Erster Herbststurm der Saison

In der Nordosthälfte stürmt es am Dienstagnachmittag. Der Südwesten des Landes bekommt davon nicht so viel mit. Woran liegt es?

Erste Stürme im September nicht ungewöhnlich

Der September ist meteorologisch der erste Herbstmonat. Gegen der 2. Monatshälfte sind die ersten Sturmböen durch Sturmtiefs vor allem in den Küstengebieten und in Norddeutschland keine Seltenheit. Letztes Jahr sorgten zu dieser Zeit mit ELENA und FABIENNE zwei Orkantiefs über Deutschland für Orkanböen mit 142,6 km/h auf dem Brocken beziehungsweise 159,3 km/h auf dem Weinbiet. Diesmal sorgt die Großwetterlage für stürmische bis orkanartige Böen in Norddeutschland.

 

 

Wetterlage

Die derzeitige Großwetterlage in Deutschland wird durch Hochdruckgebiet HANNEKE über den Britischen Inseln und Randtief IGNAZ I über der Ostsee geprägt, welches dem Tiefdruckkomplex IGNAZ II über Nordwestrussland entstammt. Zudem befindet sich über Norddeutschland eine Okklusionsfront und über den Alpen eine Kaltfront der Tiefdruckgebiete. Durch die Lage vom Hochdruck- und Randtiefdruckgebiet kommt es über der Nordsee zu einer Verengung der Isobaren (Linien gleichen Luftdrucks) und somit einer Verstärkung des Windfeldes. Denn je enger die Isobaren sind, desto größer ist der Druckgradient und somit die daraus resultierende Windgeschwindigkeit. Dies wirkt sich umgangssprachlich wie ein Windkanal über der Nordsee aus, indem der Wind beschleunigt wird. Dabei kann es aus nordwestlicher Richtung kommend in Nord- und Ostdeutschland zu Sturmböen und in Schauern zu schweren Sturmböen bis zu orkanartigen Böen kommen.

So meldeten schon am Dienstagvormittag und -mittag einige Wetterstationen auf Nordseeinseln Sturmböen oder gar schwere Sturmböen, auf Sylt an der sehr exponierten Station List/Sylt-Ellenbogen sogar Windstärke 11 mit 107 km/h. An der Ostseeküste wurden mit 91 km/h in Warnemünde schwere Sturmböen und mit 106 km/h auf Hiddensee orkanartige Böen verzeichnet. Am Nachmittag ist noch generell mit einer Verstärkung des Sturms auszugehen, wobei dann auch das Binnenland von Sturmböen betroffen sein kann

Süd- und Westdeutschland liegen dagegen zwischen den beiden Frontensystemen. Das führt zu einer dichten Bewölkung, in der vereinzelte Schauer möglich sind. Allerdings kommt es durch leichten Hochdruckeinfluss nicht zu Windböen.

 

Ausblick

Die Großwetterlage sorgt in Deutschland für das erste herbstliche Gastspiel. Dabei verlagert sich Tiefdruckgebiet IGNAZ I in den nächsten Tagen in Richtung Russland und nach Deutschland langsam Hochdruckgebiet HANNEKE. In den nächsten Tagen bleibt allerdings die Luftzufuhr polaren Ursprunges erhalten. Der Wind lässt in den nächsten Tagen langsam nach und schläft stellenweise in den Nächten ein, was vereinzelt zu Bodenfrost führen kann.

In der Nacht zu Mittwoch lockert es großflächig auf. Richtung Küste ist mit Schauern zu rechnen. Außerdem sind stürmische Böen an Nord- und Ostseeküste nicht ausgeschlossen, bei 12 Grad an der Nordseeküste bis zu kalten 2 Grad im Bayrischen Wald. Vereinzelt ist mit Bodenfrost zurechnen.

Am Mittwoch ist es im Norden bewölkt und trocken. Lediglich an der Ostseeküste sind vereinzelte Schauer möglich. Richtung Süden wird es sonniger. An der Nord- und Ostseeküste sind vereinzelte schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen, bei 14 Grad in Schleswig-Holstein bis 20 Grad am Hochrhein.

In der Nacht zu Donnerstag wird es aufgelockert bewölkt. Auf einer Linie von Niedersachsen bis Sachsen ist mit dichterer Bewölkung zurechnen. Vereinzelt sind an der Ostseeküste Schauer möglich, bei 12 Grad an der Nordseeküste bis zu 1 Grad in Vogtland. Stellenweise ist Bodenfrost möglich.

Am Donnerstag ändert sich wenig an der Wetterlage. Norddeutschland ist weiterhin dicht bewölkt, aber trocken, Richtung Süden ist es am sonnigsten, bei 11 Grad in Chemnitz bis zu 19 Grad in Weil am Rhein.

Zum Wochenende hin verstärkt sich der Hochdruckeinfluss durch Hochdruckgebiet HANNEKE und die Luftzufuhr wird subtropischer. Dies führt dann zu einem freundlichem Altweiberwetter mit Temperaturen bis zu 27 Grad bei sonnigem Wetter.