Gefährliches Glatteis

An der Luftmassengrenze über Deutschland kommt es weiterhin zu Glätte mit Unfällen, teils durch Glatteis. Wie entsteht dieses "Blitzeis"? Wo müssen wir jetzt noch damit rechnen?

Die Luftmassengrenze, die milde Luft im Südwesten und trocken-kalte Luft im Nordosten trennt, liegt auch weiterhin diagonal über Deutschland. Besonders in ihrem Umfeld kam und kommt es zu Niederschlägen, die teils als Schnee, teils als Regen fallen. Während beide Arten für glatte Straßen und Gehwege sorgen, ist es insbesondere der gefrierende Regen, der zu großen Verkehrsproblemen und auch zu Unfällen führt. Insbesondere im südlichen Niedersachsen und nördlichen NRW kam es dabei ab der Nacht zum Dienstag zu Problemen durch Glatteis.

Glatteis-Unfälle zunächst im Nordwesten

In der Nacht zum Dienstag war es vor allem der Nordwesten Deutschlands, der mit eisglatten Straßen zu kämpfen hatte, hier besonders im Raum Osnabrück, wo es zu zahlreichen Unfällen kam. Die Polizei musste dabei zeitweise die A 33 in Richtung Niederlande sperren, nachdem sich auf der Fahrbahn nach Regen ein Eispanzer gebildet hatte. Auch auf der A 30 kam es zu mindestens fünf glättebedingten Unfällen. In Osnabrück selbst kam ein Audi von der Fahrbahn ab, überschlug sich und landete im Seitengraben:

Ein Taxifahrer rettete nachfolgend die Insassen, sie kamen mit Verletzungen in ein Krankenhaus. Aber nicht nur dort entstand Glatteis, von den Medien oft auch als Blitzeis bezeichnet. Auch aus dem nördlichen Nordrhein-Westfalen meldet unser Mitarbeiter Friedrich Föst einen mehrere Millimeter dicken Eispanzer aus dem Bereich Minden-Lübbecke. Der Verkehr kam auch dort zeitweise zum Erliegen.

Doch ist die Gefahr auch tagsüber noch nicht gebannt: Unsere Unwetterzentrale hat dabei für den ganzen Tag in einem breiten Streifen vom westlichen Niedersachsen bis nach Sachsen und Nordost-Bayern eine rote Unwetterwarnung vor Eisglätte aktiv. Nördlich anschließend sorgen Schneefälle für Straßenglätte. Dieses Niederschlagsgebiet wird sich dabei im Tagesverlauf noch etwas nach Norden verlagern, sodass es auch in Hamburg und Berlin noch zu mehreren Zentimetern Neuschnee kommen kann. Nach wie vor bleibt es im äußersten Nordosten frostig und trocken mit Sonnenschein, im Südwesten ist es meist glättefrei, nur in höheren Schwarzwaldlagen und auf der Alb muss noch mit glatten Straßen durch Schnee gerechnet werden.

Wie entsteht das Glatteis ("Blitzeis")?

Doch wie kann es dazu kommen, dass es trotz negativer Temperaturen regnen kann? Der Grund hierfür ist in der Höhe zu suchen. Denn dort kommt die mildere Luft von Südwesten her etwas weiter nach Deutschland voran, als es in Bodennähe der Fall ist. In der Übergangszone überlappt sich also die mildere Höhenluft (mit positiven Temperaturwerten) mit der bodennahen Kaltluft, die von Osten heranweht.

Dies ist als Beispiel sehr gut am Radiosondenaufstieg aus Meppen von Dienstagmorgen, 7 Uhr (siehe Abbildung) nachzuvollziehen. Ein Radiosondenaufstieg wird von einigen Wetterstationen regelmäßig gemacht. Diese Sonde ist an einen Wetterballon befestigt und misst bei ihrem Aufstieg die Veränderung mehrerer meteorologischer Parameter, vor allem auch der Temperatur und der Luftfeuchte, mit der Höhe: So herrschte um 7 Uhr am Boden eine Temperatur von -4,9 Grad, während in gut 500 Metern Höhe +3,2 Grad registriert wurden. Regen, der aus dieser Höhe fällt, wird auf seinem kurzen Weg in die Frostluft am Boden nicht mehr zu Schnee, sondern fällt auf den gefrorenen Erdboden - Eis entsteht.

Damit ist auch nachvollziehbar, dass die Gefahr von Glatteis in Deutschland so lange weiter besteht, so lange sich die Luftmassengrenze noch über Deutschland befindet. Im Verlauf der Woche verlagert sie sich dabei allmählich nordostwärts, bis am Freitag auch am Stettiner Haff der Wind am Boden auf Südwest dreht und damit allmählich auch die Fahrbahnoberflächen den Frostbereich verlassen. Bis dahin lohnt es sich, mit großer Aufmerksamkeit die Glättewarnungen unserer Unwetterzentrale bzw. über unsere AlertsPro App weiterhin zu verfolgen, insbesondere auch die Warnungen vor Eisglätte.