Gewitter mit Starkregen: Wie kommt es zur aktuellen Unwetterlage?

Schon am Freitag traten lokale, kräftige Gewitter auf, heute ist Höhepunkt der Unwetterlage. Wie kommt es dazu? Auf was ist zu achten?

Es muss nicht treffen, aber es kann heftig kommen: Schon am Freitag traten räumlich eng begrenzt schwere Gewitter bei uns auf, und am Samstag ist das Potenzial für Unwetter sogar noch etwas höher. Selbst einzelne kurzlebige Tornados sind möglich. Wie kommt es dazu?

Rückblick: Sehr unterschiedliche Regenbilanz

So war bereits der Freitag eine sehr wechselhafte Angelegenheit bei uns in Deutschland. Während sich von Berlin an weiter nördlich und östlich immer besser die Sonne durchsetzen konnte, zogen sonst dichtere Wolkenfelder durch, und im Tagesverlauf entstanden neben freundlichen Phasen mehr und mehr mächtige Quellwolken, die dann zu Schauern und Gewittern heranwuchsen und nachfolgend für eine sehr ungleiche Verteilung der Regenmengen hierzulande sorgten.

Vor allem im Nordosten, aber auch in der Mitte und im Süden Deutschlands gibt es vielerorts "trockene Flächen" auf der Niederschlagskarte vom Freitag in Deutschland. Aber, wie besonders am Beispiel Thüringen und Sachsen-Anhalt auch in unseren Abbildungen zu sehen ist, punktuell auch Regenmengen von bis zu 80 Litern pro Quadratmeter in der Radaranalyse aus dem Login-Bereich unserer Unwetterzentrale. Dies entspricht etwa der Menge, die im Mittel in einem ganzen Monat vom Himmel kommt. Derartige Regenmengen fielen in den genannten Bundesländern beispielsweise in Dessau-Roßlau, im Kreis Anhalt-Bitterfeld und Wittenberg sowie im Saale-Holzland-Kreis und Weimarer Land. Die Messung der Wetterstation Dessau-Roßlau ergab die Spitzensumme in Deutschland mit 48,2 Litern pro Quadratmeter in 24 Stunden, über 20 Liter davon innerhalb von 20 Minuten bis 18:30 Uhr. Werte für andere Orte können per Klick auf "Wetterstationen" selbst nachgesehen werden.

Kein Wunder also, dass die frisch gesäten Äcker der Region so viel Wasser in so kurzer Zeit nicht packen konnten. Hier ein Eindruck aus dem Osten Thüringens:


Überflutungen nach Gewittern am 12.05.2017 im Osten Thüringens

Wie kommt es zur Gewitterlage?

Die aktuelle Wetterlage erinnert doch sehr an diejenige, die auch im Juni vergangenen Jahres für einige Überflutungen und Blitzschäden sowie auch einzelne Tornados gesorgt hat. Wir befinden uns derzeit sozusagen in einem Tiefdrucksumpf, der angefüllt ist mit feuchtwarmer Luft aus Südwesteuropa. Diese Luft wird vor einem Tief namens ZENO nördlich der Britischen Inseln nach Deutschland geführt. Doch es gibt auch einen Gegenspieler: Zwischen einem Hoch über Skandinavien und tiefem Luftdruck über dem Balkan strömt von Osten her trockenere Luft ins Land, was nicht zuletzt der Grund für das freundliche Wetter im Nordosten des Landes war. Doch dieses Zusammenströmen der Luft über Deutschland ist problematisch und eben dafür verantwortlich, dass die Unwettergefahr am Samstag wohl ihren Höhepunkt erreicht.

Denn dort, wo die Luft zusammenströmt, wird sie zusätzlich zum Aufsteigen gezwungen, die Gewitterneigung nimmt an diesen so genannten Konvergenzlinien also zu. Diese Konvergenzen befinden sich heute von der Nordseeküste über das östliche Niedersachsen bis zum Nordosten Bayerns einerseits sowie von Nord nach Süd etwa über der Mitte Brandenburgs und Berlins zum anderen. Und nicht nur das: In der feuchten Luft sind im Bereich des Zusammenströmens die Bedingungen für die Bildung von so genannten Typ-II-Tornados (auch landspouts genannt) gegeben, da der Wind in den unteren Luftschichten eine höhere Scherung zeigt und die Luft so zur Rotation neigt. Diese Typ-II Tornados sind kurzlebige Tornados, die weniger stark werden können als die, die an Schwergewitter gekoppelt sind, aber dennoch durchaus Zerstörungspotenzial haben. Wie alle Tornados treten sie aber so vereinzelt auf, dass die meisten von uns sie nicht zu Gesicht bekommen werden. Nur das Internet sorgt in den letzten Jahren dafür, dass sie scheinbar immer häufiger auftauchen. Auf den Seiten unserer Unwetterzentrale gibt es noch mehr Infos zu Tornados.

Auch am Sonntag ist die Unwettergefahr noch nicht vorbei, verlagert sich aber mehr und mehr nach Osten, während im Nordwesten allmählich Wetterberuhigung eintritt. Wer also draußen unterwegs ist, dem empfehlen wir, sich über die aktuellen Unwetterwarnungen auf unserer Webseite oder mobil per AlertsPro auf dem Laufenden zu halten.