kaum vorstellen, dass ihn nur eine hauchdünne Wolkenschicht von dem tiefblauen Himmel darüber trennt. Wer allerdings in Gebirgsnähe wohnt, dem sei dabei ein Aufstieg empfohlen. Denn dann startet man im Tal unter einer strukturlosen, grauen Wolkenschicht. Irgendwann taucht man dann in die Wolken ein, dabei ist es neblig, und bei entsprechender Temperatur kann sich die Natur reif-bedeckt zeigen. Geht man weiter nach oben, so wird es allmählich heller. Und auf manchen Bergen steht man dann in sehr milder Luft über den Wolken bei hervorragender Fernsicht. Fotoreporter Bernd März ist dabei am gestrigen Morgen früh aufgestanden, um dieses Erlebnis festzuhalten. Die Bilder in diesem Beitrag und das folgende Video stammen dabei vom Sonnenaufgang auf dem Fichtelberg im Erzgebirge, der über die Wolken hinausragte. Wir empfehlen, es sich bei höchster Auflösung und im Vollbildmodus zu bewundern:


Sonnenaufgang über dem Hochnebel auf dem Fichtelberg am 11.02.15

Unzuverlässige Vorhersagemodelle

Das Problem für den Meteorologen ist nun, dass winzige Unterschiede in Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Windrichtung Nebel oder Hochnebel auflösen können oder nicht. Zum Beispiel löste sich der Hochnebel und Nebel durch Lee-Effekte auf der Nordseite des Erzgebirges bereits in weiten Teilen Sachsens am Donnerstagmorgen auf, gleiches gilt für das Thüringer Becken, wo die Wolken durch den schwachen südlichen Wind am Thüringer Wald hängen blieben und so nördlich hiervon den Blick auf die Sonne freigeben konnten. Auch nördlich der Eifel heiterte es bereits am Morgen in Nordrhein-Westfalen auf, und die Karnevalsjecken in Köln und Düsseldorf freuen sich zur Stunde über immer mehr Sonnenschein.

Die vielen Vorhersagemodelle, die wir bei MeteoGroup zur Verfügung haben, haben ebenfalls höchstens Richtungscharakter, als dass sie die Bewölkungsentwicklung exakt berechnen könnten. Dies fällt bereits bei einem Modellvergleich auf, der teils riesige regionale Unterschiede zeigt - Das gilt für die Bewölkung als auch für die Höchsttemperatur. Wir stützen uns dabei in diesem Fall gerne auf so genannte Lokalmodelle mit einer höheren Auflösung. Denn diese muss gerade in der Vertikalen, also mit der Höhe, ausreichend hoch sein, um die dünne Inversionsschicht überhaupt erfassen zu können. Gröber aufgelöste Modelle gaukeln dabei gerne Sonnenschein vor. Und so kommt es an solchen Tagen wie an diesem bei vielen Wetter-Quellen zu Prognosen von sonnigem Wetter, die für manche Orte dann zu einer Enttäuschung werden können, da man statt Dauerblau bei +8 Grad Dauergrau bei 0 Grad Höchsttemperatur erleben kann. 

Immerhin: auf den Bergen der Mittelgebirge und auf den Alpengipfeln kann man für heute Sonnenscheingarantie geben, auch große Regionen nördlich der Gebirge werden in den Genuss eines sonnigen Tages kommen. Schwierig wird es in den Niederungen Bayerns und auch im Norddeutschen Tiefland. Dort dürften sich dichte Wolken oder auch Nebel halten. In den kommenden Tagen bleibt die Unsicherheit Nebel, tiefe Wolken oder Sonnenschein vor allem im Osten Deutschlands weiter bestehen. Insgesamt sollten in der trockener werdenden Luft die sonnigen Regionen aber dort in der Mehrzahl sein, im Westen sorgen dagegen Tiefausläufer für Wolkenfelder und eventuell auch für Regen. Doch hierüber haben wir bereits im Rahmen des Karnevalswetters geschrieben.