Spätwinter inklusive Lake-Effect

Dieser Winter ist ein richtiger Spätzünder. Einem zu milden Dezember und Januar schließt sich ein kalter Februar an.

Vor rund zwei Wochen lieferten die großräumigen atmosphärischen Bedingungen in der unteren Stratosphäre zwischen 20 und 25 km Höhe signifikante Signale, welche auf eine kalte spätwinterliche Phase hindeuteten.

Nun ist dieser Abschnitt angebrochen und die Druck- und Temperaturverteilung lässt doch tatsächlich Erinnerungen an den Spätwinter 2013 aufkommen. Damals sorgte ebenfalls ein markanter Kaltlufteinbruch für einen sehr kalten Februar und März, nicht nur in Deutschland, sondern in weiten Teilen Europas. Doch kann auch dieser Winter historisch werden, nach einem milden Dezember und Januar folgt nun eine sehr kalte Periode. So wird mancherorts der späteste Eistag im Winter seit Aufzeichnungsbeginn erwartet. An einem Eistag liegt die Höchsttemperatur unter null Grad.

Nicht nur Kälte wird zum Thema

Neben der Kälte spielen derzeit der Wind und die Ostsee eine wichtige Rolle im Wettergeschehen. Zum einen drückt der als eisig empfundene Ost- bis Nordostwind die gefühlte Temperatur deutlich nach unten, zum anderen sorgen Ostseeschneeschauer mancherorts für eine weiße Überraschung und teils auch für Probleme. Das Schlagwort lautet Lake Effect Snow. Dieser Begriff wurde im Nordosten der USA geprägt, wo sich an den Ufern der Großen Seen, zum Beispiel in Chicago, im Laufe der Winter immer wieder mal heftige Starkschneefälle ereigneten. Nur wenige Kilometer entfernt bekamen die Menschen davon nichts mit. Es musste sich demnach um ein „lokales“ Wetterphänomen handeln und die Meteorologen fanden schon bald eine Erklärung.

Wie geht das?

Voraussetzung ist ein Vorstoß arktischer Luftmassen von Norden her. Diese kalte Luft streicht über die Wasserflächen der Großen Seen (USA) oder des Schwarzen Meeres oder auch über die Ostsee, selbst der Bodensee ist ein potentieller Lake-Effect-Kandidat. Die angesprochenen Gewässer sind im Vergleich zur Luft darüber jedoch deutlich milder. Die Temperaturgegensätze zwingen die Luft zum Aufstieg, zeitgleich wird Feuchtigkeit aufgenommen. Ab einem gewissen Punkt wird die Luft beim Aufstieg so stark abgekühlt, dass der aufgenommene Wasserdampf nicht mehr gehalten werden kann, in der Folge setzt Schneefall ein. Dabei können im Umfeld der Gewässer bei mehreren Treffern innerhalb einer sogenannten Schauerstraße große Neuschneemengen auf engem Raum in kurzer Zeit abgeladen werden.

Extremer geht es kaum

Auch aus Deutschland sind Fälle mit mehr als 20 bis 40 cm Schnee binnen weniger Stunden bekannt. In Mecklenburg-Vorpommern gab es beispielsweise Mitte Januar 1987 mehrere von der Außenwelt abgeschnittene Ortschaften durch rund 40 cm Schnee in 12 Stunden. Für rund eine Woche stand mancherorts das Leben still. Es geht aber noch extremer, so fielen im Norden der Türkei im Februar 2015 im küstennahen Bereich des Schwarzen Meeres stellenweise 100 bis 200 (!) cm Schnee binnen 24 Stunden. Diese heftigen Ereignisse haben zwangsläufig Einfluss auf Mensch und Natur und können über Tage hinweg für chaotische Verhältnisse und Engpässe sorgen. In Deutschland gelten vor allem die Bereiche von Rügen über Hiddensee bis Fischland-Darß-Zingst sowie Usedom und die Lübecker Bucht als anfällig.