Reif für die Nacht?

Wir sehen uns heute eine besondere Erscheinung an, die im Winterhalbjahr für skurrile Bilder und Glätte sorgen kann.

Inzwischen sind in den Nächten bei entsprechender Luftmasse Tiefstwerte um den Gefrierpunkt zu erwarten. Bei ausreichend feuchter sowie kalter Luft kommt es nun auch in den tiefsten Lagen zu den ersten Reifablagerungen der Saison und teils auch zu glatten Straßen.

Wenn in kalten Nächten die Temperatur unter null Grad sinkt, kann die Luft ab einer bestimmten Temperatur ihre Feuchtigkeit nicht mehr speichern, der entstehende Wasserdampf gefriert (Resublimation) und lagert sich an Pflanzen, auf Scheiben, auf Dächern und teils auch auf Straßen und Gehwegen ab. Diese Eisablagerung auf Straßen führt dann, sofern nicht behandelt, zur Reifglätte. Brücken reagieren am empfindlichsten auf Reif, da sie nicht durch einen nach oben gerichteten Wärmestrom des Erdbodens vor Auskühlung geschützt, sondern komplett von der kalten Luft umschlossen sind. Wie schnell der Prozess der Reifbildung abläuft, hängt von der Temperaturdifferenz zwischen der Belagstemperatur und dem Taupunkt der Luft ab. Es kann mehrere Stunden dauern, bis sich Reif bildet.

Feuchtigkeit und Bewölkung

Neben der Feuchtigkeit der Luft spielt die Bewölkung eine große Rolle. Die abgegebene Wärmestrahlung des Bodens wird bei bedecktem Himmel von den Wolken reflektiert und dämpft somit die Abkühlung der Oberfläche. In einer klaren Nacht oder wenn sich umfangreiche Wolkenlücken bilden, kann die Wärmestrahlung hingegen ungehindert in die Atmosphäre abgegeben werden. In den sogenannten Strahlungsnächten kühlt sich die Straße wesentlich schneller ab als die Luft, was zur maßgeblichen Temperaturdifferenz zwischen Oberfläche und Taupunkt der Luft führt. Anfang November tritt Reifglätte bevorzugt auf Brücken auf, wie im vorigen Absatz beschrieben. Mit fortschreitender Jahreszeit steigt dann allerdings auch die Glättegefahr auf den Straßen weiter an.

Für den November nicht untypisch macht sich inzwischen häufiger Nebel bemerkbar. Die winzigen unterkühlten Tröpfchen frieren fest, wenn sie auf kalte Objekte treffen. Das Ergebnis nennt sich Raureif. Dieser wächst in die Richtung, aus der der Wind kommt, doch darf der Wind nicht zu stark wehen. Entgegen der Windrichtung wachsen dann langsam, aber stetig nadelförmige Eiskristalle, die bizarre Formen annehmen können. Eine besondere Form des Raureifs sind die bekannten Eisblumen.