Murmeltiertag 2016 - Was er mit Deutschland zu tun hat
Am heutigen Dienstag, dem 2. Februar 2016, ist es wieder so weit. Zehntausende Besucher werden in der Nacht zum Gobbler's Knob fahren, einer kleinen Lichtung auf einem Waldhügel wenige Kilometer von der Kleinstadt Punxsutawney im US-Bundesstaat Pennsylvania entfernt. Dort wird am Mittag unserer Zeit das Murmeltier Punxsutawney Phil vorhersagen, ob noch ein langer Winter bevorsteht oder ein früher Frühling zu erwarten ist. Diese aus dem Hollywood-Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" bekannte Tradition hat interessante deutsche Wurzeln:
Der 130. Murmeltiertag in Punxsutawney
Viele werden den Ablauf des Murmeltiertages schon aus dem berühmten Kinofilm "Und täglich grüßt das Murmeltier" mit Bill Murray kennen. Am frühen Morgen des 2. Februar machen sich Zehntausende Besucher auf zum Gobbler's Knob, dem vorübergehenden Zuhause von "Punxsutawney Phil". Dieses Murmeltier wird dann aus einer Tür eines Baumstumpfes gehoben von klassisch gekleideten Männern des "Grounddog Clubs". Der Vorsitzende hält dann Phil an sein Ohr und lässt sich von ihm dem "Seher aller Seher, dem Weissager aller Weissager" die Prognose für den weiteren Ablauf des Winters zuflüstern.
Anschließend wird in Reimform verkündet, ob Murmeltier Phil denn in diesem Jahr seinen Schatten gesehen hat oder nicht. Hat er seinen Schatten gesehen, so folgen noch sechs Wochen Winterwetter. Hat er ihn nicht gesehen, so steht der Frühling vor der Tür. Rund um diese Prognose wird ein riesiges Volksfest über mehrere Tage in Punxsutawney gefeiert. Informationen hierüber findet man in englischer Sprache auf den Seiten des Punxsutawney Groundhog Clubs. Übrigens: Anders als im Film befindet sich der "Gobbler's Knob" nicht direkt in der Stadt, sondern knapp drei Kilometer entfernt auf einer Lichtung eines sonst bewaldeten Hügels. Dort harren die Besucher teils bei Frost mehrere Stunden aus, um das Murmeltier sehen zu können.
Murmeltiertag mit deutschen Wurzeln: Mariä Lichtmess
Gleichzeitig ist mit dem Murmeltiertag am 2. Februar auch der Feiertag "Mariä Lichtmess", und das ist kein Zufall, wie wir nun erklären werden. Zu Mariä Lichtmess gibt es einige Bauernregeln, zum Beispiel:
"Ist's an Lichtmess hell und rein, wird's ein langer Winter sein."
Untersucht man den Ursprung dieser Bauernregel auf die Frage hin, warum die derzeitige Jahreszeit weichenstellend für die Entwicklung des weiteren Winters sein soll, landet man noch viel weiter in der Vergangenheit, im 5. Jahrhundert vor Christus. Die Kelten waren es, die den Tieren damals magische Kräfte, auch hellseherische Fähigkeiten zudichteten. Sagen berichteten über Bären, die um diese Zeit aus ihren Höhlen traten. Wenn sie dann ihre Schatten sahen und erschrocken wieder zurück flüchteten, dauerte der Winter noch lange an. Später wurde bei uns diese Fähigkeit dem Igel zugesprochen. Sieht also ein Igel seinen Schatten und verkriecht sich wieder, so soll der Winter noch lange andauern.
Deutsche Einwanderer brachten nun diese Bauernregel mit in die USA. Doch dort war der Igel nicht heimisch. Und so wurden dessen hellseherischen Fähigkeiten einem Murmeltier zugeschrieben, wie es in den Chroniken eines Ladenbesitzers aus Berks County, Pennsylvania, vom 4. Februar 1841 festgehalten ist. Seitdem wird nicht nur in Punxsutawney, sondern auch in einigen anderen Städten der USA und Kanadas der Murmeltiertag gefeiert. Natürlich ist Punxsutawney Phil spätestens seit dem erfolgreichen Kinofilm der bekannteste seiner Art.
Wie treffsicher ist die Murmeltier-Prognose?
Zunächst muss dabei eines vorweg geschickt werden: Es ist ehernes Gesetz des Punxsutawney Groundhog Clubs, dass Phil immer die Wahrheit sagt. Dies darf weder angezweifelt noch überprüft werden. Dennoch ist dies natürlich in der langen Zeit, seit es Phils Prognosen gibt, geschehen. Das US National Climatic Data Center hat alle zurückliegenden Vorhersagen untersucht und kommt auf eine Trefferquote von gerade einmal 39 % aller Vorhersagen - das Gegenteil stimmt also häufiger.
Dies sollte auch nicht weiter verwundern, geht es doch um eine in Deutschland aufgestellte Bauernregel, die auf Nordamerika angewendet wird. Doch wie treffsicher ist die Lichtmess-Regen für Deutschland? Dies hat Prof. Horst Malberg, ehemaliger Direktor des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin, in seinem Buch "Bauernregeln aus meteorologischer Sicht" für Berlin untersucht (Springer-Verlag, 4. Auflage, 2003, S. 86, siehe auch hier). Das Ergebnis: scheint am 2. Februar überdurchschnittlich die Sonne, so folgt in 60 % aller Fälle ein zu kalter Februar, zu 67 % trifft die Regen sogar zu, wenn man Februar und März zusammen betrachtet.
Was sagt die Lichtmess-Regel für unseren Winter aus?
Wie bei vielen Bauernregeln sollte man nicht nur den Einzeltag an sich, sondern auch die umliegenden Tage betrachten. Durch immer wieder von Westen durchziehende Tiefausläufer zeigt sich die Sonne in diesen Tagen nur vorübergehend und eher seltener als im langjährigen Mittel. Damit sieht es nicht danach aus, dass uns ein zu kalter Februar oder März ins Haus steht. Dies wird auch untermauert durch diverse Langfristmodelle, deren Treffsicherheit allerdings ebenso mit Vorsicht zu genießen ist. Unsere 28-Tage-Prognose zeigt zwar ein im Mittel sinkendes Temperaturniveau, verbleibt aber bis Anfang März über der mittleren Temperatur im langjährigen Durchschnitt.
Winterliche Phasen gibt es voraussichtlich allenfalls vorübergehend auf den Rückseiten der durchziehende Tiefdruckgebiete. Ob es allerdings nicht dennoch noch zu einem überraschenden Kaltlufteinbruch kommt, ist zwar aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, kann aber nicht ausgeschlossen werden.
Punxsutawney Phil müsste übrigens seinen Schatten heute sehen können, jedenfalls wenn man das aktuelle Wetter vor Ort zugrunde legt. Die Besucher harrten bereits in der Nacht bei rund -4 Grad in der Kälte aus, aber als Höchstwert werden dort heute +8 Grad erwartet, es bleibt trocken bei gut 7 Stunden Sonnenschein.
Update 13:25 Uhr: Murmeltier Phil hat gesprochen und seinen Schatten nicht gesehen. Wir bekommen also einen frühen Frühling. Wir werden sehen ...