Der Frühling ist da - oder doch (noch) nicht?

Am heutigen 1. März beginnt für uns Meteorologen offiziell der Frühling. Passt die Theorie auch zur Praxis? Wir geben einen kleinen Überblick.

Es gibt nicht den einen Frühlingsanfang. Um die Statistik leichter zu gestalten, haben sich die Meteorologen den 1. März als Frühlingsbeginn ausgesucht, so dass die drei vollen Monate März, April und Mai für uns Wetterfrösche zum Frühling zählen. Der astronomische und kalendarische Frühlingsanfang ist dieses Jahr am 20. März um 11.28 Uhr, wenn die Sonne den Äquator in nördlicher Richtung überschreitet. Grau ist alle Theorie - wie sieht es in der Realität mit dem Frühling aus?

Ein fließender Übergang zwischen den Jahreszeiten ist normal

Zwar kommt es immer mal wieder vor, dass (z.B. bei einem markanten Frontdurchgang) sprichwörtlich von einem Tag auf den anderen der "Schalter" von einer Jahreszeit auf die nächste springt. Genauso normal sind aber auch Rückwärtsbewegungen, im aktuellen Fall von (vor-) frühlingshaftem zu spätwinterlichem Wetter. So kommt es vor, dass man nicht nur Krokusse und Schneeglöckchen bewundern kann, sondern dass es zwischenzeitlich Frost gibt, oder (wie gestern Abend, unter anderem von vielen Fußballfreunden bemerkt) "volle Lotte" Schnee fällt. Gerade bei einer durch Tiefdruckgebiete geprägten Witterung gehört ein Wechsel zwischen kalten und milden Luftmassen gewissermaßen zum Tagesgeschäft.

Tiefs geben sich die Klinke in die Hand

Genau dieser Wechsel zwischen kalt und mild kann derzeit gut in Deutschland beobachtet werden. Damit verbunden sind auch große Unterschiede bei der Bewölkung und beim Niederschlag. Man könnte sagen, dass diese Wetterlage einen Vorgriff auf das Aprilwetter darstellt. Gestern am Dienstag konnte man unter anderem im Nordosten Deutschlands gut beobachten, wie gegen Mittag die Wolken einer "alten" Kaltfront des Tiefs UDO nach Polen abzogen und es dahinter dank eingeflossener Kaltluft aus Norden eine fantastische Fernsicht gab. Doch von Südwesten zog bereits eine "neue" Warmfront des Tiefs VOLKMAR mit anfangs dünner Schleierbewölkung, später tieferliegenden, dunklen Wolken und Regen auf, die bis zum Abend unter anderem Berlin und Brandenburg erreichte. Beim Wind gibt es immer wieder mal "Verschnaufpausen", doch allgemein ist vor allem mit Durchgang und auf der Rückseite diverser Fronten mit einem Auffrischen des Windes und mitunter mit Sturmböen zu rechnen.

Insgesamt mehr oder weniger deutlich zu mild

Zwar macht das Wetter besonders bei den erwähnten Regengüssen und böigem Wind nicht gerade einen gemütlichen Eindruck, doch im Hinblick auf die Temperatur bewegen wir uns meist auf einem deutlich überdurchschnittlichen Niveau. Mancherorts wurden in den letzten Tagen schon mehr als 15 Grad als Höchsttemperatur erreicht und vielerorts gehören frostfreie Nächte fürs Erste der Vergangenheit an. Die andere Seite der Medaille sind aber - wie erwähnt - gelegentliche Vorstöße kälterer Luft. So ist zum Beispiel in der Nacht zum Freitag vor allem in der Südhälfte häufig zumindest leichter Frost möglich. Der große Tagesgang der Temperatur, also Schwankungen von 15 Grad und mehr zwischen Höchst- und Tiefstwerten, ist charakteristisch für die Übergangsjahreszeit.

Heute sind (abgesehen von heiteren Abschnitten im Alpenvorland und an der Nordsee) größere Auflockerungen selten und es muss auf der Rückseite von Tief VOLKMAR wiederholt mit Schauern gerechnet werden. Im Verlauf steigt die Schneefallgrenze an, so dass tagsüber meist Regen fällt. Im Bergland gibt es zarte Plusgrade, während die mildeste Region heute mit rund 11 Grad im nördlichen Oberrheingraben und in Rheinhessen verortet werden kann. Der Südwest- bis Westwind erreicht vor allem im Süden in Böen Sturmstärke, auch in exponierten Küstenlagen kann es zumindest stürmische Böen geben und auf den Gipfeln von Harz, Erzgebirge und Bayerischem Wald sind schwere Sturmböen oder orkanartige Böen zu erwarten.

In der Nacht zum Donnerstag zieht das nächste Tief WILFRIED vom Ärmelkanal heran. Nach trockenen Abschnitten und Auflockerungen am Abend vor allem nordöstlich der Elbe kommt neuer Regen auf, der besonders vom Südwesten Deutschlands bis nach Franken kräftig sein kann. Auch Schneeregen oder Graupel sind möglich. Am Oberrhein ist es auch nachts mit rund 8 Grad am mildesten, wogegen in Vorpommern und im äußersten Osten Bayerns hier und da 0 Grad erreicht werden. Abgesehen von Norddeutschland und dem äußersten Süden ist mit stürmischen Böen oder Sturmböen aus Südwest bis West zu rechnen.

Am Donnerstag zieht das Tief VOLKMAR nach Nordosten ab. Im Norden sind die Wolken oft dicht und es gibt wiederholt Regen, teils auch Graupel oder Schnee, und Gewitter können auftreten. Im Süden beruhigt sich das Wetter; die Schauer werden weniger und die Sonne zeigt sich für längere Zeit. Mit 4 Grad am Kap Arkona bis 12 Grad am Kaiserstuhl gibt es weiterhin ein Südwest-Nordost-Gefälle bei der Temperatur. Die Gefahr von Sturmböen aus Südwest bis West bleibt bestehen; gerade bei stärkeren Schauern sowie in exponierten Lagen können schwere Sturmböen auftreten, auch orkanartige Böen sind nicht ausgeschlossen.

In der Nacht zum Freitag ziehen die letzten Schauer nach Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg ab, vielerorts reißen die Wolken auf und die Temperatur geht auf +4 Grad in Nordfriesland bis -6 Grad im oberen Allgäu zurück. Stellenweise kann es glatt werden. Der Wind lässt deutlich nach.

Am Freitag kann man sich den Frühling wieder deutlich besser vergegenwärtigen. Zum einen scheint fast überall zumindest für ein paar Stunden die Sonne, und häufig ist es trocken. An den Küsten ist die Höchsttemperatur mit rund 8 Grad zwar verhalten, aber doch meist höher als am Vortag, und im Südwesten des Landes sind bis zu 15 Grad möglich. Der Grund: Der Wind kommt aus Süd bis Südwest. Erst im Verlauf steigt im Nordwesten Deutschlands die Wahrscheinlichkeit für Schauer an - aber das ist noch weit weg, und fürs erste widmen wir uns dem aktuellen Wettergeschehen.

Dieses können Sie jederzeit auf wetter24.de und bei den Kolleg(inn)en der Unwetterzentrale verfolgen, und sich jeweils selbst überlegen, ob es das Prädikat "frühlingshaft" (schon) verdient hat.