Ende der Trockenheit?
Vielerorts ist die Trockenheit zum Problem geworden. Einige Flüsse führen Niedrigwasser, Landwirte befürchten Einbußen bei der Ernte. Sie und mit ihnen Hobbygärtner erwarten nun sehnsüchtig ausreichenden Landregen, auch der Regen der letzten Stunden war allenfalls ein kleiner Trost. Immerhin: Das Wetter wird nun unbeständiger, Tiefs übernehmen die Regie. Aber reichen die Niederschlagsmengen aus?
Trockenheit in vielen Regionen
Doch machen wir zunächst eine Bestandsaufnahme: Fast überall in Deutschland ist es derzeit zu trocken. Eine Ausnahme macht nur der Süden in Alpennähe, wo einige Flüsse Hochwasser führen, sowie einige Regionen im Südosten Deutschlands. Besonders betroffen von der Trockenheit ist ein breiter Streifen vom Saarland über Hessen und Westthüringen, dem östlichen Niedersachsen, Sachsen-Anhalt bis nach Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg. Vor allem an der Rhön sowie in der Magdeburger Börde gibt es Orte, in denen es bis heute nicht einmal einen Liter auf den Quadratmeter in den letzten 30 Tagen gegeben hat, das entspricht einem schwachen Schauer in einem Monat. Die Bauern in Brandenburg erwarten bei Getreide, Mais und Zuckerrüben mittlerweile Ernteeinbußen von rund einem Viertel, und die permanente Bewässerung ist teuer.
Tief NILS mit etwas Regen
Seit dem gestrigen Mittwochabend hat nun der Ausläufer von Tief NILS von Norden her Regen gebracht. Allerdings sind die bisherigen Mengen, die in der Nordhälfte fielen, recht überschaubar. Nur in einigen Regionen im Westen und Norden wurde die Niederschlagsmenge von 10 Litern pro Quadratmeter überschritten, sonst fiel meist weniger. In der von Trockenheit besonders gebeutelten Magdeburger Börde summierten sich die Niederschläge bisher auf 1 bis 5 Liter pro Quadratmeter - nicht viel mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen bzw. trockenen Stein.
Nur im Süden, wo der Wind am Abend auf nordwestliche Richtung dreht, kann durch Staueffekte an den Alpen wieder etwas mehr Regen erwartet werden, dort benötigt man allerdings eher eine trockene Periode denn eine nasse. Auch im Norden fällt im Tagesverlauf noch gebietsweise etwas Regen, meist jedoch mit Mengen unter einem Liter pro Quadratmeter, also nicht weiter erwähnenswert.
Umstellung auf "wechselhaft" - Azorenhoch schwächelt
Dennoch erleben wir aktuell eine Umstellung der Wetterlage. Das Azorenhoch, das immer wieder Einfluss auf das deutsche Wetter genommen hat, schwächelt in den kommenden Tagen deutlich und zieht sich zurück. In der kommenden Woche gelangen wir dabei in die so genannte Frontalzone, welche man sich als Autobahn der Tiefdruckgebiete vorstellen kann. Diese können also verhäuft auf Deutschland übergreifen und immer wieder auch polare Meeresluft mitbringen. Mit anderen Worten: Es bricht nun eine oftmals wolkige, immer wieder kühle und wechselhafte Wetterperiode an, häufiger kommt es zu Regengebieten oder Schauerwetter.
Reicht der zu erwartende Regen nun, um die Trockenheit auszugleichen? Schaut man sich die Prognosen der verschiedenen Vorhersagemodelle an, so ergibt sich das Bild, dass bis Ende der kommenden Woche ausgerechnet dort am meisten Regen fallen dürfte, wo er am wenigsten gebraucht wird, nämlich im Süden Deutschlands. Auf der Fläche dürfte es sich geschätzt um etwa 30 bis 60 Liter pro Quadratmeter handeln, wobei dies nur als grober Orientierungswert gesehen werden darf, da kleinräumig hiervon deutliche Abweichungen möglich sein können. Man denke nur an die unterschiedliche Regenverteilung im Umfeld von Schauern und Gewittern.
Der Westen Deutschlands und insbesondere Hessen, aber auch Vorpommern können sich auf eine deutlichere Entspannung in Sachen Trockenheit einstellen. Der Schätzwert von 30 bis 50 Litern pro Quadratmeter wird allerdings auch dort nicht ausreichen, um das Niederschlagsdefizit völlig auszugleichen.
Problematisch dürfte die Region vom südöstlichen Niedersachsen über insbesondere die Magdeburger Börde bis nach Berlin und Brandenburg bleiben. In den ohnehin trockensten Regionen bislang wird auch die geringste Niederschlagssumme bis zur kommenden Woche berechnet, meist im Bereich 20 bis 30 Liter pro Quadratmeter. Dies reicht zwar für eine leichte Milderung, Landwirte und Hobbygärtner werden aber wohl auch weiterhin zur künstlichen Bewässerung greifen müssen. Auch Mecklenburg bekommt mit rund 25 bis 35 Liter pro Quadratmeter bei Weitem nicht genug Wasser ab.
Vor allem Nordosten bleibt zu trocken
Dementsprechend wird vor allem im Nordosten Deutschlands der Monat Juni wohl deutlich zu trocken ausfallen, und das wechselhafte Wetter bis Monatsende verspricht nur eine leichte Linderung, nicht aber ein Ende der Trockenheit zu sein. Auch für Juli gehen wir derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent von eher etwas zu wenig Niederschlag aus. Doch diese Aussage steht noch auf recht wackligen Beinen.