Wärmster Dezember seit Aufzeichnungsbeginn?

Kommt nach dem wärmsten November auch gleich der wärmste Dezember seit Aufzeichnungsbeginn? Wir ziehen Halbzeitbilanz und schauen voraus:

Heute, am 15. Dezember 2015, lohnt es sich bereits einmal auf die erste, wirklich ungewöhnliche Hälfte dieses Monats zurückzublicken. Denn von Winter ist auch in diesem letzten Monat des Jahres keine Spur zu sehen. Und auch der Blick nach vorne lässt nur geringe Wahrscheinlichkeiten für einen Wetterumschwung in Richtung Winterwetter zu. Sollte also nach dem Rekord-November gleich auch der wärmste Dezember seit Aufzeichnungsbeginn folgen?

Der Dezember 2015 bislang

Doch schauen wir zunächst, was sich bisher in diesem Monat (bis zum 14.12.) beim Wetter getan hat. Dieser war geprägt durch hoher Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik, wo sich immer wieder Sturmwirbel bilden konnten. Andererseits dominierte hoher Luftdruck über dem Mittelmeerraum, der sich zeitweise auch weiter nordwärts ausweiten konnte. Die kräftigen Tiefs wurden daher gezwungen, einen nördlichen Kurs über die Britischen Inseln und Skandinavien hinweg einzuschlagen. Sie beeinflussten mit ihren Ausläufern vor allem den Norden Deutschlands mit häufigem Regen und zeitweise kräftigem Wind, während sich das Wetter nach Süden hin eher ruhig mit häufigem Nebel oder Hochnebel zeigte. Gleichzeitig transportierten die Tiefs aber auch warme und feuchte Atlantikluft sehr weit nordwärts.

Diese Wetterlage spiegelt sich damit auch in der Wetterstatistik wider. Dabei betrachten wir die Abweichungen von Temperatur, Niederschlagssumme und Sonnenscheindauer im Vergleich zu den Mittelwerten der Klimareferenzperiode 1961 bis 1990. Vor allem fällt dabei die extrem positive Abweichungen der Mitteltemperatur in Bezug auf die Durchschnittswerte des Gesamtmonats auf: alle Wetterstationen melden dabei vergleichsweise hohe Abweichungen. Im Deutschlandmittel lag sie bis zum 14. Dezember bei rund 4,8 Grad über dem langjährigen Klimawert von 0,8 Grad für den Monat Dezember. Regional aufgeteilt finden sich die höchsten Abweichungen im Norden wieder, in Hannover war es bislang sogar knapp 6 Grad wärmer als normal. Die geringste positive Abweichung ist dagegen am Bodensee zu finden, in Konstanz war es bis dahin "nur" gute zweieinhalb Grad wärmer als im Mittel.

Bundesweit gibt es gleichzeitig erneut ein hohes Niederschlagsdefizit. Bislang fiel etwa ein Viertel der Gesamtmenge eines durchschnittlichen Dezembermonats, wobei die Trockenheit vor allem im Süden auffällt - so fielen in Straubing in den ersten zwei Dezemberwochen gerade einmal 5,5 Liter auf den Quadratmeter, nicht einmal ein Zehntel des sonst gesamten Monats. Im Norden fällt dagegen der Tiefdruckeinfluss auf, in der Norddeutschen Tiefebene sowie an den Küsten und teilweise auch im Rheinland wurde teilweise schon die 50-Prozent-Marke erreicht und damit das bisherige Soll erfüllt, Schleswig liegt sogar etwas darüber.

Gleichzeitig schien die Sonne ungewöhnlich häufig. Wobei bemerkt werden muss, dass man in puncto Sonne ohnehin in einem Dezember bescheiden sein sollte, liegt der langjährige Durchschnittswert doch bei gerade einmal 44 Stunden im Deutschlandmittel. In diesem Monat wurden dabei allerdings bereits schon mehr als 75 Prozent dieses Wertes erreicht, sodass man davon ausgehen kann, dass die Sonnenschein-Statistik wohl am Ende auch überdurchschnittlich ausfallen dürfte. Vor allem in Süddeutschland und in Sachsen wurde sogar bereits jetzt an einigen Wetterstationen die Sonnenscheindauer eines normalen ganzen Dezembermonates überschritten (Augsburg, Leipzig, Dresden, Kempten), in Lahr am Oberrhein wurde sogar bereits mehr als 140 Prozent des durchschnittlichen Dezemberwertes erreicht. Am wenigsten war die Sonne dagegen im Nordosten zu sehen, Greifswald meldet bislang mit gut einem Drittel Sonnenstunden einer normalen Dezembersumme ein leichtes Defizit.

Wärmster Dezember seit Aufzeichnungsbeginn?

Doch beschränken wir uns fortan auf die Temperaturentwicklung und fragen uns, wie wahrscheinlich es ist, dass nach dem wärmsten November nun auch der wärmste Dezember seit Aufzeichnungsbeginn folgt.

Bisher teilen sich zwei Dezembermonate den ersten Platz seit Beginn regelmäßiger Messungen im Jahre 1881: Der Dezember 1934 und 1974. In beiden Monaten lag die bundesweite Durchschnittstemperatur bei 4,8 Grad und damit genau 4,0 Grad über dem langjährigen Mittel von 1961 - 1990. Damit also dieser Dezember auf Platz 1 gelangt, müsste es weiterhin deutlich zu mild bleiben, sodass am 31. dieses Monats etwas mehr als diese 4,8 Grad als Monatsmitteltemperatur erreicht würde.

Damit dies der Fall ist, müssten die verbleibenden 17 Tage (einschließlich des heutigen 15.12.) dieses Dezembers eine mittlere positive Abweichung von etwa 3,34 Grad oder mehr besitzen. Dies scheint machbar, ist jedoch aus heutiger Sicht noch alles andere als sicher. Schauen wir uns dazu die Ensembleprognose für Deutschland in den Abbildungen an. Wir sehen, dass einer extrem milden Phase mit Höhepunkt um den 22. Dezember herum die Temperatur wieder sinkt und somit der Abstand zum Klimamittelwert (gestrichelte Linie) schrumpft. Läuft dabei alles so, wie die Mehrzahl der Modellberechnungen dieses prognostizieren, so sieht jedoch trotzdem alles nach einem neuen Dezemberrekord aus.

Dennoch beachte man auch die Unsicherheiten, die sich durch die zunehmende Vorhersagedauer ergeben. Vor allem im Süden Deutschlands kann die Luft unter Hochdruckeinfluss nach klaren Nächten spürbar auskühlen. Bildet sich dann im Verlauf Nebel oder Hochnebel, so würde die Tagestemperatur kaum steigen. Aber auch kurze Kaltlufteinbrüche sind nicht ganz ausgeschlossen, wenngleich aus heutiger Sich unwahrscheinlich.

Fazit: 2015 könnte nicht nur mit dem wärmsten November, sondern auch dem wärmsten Dezember seit Aufzeichnungsbeginn Klimageschichte schreiben. Ob der Dezember aber nun wirklich deutschlandweit Rang 1 belegen wird, kann heute noch nicht sicher gesagt werden, es ist aber zumindest gut denkbar. Für den Norden Deutschlands allein ist dies sogar sehr wahrscheinlich. So oder so wird der Dezember dennoch ganz weit oben in der Wärmerangliste seit Aufzeichnungsbeginn wiederzufinden sein.