Kalte Theorie - Polare Luftmassen

Wenn die Kaltluft einmal da ist, dann ist sie da. Doch wo kommen kalte Luftmassen eigentlich her und kann man diese tatsächlich unterscheiden?

Bevor wir über unseren Tellerrand blicken, um die Ursprungsgebiete von Kaltluft zu finden, müssen wir ein wenig in der Geschichte stöbern. Die Unterscheidung bzw. Klassifizierung der Luftmassen erfolgt auf Grundlage der Forschungen unter Führung von Vilhelm Bjerknes, Jacob Aall Bonnevie Bjerknes, Halvor Solberg und Tor Bergeron.

Das Team erforschte über Jahre hinweg an der Universität Bergen in Norwegen das Verhalten von Temperatur und Feuchte bei bestimmten Strömungen. Dabei wurden fundamentale Erkenntnisse über die Entstehung, Verstärkung sowie die Auflösung von Fronten und somit über die Prozesse an Grenzen unterschiedlicher Luftmassen gesammelt. Tatsächlich sind Begriffe wie: Wetter-Front und Luftmasse erst seit den späten 1920ern ein fester Bestandteil der Meteorologie. Manfred Geb lieferte ein paar Jahrzehnte später neue Aspekte und Interpretationen zum Luftmassen- und Frontenkonzept.

Unterschiedliche Luftmassen werden je nach Breitengrad und Entstehung vier Regionen zugeschrieben.

Kontinental-arktische Polarluft - cA

Diese Luftmasse sorgt für extrem kalte Temperaturen. Das Ursprungsgebiet Nordsibirien liegt weit, sehr weit östlich von Deutschland und so kommt diese kontinental-trockene und extrem kalte Luft nur sehr selten bis nach Deutschland, am ehesten noch in gealterter Form. An dieser Stelle seien beispielsweise der Januar 1940 und Februar 1956 genannt, aber auch zu Beginn im Dezember 2010 kam diese Luftmasse bis in den äußersten Osten Deutschlands. In diesen ersten beiden genannten Monaten gab es Tage mit einen „Höchstwert“ der Temperatur um minus 15 Grad, beispielsweise in Berlin.  Am 02.12.2010 melde die Station Berlin-Dahlem eine Tageshöchsttemperatur von minus 8 Grad.

Kontinentale Polarluft – cP

Ebenfalls eine sehr kalte Luftmasse, aber längst nicht so selten, da der Ursprung in Russland liegt. Am Rande eines kräftigen Skandinavienhoch weht diese kontinental-trockene und sehr kalte Luft mit einer östlichen Strömung bis nach Deutschland. Tagsüber herrscht dann oft leichter bis mäßiger, in den Nächten strenger Frost, nicht selten mit Tiefstwerten der Temperatur von unter minus 15 Grad.

Maritim-arktische Polarluft – mA

Keine für uns typische, aber in der Vergangenheit hin und wieder auch über Deutschland klassifizierte Luftmasse. Der Ursprung dieser feuchten und sehr kalten Luft liegt am Nordpol bzw. im Bereich der arktischen Nordmeere. Ähnlich wie die eingangs erwähnte kontinental-arktische Polarluft ist auch die maritim-arktische Polarluft ein sehr seltener Gast bei uns, da die zum Heranführen notwendigen Luftströmungen bzw. die Transportwege nur selten gegeben sind und die Luft einen weiten Weg zurücklegen muss. Aufgrund des moderaten bis hohen Feuchtegehaltes dieser Luftmasse können sich leichte bis mäßige, nur äußerst selten lang andauernde starke Schneefälle ergeben.

Maritime Polarluft – mP

Ein Garant für Schneefälle im Bergland, aber auch für kräftige Schneeschauer bis hin zu lang andauernden Schneefall im Flachland bzw. in die Niederungen. Ein sprichwörtlicher Klassiker. Die Luftmasse ist feucht und kalt. Der Ursprung ist im Seegebiet östlich von Neufundland und südlich bis östlich von Grönland auszumachen. Schon in der Schule haben wir gelernt, dass Deutschland in der Westwindzone liegt. Im Gegensatz zur Passatzirkulation herrschen in der Westwindzone sowohl am Boden als auch in der Höhe Winde aus westlichen Richtungen vor, eben jene Winde, mit denen die maritime Polarluft regelmäßig bis unregelmäßig in den Wintermonaten nach Deutschland gelangt. Die Temperatur liegt tagsüber meist um den Gefrierpunkt, in den Nächten ist dann leichter bis mäßiger, nur bei Aufklaren über Schnee strenger Frost möglich.

So, das waren sie, die Top 4 kalten Luftmassen. Es gibt aber noch Unterformen, es handelt sich dann um gealterte kontinentale (xA) und gealterte maritime Polarluft (xP), diese ist ebenfalls recht häufig für uns in Deutschland wetterrelevant.