Cherrapunjee der wahrscheinlich nasseste Ort der Erde

Bevor es in Süddeutschland wieder winterlich wird, schauen wir heute noch rasch über den Tellerrand nach Cherrapunjee – dem wahrscheinlich nassesten Ort der Erde

Wenn wir in Deutschland von Regen sprechen oder von Regenwetter, dann dürfte so mancher Einwohner im indischen Cherrapunjee nur müde lächeln. Dort kommt bis zu 40 mal mehr Regen vom Himmel, als beispielsweise in Berlin.

Intensität des Monsun unterschiedlich

 

Die Monsunzeit liegt in Indien in der Zeit zwischen Mai und September. Der Höhepunkt liegt in der Regel im Monat Juli. Dann können sich dort Regenmengen vom Himmel ergießen, über die wir in Deutschland nur staunen können. Nun beginnt sich in der Regel im April der Monsun erst so langsam einzuspielen und die Regenfälle sollten eher noch moderat ausfallen. In diesem Jahr, und das zeigt, dass es auch in den tropischen Regionen zu großen Unterschieden in den Jahren kommt, ist bereits mehr Regen als üblich gefallen.

Einstieg in diesem Jahr zu nass

Bisher sind im April in Cherrapunjee bereits rund 1000 Liter Regen auf jeden Quadratmeter gefallen. Das sind immerhin rund 100 große Putzeimer voll Wasser, oder rund 7 Badewannen voll Wasser. Und das meiste davon innerhalb von nur 5 Tagen! In Berlin und Frankfurt am Main fallen dagegen in einem ganzen Jahr lediglich rund 600 Liter Regen pro Quadratmeter. Der April ist also im Cherrapunjee bisher zu nass ausgefallen, wenn man vom langjährigen Mittelwert für den April von 846 Litern pro Quadratmeter ausgeht. Bisher im Jahr 2017 sind rund 2000 Liter gemessen worden.

Hauptmonsun im Hochsommer

Doch das ist eben er der langsame Start in die Hauptmonsunzeit. Zum Höhepunkt im Juli fallen in Cherrapunjee im Durschnitt der vergangenen Jahrzehnte 3145 Liter pro Quadratmeter. In einem Monat wohlgemerkt. In Berlin kann man so mit rund 60 Litern rechnen. Doch das war jetzt nur der Durchschnittswert der Jahre. Der Rekord in Cherrapunjee liegt für einen Juli bei tatsächlich 8204 Liter! Und selbst der trockenste, bisher dort verzeichnete Juli brachte es im Jahr 1942 immer noch auf 930 Liter.

unvorstellbare Regenmengen

Wenn man sich dann die Jahressummen so anschaut, kann man als Mitteleuropäer nur noch mit dem Kopf schütteln: Im Durchschnitt kommen in Cherrapunjee pro Jahr 11.931 Liter zusammen. Das Minimum liegt bei 6807 Liter. Das Maximum? Wo wird das wohl liegen? 12, 16 oder 18 Tausend Liter? Nein, der Rekord liegt bei schier unvorstellbaren 24.555 Litern Regen auf den Quadratmeter, gemessen im Jahr 1904. Nochmal der Wert in Berlin: 578 im Schnitt der Jahre. Und was war der bisherige Höchstwert an einem Tag? Innerhalb von 24 Stunden wurden schon mal 1563 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen. Also fast 3 mal so viel Regen wie in Berlin und Frankfurt in nur einem Jahr zusammen kommen.

Staulage und Hochplateau

Die besondere Lage des Ortes bringt diese extremen Regenmengen zustande. Der Südwestmonsun wird u.a. durch die Heizplatte Indien verstärkt. Die Landmasse erhitzt sich enorm und nicht selten werden aus dem Süden Indiens bzw. dem Landesinneren Temperaturen von 40 bis 45 Grad gemeldet. Diese heißen Luftmassen steigen auf und es entsteht eine Tiefdruckzone. Sie saugt dann vom indischen Ozean sehr feuchte Meeresluft an, die in der damit entstehenden Südwestströmung den Monsun verstärkt. Die ohnehin sehr schwülen und somit regenschweren Regen- und Gewitterwolken ziehen dann ins Landesinnere. Dabei treffen sie bei Cherrapunjee auf höhere Bergregionen. Die Regenwolken werden zum aufsteigen gezwungen, kühlen sich dadurch stärker ab und können somit diese enormen Regenintensitäten erzeugen.