Rosenmontag - kommt der Sturm?

Närrinnen und Narren müssen viel gute Laune mitbringen, das Wetter bietet einen wilden Rosenmontag. Was berechnen die Wettermodelle?

Auch nach neuen Berechnungen verschiedener Vorhersagemodelle sieht es nach ziemlich ungemütlichem Wetter zu Karneval aus. Ausgerechnet Rosenmontag, zum Höhepunkt des Straßenkarnevals, scheint auch der Höhepunkt der Sturmentwicklung erreicht zu sein. Was also kann bisher zum Wetter gesagt werden?

Zunächst muss vorweg geschickt werden, dass auch am heutigen Donnerstag die Vorhersage noch nicht genau genug sein kann, um eine konkrete Unwettergefahr genau abschätzen zu können. Zu groß sind noch die Unsicherheiten im Detail. Dennoch berechnet jetzt ein Großteil der Vorhersagemodelle sehr nasses Wetter für Rosenmontag mit einer nicht zu verachtenden Gefahr von Sturmböen.

Ursache ist dabei die Tiefdruckaktivität über dem Nordatlantik. Dabei zieht ein Sturmwirbel von Neufundland her ab Samstag unter Verstärkung ostwärts und zieht am Sonntag mit seinen Ausläufern über die Britischen Inseln hinweg. Auf seiner Rückseite kommt kalte Luft polaren Ursprungs weiter nach Süden voran. In der Höhe kommt die Polarluft ebenfalls etwas weiter nach Süden, und damit verschiebt sich auch der Jetstream, ein Starkwindband in gut 9 km Höhe, etwas südwärts. Dieser Ausgleichswind weht dabei an der Grenze der polaren und subtropischen Luft. Er stellt gewissermaßen die Autobahn dar, an der die Tiefs entlang ziehen. Mit einem Maximum von 250 bis 300 km/h in der Nacht zum Montag sind dabei an seinem Rand die Entwicklungsbedingungen sehr günstig für die Entstehung und Verstärkung von neuen Sturm- oder Orkantiefs.

Und so berechnen viele Modelle eine Randtiefentwicklung an eben erwähntem Orkantief oder die Geburt eines Tiefdruckgebietes an dem wellenden Tiefausläufer desselben. So oder so verstärkt sich dieses Tief und zieht dann wahrscheinlich über die Nordsee in Richtung südliches Skandinavien und Ostsee. Derzeit berechnet das amerikanische Vorhersagemodell GFS die wohl extremste Variante. So soll der Rosenmontag mit teils kräftigem Regen beginnen. Die Kaltfront würde Westdeutschland bereits in der ersten Tageshälfte überqueren, wobei mit teils schweren Sturmböen oder vereinzelt auch orkanartigen Böen zu rechnen ist, am Rhein und weiter westlich mit Windspitzen zwischen 100 und 110 km/h. Nach einer vorübergehenden Beruhigung mit Sonne und nachlassendem Wind würden dann weitere Schauer folgen, teils mit Graupel oder vereinzelt sogar mit Blitz und Donner, und auch mit ihnen wären erneut Böen ähnlicher Stärke, wenn nicht noch höherer, zu erwarten.

Ganz ähnlich stellt sich die Situation aber auch nach dem europäischen Vorhersagemodell ECMWF dar. Das Randtief entwickelt sich demnach über Großbritannien, während die Kaltfront bis zum Mittag des Rosenmontags bereits das Rheinland überquert haben wird. Dabei ist momentan im Flachland von Sturmböen oder schweren Sturmböen zwischen 80 und 100, in höheren Lagen auch von orkanartigen Böen um 110 km/h auszugehen. Das Hauptsturmfeld ist in der jüngsten Berechnung gegenüber dem amerikanischen Modelllauf etwas nach Süden verschoben. Der Wetterablauf ist ähnlich: Zunächst zeitweise Regen, dann Übergang zu Schauerwetter.

Wie wahrscheinlich sind die Sturmböen?

Dem Meteorologen reicht dabei ein Vorhersagemodell nicht, um eine Wetterlage abzuschätzen. Er verschafft sich einen Überblick über möglichst viele Berechnungen, um dann eine Entscheidung für die wahrscheinlichste Lösung zu treffen. Bei der Abschätzung der Wahrscheinlichkeit helfen auch die so genannten Ensembleprognosen. Diese berechnen mit leicht veränderten Ausgangswerten die gleiche Vorhersage immer wieder neu. Je ähnlicher danach die Ergebnisse beieinander liegen, umso wahrscheinlicher kann eine Vorhersage gelten. In diesem Fall liegt die Wahrscheinlichkeit für Sturmböen im Westen und Nordwesten Deutschlands Rosenmontag bei etwa 80 % und damit relativ hoch. Wie hoch die Windspitzen dabei wirklich werden, ob 80 oder 90 oder 100 km/h oder vielleicht noch mehr, kann dabei nach wie vor nicht abgeschätzt werden.

Jedenfalls ist nach derzeitigem Stand ein Sturmereignis zu Rosenmontag als wahrscheinlich anzusehen - auch für Dienstag ist die Gefahr noch nicht vom Tisch, beispielsweise wird vom europäischen Vorhersagemodell eine Randtiefentwicklung angedeutet, die dann vor allem für den Süden Deutschlands erneut Sturm bringen könnte. Die Narren sollten also mit viel Regen rechnen und die Unwetterwarnungen vor allem ab Sonntag auf den Seiten unserer Unwetterzentrale oder mobil per AlertsPro genau verfolgen ...