Schnee: Weiße Überraschung in Berlin und andernorts

Während im Süden am Donnerstagmorgen recht verbreitet Schnee fiel, gab es sonst nur örtliche Schauer, zum Beispiel in Berlin:

Dass das Schauerwetter genügend Überraschungspotenzial in sich birgt, haben am Donnerstagmorgen unter anderem die Berliner bemerkt. Schneeschauer, die am Morgen über die Stadt zogen, tauchten die Stadt in winterliches Weiß. Auf den Straßen sorgte dieser Schnee für Glätte und dementsprechend für Behinderungen. Warum das Wetter so wechselhaft ist und trotz bester Wettervorhersagen noch überraschend sein kann:

Morgendlicher Neuschnee für Berlin

Während im Süden von Baden-Württemberg und Bayern Schnee am Donnerstagmorgen unter Einfluss von Ausläufern des Tiefs YOKI ein recht verbreitetes Phänomen war, bleibt es für den Rest Deutschlands an diesem Tag bei "Überraschungswetter". Sehr häufig wird in diesem Zusammenhang von "vorgezogenem Aprilwetter" gesprochen, und dieser Eindruck ist dabei nicht falsch. Einer dieser Schneeschauer traf dabei zur besten Tageszeit, am frühen Morgen, auch Berlin.

Dabei wurde die Hauptstadt von einer dünnen Schneedecke überzogen, im Norden der Stadt gab es sogar ein kurzes Gewitter! Und auch, wenn es meist nur zu Schneehöhen um 1 cm kam, sorgte Matschglätte zur besten Pendlerzeit dabei auch zu Behinderungen und Verspätungen im Berufsverkehr. Auf vielen Autobahnen und Straßen mussten die Menschen auf dem Weg zur Arbeit mehr Zeit einplanen, auch kam es glättebedingt zu einzelnen Unfällen, weswegen auch einige Buslinien umgeleitet werden mussten.

Aber nicht nur dort gab es kurze und kräftige Schneeschauer. Am Morgen war auch das Nordseeumfeld betroffen, am Vormittag verstärkten sich dann Schneeschauer über Sachsen-Anhalt und zogen unter anderem über Halle und Leipzig hinweg.

Wie kommt es zu dem Überraschungswetter?

Doch wieso ist das Wetter momentan vielerorts so eine Wundertüte mit einem raschen Wechsel von Schnee, Sonne, Graupel und wieder Sonne? Dies kann man am besten nachvollziehen, wenn man sich den "Flickenteppich" von Quellwolken betrachtet, der vor allem am Nachmittag über Deutschland entsteht. Es ist ein dichtes Nebeneinander von teils höher in den Himmel wachsenden Wolken und "Löchern", durch die die Sonne scheinen kann. Das Radarbild wie im Beispiel in den Abbildungen von heute Morgen von der Nordseeküste zeigt ein ähnliches Bild: kleinräumig, teils kräftige Niederschlagsechos ziehen von Nordwesten heran, doch kann man auch "durch die Lücken" rutschen, während die Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer links und rechts vorbeiziehen.

Ursache ist vor allem der große Temperaturunterschied mit der Höhe. Schaut man sich dort die Temperaturen an, etwa in einer Höhe von rund 5,5 km (genauer auf einer Druckfläche, wo 500 hPa herrschen), so sieht man, dass mit der Polarluft, die auf der Rückseite des Tiefs XIN über Skandinavien nach Deutschland geführt wird, zum Teil Temperaturen deutlich unter -30 Grad herrschen, heute sinken sie im Norden sogar noch bis auf rund -36 Grad! Gleichzeitig hat die Sonne Ende Februar schon etwas mehr Kraft. Sie kann die Luft in Bodennähe immerhin auf 3 bis 6 Grad erwärmen, auf der Straßenoberfläche sogar teils über 10 Grad.

Wie Luftblasen beim Kochen

Bei diesem großen Temperaturunterschied kann man sich die Entwicklung von Schauern etwa so vorstellen wie Luftblasen, die beim Kochen entstehen, wenn man einen Topf auf die Herdplatte setzt. Nach einer gewissen Aufheizungsphase entstehen die Bläschen am Topfboden und steigen auf. Ganz ähnlich steigt auch die erwärmte Luft in die Höhe, wird dort entsprechend abgekühlt, und je nach Intensität der Aufwärtsbewegung, Temperaturunterschied oder eventuell noch unterstützenden Maßnahmen wie zusammenfließender Luft am Boden (die rot eingekreisten Bereiche in der entsprechenden Abbildung) entstehen Regen-, Schneeregen-, Schnee- oder Graupelschauer.

Dabei stößt die Wettervorhersage an ihre Grenzen, wenn es darum geht, Schauer ortsgenau vorhersagen zu können. Zwar ist die Prognose aufgrund immer höher aufgelöster Wetterradare und Vorhersagemodelle in den letzten Jahren deutlich präziser geworden. Dennoch ist es auch zum Teil wenige Stunden im Voraus nicht vorhersagbar, ob zum Beispiel Bremen, Berlin oder Leipzig um 15:30 Uhr trocken bleibt oder gar von einem kräftigen Graupelschauer erwischt werden könnte. Was jedoch zum heutigen Tag noch zu sagen ist: Abgesehen von dem Niederschlagsgebiet im Süden muss man vor allem in der Norddeutschen Tiefebene mit auch kräftigeren Schauern am Nachmittag und Abend rechnen. Und vor allem mit Einbruch der Dunkelheit sollte man dann auch wieder auf glatte Straßen vorbereitet sein. Glätterwarnungen für unterwegs gibt es auch über unsere App AlertsPro.