Schneechaos im Münsterland - heute vor 10 Jahren

Heute vor 10 Jahren, am 26.11.2005, kam es im Münsterland und Osnabrücker Land zu chaotischen Verhältnissen

Heute, am 25.11.2015, jährt sich ein extremes Schnee-Ereignis zum 10. Mal. Damals, ab dem 25.11.2005, kam es vor allem im Münsterland, aber auch in den umliegenden Regionen, zu teils chaotischen Bedingungen durch ein ungewöhnlich kräftiges Schneetief. Tagelanger Starkschneefall und stürmische Böen sorgten für Stromausfälle und abgeknickte Strommasten, drei Menschen kamen ums Leben. Wir blicken zurück:

Schneechaos im Münsterland und Umgebung

Viele Menschen aus dem Münsterland, aber auch dem Tecklenburger Land, dem Ruhrgebiet, dem Osnabrücker Land, dem Bergischen Land und dem südlichen Emsland werden sich wohl noch gut an diesen Tag vor 10 Jahren erinnern, als im Tagesverlauf kräftige Schneefälle aufkamen, welche im Verlauf dieses und der Folgetage für chaotische Bedingungen sorgten.

Durch immer wieder auftretende Starkschneefälle um den Gefrierpunkt, begleitet von kräftigem Wind kam der Straßen- und Schienenverkehr teils komplett zum Erliegen. Auf einigen Autobahnen mussten die Fahrer die Nacht in ihren Fahrzeugen verbringen. Umgeknickte Strommasten sorgten für weitreichende Stromausfälle, die teils noch über Tage anhielten. Die Westfälischen Nachrichten haben jüngst dazu dieses Video mit Erinnerungen an dieses markante Ereignis veröffentlicht:

Tausende Verkehrsunfälle und Stromausfall

Die einsetzenden Starkschneefälle, begleitet von stürmischen Böen, vereinzelt sogar schweren Sturmböen (Bochum-Sundern: 91 km/h, Issum: 89 km/h) sorgten im Tagesverlauf des Freitags, also des 25.11.2015, bereits für massive Verkehrsbehinderungen. LKW stellten sich auf den Autobahnen quer, sodass zum Beispiel die Autofahrer auf der A45 stundenlang im Stau steckten und vom Roten Kreuz mit Decken und heißen Getränken versorgt wurden. Bereits an diesem Freitagabend wurden mehr als 1.200 Verkehrsunfälle in Nordrhein-Westfalen gezählt. Aber auch Pendler steckten in Zügen oder auf Bahnhöfen fest und konnten ihr Ziel nicht mehr erreichen. Sie wurden teilweise in Notunterkünfte gebracht und versorgt.

Das wohl im Zusammenhang mit dem Schneechaos typische Symbol sind die Bilder reihenweise umgeknickter Strommasten. Ursache war die Kombination aus teils stürmischem Wind und Temperaturen, die um den Gefrierpunkt pendelten. So konnte sich um die Überlandleitungen eine Eisschicht bilden, und wegen des Windes kam es zu so genannten Leiterseilschwingungen. Dadurch berührten sich die Leitungen teilweise, und es kam zu Kurzschlüssen. Teilweise hingen sie so tief über den Straßen, dass sie gekappt werden mussten. Dadurch kam es zu weit reichenden Stromausfällen, der Abschnitt Metelen - Roxel war sogar 5 Tage lang betroffen. In manchen Ortschaften wurden nur die wichtigsten Gebäude mit Notstrom versorgt.

Teils über 50 cm Schnee

Vor allem im Münsterland kam es dabei in kurzer Zeit zu enormen Neuschneemengen, so zum Beispiel Westerkappeln, dort fielen binnen 24 Stunden 35 cm Neuschnee. Am Sonntagmorgen, dem 27.11.2005, wurden folgende Schneehöhen gemeldet:

  • 56 cm - Breckerfeld-Wengeberg (440 m, Nordrhein-Westfalen)
  • 52 cm - Reichshof-Eckenhagen (350 m, Nordrhein-Westfalen)
  • 41 cm - Remscheid (235 m, Nordrhein-Westfalen)
  • 40 cm - Lüdenscheid (387 m, Nordrhein-Westfalen)
  • 36 cm - Wipperfürth-Gardeweg (360 m, Nordrhein-Westfalen)
  • 34 cm - Westerkappeln (92 m, Nordrhein-Westfalen)
  • 34 cm - Bad Bentheim (50 m, Niedersachsen)
  • 32 cm - Kahler Asten (839 m, Nordrhein-Westfalen)
  • 30 cm - Driedorf (482 m, Nordrhein-Westfalen)
  • 29 cm - Havixbeck-Tilbeck (83 m, Nordrhein-Westfalen)
  • 28 cm - Steinfurt-Burgsteinfurt (64 m, Nordrhein-Westfalen)

Wie kam es zu dem Schneechaos?

Das entsprechende Tief THORSTEN entstand nach sehr milder Vorwitterung bei Island. Deutschland war am Vortag noch unter Hochdruckeinfluss bei nasskalten Luftmassen. Während nun das Hoch auf den Atlantik zurückwich, zog Tief THORSTEN unter rascher Verstärkung südwärts, zog über die Nordsee hinweg in Richtung Benelux-Staaten und veränderte seine Position ab dann nur noch sehr langsam. Es brachte mit Feuchtigkeit gesättigte, polare Meeresluft mit.

Durch die nun sehr langsame Verlagerungsgeschwindigkeit bei großen Luftdruckgegensätzen kam es zu der Kombination aus immer wiederkehrenden Starkschneefällen über der gleichen Region bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Verschärft wurde die Lage durch die sehr milde Vorwitterung. Aufgrund dieser waren noch viele Bäume teilweise belaubt, sodass sie noch leichter unter der Last der schweren, nassen Schnees umstürzen konnten.

In der Gesamteinschätzung kann man schon sagen, dass das Schneechaos im Münsterland und Umgebung schon als Jahrhundertereignis gesehen werden kann. Eine ausführliche Betrachtung dieses Falls gibt es auf den Seiten unserer Unwetterzentrale.