Väterchen Frost und ein Hoch namens Brigitta

Nachdem es in den letzten Tagen gebietsweise ergiebig geschneit hat, stellt sich frostige Witterung ein - wir zeigen, wo es wie kalt wird

In den letzten Tagen wurden wir daran erinnert, dass kalte und schneereiche Winter in Mitteleuropa keineswegs der Vergangenheit angehören. Zwar fiel nicht überall Schnee, und er blieb auch nicht überall liegen, aber es waren nicht nur die "üblichen Verdächtigen" wie die Bergregionen, die etwas von der weißen Pracht abbekamen. Auch im Ruhrgebiet oder in Mecklenburg-Vorpommern schüttelte "Frau Holle" ihre Kissen mitunter kräftig aus. Heute schneit es noch vor allem am Erzgebirge und an den Alpen, bevor in den nächsten Tagen (und besonders auch Nächten) markanter Frost einstellt.

Ein Hoch namens BRIGITTA

Das Tief EGON brachte kürzlich neben Sturm auch einiges an Schnee, und auf seiner Rückseite floss kalte Luft ein, die in Verbindung mit Feuchtigkeit für weitere Schneefälle sorgte. Im Stau des Erzgebirges und an den Alpen wurden die feuchten Luftmassen regelrecht "ausgequetscht", so dass es zu teils lang anhaltendem Schneefall kam, bei dem sich die Schneemengen immer weiter aufsummierten.

Nun aber hat sich das Tief EGON weitgehend aufgelöst. Über der Nordsee hat sich dagegen das Hoch BRIGITTA formiert, wobei heute früh der höchste Luftdruck mit fast 1040 hPa über den Niederlanden lag. Es folgt ein meist ruhiger Witterungsabschnitt, bei dem auch tagsüber vielerorts Frost herrscht. In den langen Nächten kann die Temperatur im Verlauf deutlich unter -10°C sinken.

Der strenge Frost hat mehrere Ursachen: Erstens ist die Strahlungsbilanz an sich zu dieser Jahreszeit schon deutlich negativ. Das heißt, dass die tagsüber ankommende Wärmestrahlung viel geringer ist als die nächtliche Ausstrahlung. Zweitens wird diese nächtliche Ausstrahlung über Schneeflächen gefördert, so dass - längere wolkenfreie Abschnitte vorausgesetzt - die Temperatur in den Nächten kräftiger heruntergehen kann als über schneefreien Flächen. Drittens sorgt der hohe Luftdruck in Verbindung mit geringen Luftdruckunterschieden für wenig Wind. Somit kann sich die kalte Luft am Boden absetzen und wird - gerade in Tälern und Senken - auch tagsüber nicht herausgeweht. Die flach einfallende Sonne kann die Luft auch nicht großartig erwärmen.

Nicht überall funktioniert die "Kühlkammer"

Es gibt aber auch Regionen, in denen man nicht viel von "Väterchen Frost" zu spüren bekommt. Dies ist vor allem im Norden Deutschlands der Fall. Einerseits liegt das daran, dass an den Küsten die relativ warme Ost- und Nordsee einen mildernden Effekt auf die darüberliegende Luft ausüben (die Wassertemperatur liegt momentan bei etwa 4°C). Andererseits "schwächelt" der hohe Luftdruck dort, und es kommen zur Wochenmitte hin zeitweise dichte Wolken auf. Wir erinnern uns an die zusätzliche Kältewirkung von wolkenarmen oder wolkenfreien Nächten - wenn die Wolken also kaum Lücken aufweisen, wird die (wenige) Wärme immerhin so gut gehalten, dass man mancherorts frostfrei durch die Nächte kommt.

Zum Donnerstag hin werden tagsüber im Norden Schleswig-Holsteins über +5°C erwartet; dagegen gibt es mit Höchstwerten (!) von etwa -10 bis -6°C von Baden-Württemberg über Bayern bis nach Sachsen mäßigen bis strengen Frost. Bei Werten kälter als -5°C spricht man von mäßigem Frost; ab -10°C gilt der Frost als streng.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Väterchen Frost und Hoch BRIGITTA eine Liaison eingehen, die allerdings zumindest in Teilen Norddeutschlands viel weniger zu spüren ist als im Süden. Und wie weit und nachhaltig sich die mildere Luft aus Norden zum Ende der Woche durchsetzen wird, ist weiterhin eine spannende Frage. Wir werden die Entwicklung im Auge behalten. Solange heißt es erst einmal: Zieht Euch warm an!