Erster Schneefall der Saison zum Teil bis ins Flachland

Ein kräftiges Höhentief über Rheinland-Pfalz und Hessen beschert der Landesmitte ersten Schneefall der Saison.

Ein kräftiges Höhentief (auch Kaltlufttropfen genannt) über Rheinland-Pfalz und Hessen beschert seit der Nacht zum Mittwoch vor allem der Landesmitte und somit den zentralen Mittelgebirgen den ersten Schneefall der Saison. Besonders intensiv waren die Niederschläge am Morgen im Westen Sachsens sowie in Thüringen und im Süden Sachsen-Anhalts. Dort schneite es zum Teil bis in tiefe Lagen. Insgesamt ist dies zwar ein sehr frühes, aber gleichzeitig auch sehr kurzes Winterintermezzo. Von Südosten her wird mildere Luft in die Strömung einbezogen, so dass die Schneefallgrenze schon im Laufe des heutigen Mittwochs wieder steigt.

 

Bodennahe Kaltluft als Basisvoraussetzung

Schon seit einigen Tagen bestimmt das kräftige und ausgedehnte Hochdruckgebiet OLDENBURGIA das Wetter in weiten Teilen Europas. Es erstreckt sich von Skandinavien bis nach Russland. Innerhalb des Hochs konnte sich die Luft vor allem über dem Kontinent über mehrere Tage hinweg deutlich abkühlen. Der Wind weht auf der Nordhalbkugel aus einem Hoch heraus im Uhrzeigersinn. Wir in Deutschland lagen vergangenen Samstag an der Südflanke des Hochs und folglich gelangte aus Nordosten bis Osten arktische und trockene Kaltluft auf direktem Wege von Sibirien und Russland zu uns. Die zu dieser Jahreszeit kältest mögliche Luftmasse wehte nach Deutschland.

Vor allem in den bodennahen Luftschichten konnte sich für die Jahreszeit schon ein beachtliches Kaltluftpolster ausbilden. In den Nächten sank die Temperatur vor allem in der Mitte und im Osten verbreitet unter den Gefrierpunkt. Montag früh wurden zum Beispiel im brandenburgischen Baruth -5,6 Grad gemessen. Marienberg-Kühnheide im Erzgebirge kam sogar auf -10,2 Grad. Nachtfröste sind im Oktober zwar nichts Ungewöhnliches, aber derart niedrige Tiefstwerte sind schon am unteren Rande dessen, was zu dieser Jahreszeit möglich ist.

 

Ein Höhentief kommt ins Spiel.

In den vergangenen beiden Tagen verlagerte sich ein abgeschlossenes Tief in höheren Luftschichten (auch Höhentief oder Kaltlufttropfen genannt) unter Verstärkung von Schottland über die westliche Nordsee und den Westen Belgiens hinweg nach Nordfrankreich. Es war besonders in etwa fünfeinhalb Kilometern Höhe ausgeprägt und dort wurden Temperaturen von -28 bis -30 Grad gemessen. In der vergangenen Nacht und heute Morgen erreichte dieses Höhentief das Saarland und die Südpfalz. Im Laufe des Mittwochs zieht das Höhentief über Hessen und Nordrhein-Westfalen hinweg zurück nach Belgien und wandert am Donnerstag über die Mitte Frankreichs zur Côte d’Azur.

Im Vorfeld des Höhentiefs wird zurzeit mildere Luft aus Südosteuropa angezapft und vor allem in höheren Luftschichten nach Ostdeutschland verfrachtet. Dabei gleitet diese mildere Luft auf die bodennahe Kaltluftschicht auf und intensive Niederschlagsgebiete entstehen. Begünstigt durch die Tageszeit schneite es in der Nacht zum Mittwoch und am Mittwochmorgen somit vor allem im Westen Sachsens, im Süden Sachsen-Anhalts und in Thüringen kräftig und somit folglich zum Teil bis in tiefe Lagen hinab. Die Schneefallgrenze lag weiter rüber Richtung Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz 200 und 300 Meter, in einigen windgeschützten Tälern schneite es aber auch hier bis in tiefere Lagen. Im Saarland konnte man ebenfalls oberhalb von 200 bis 300 Metern die ersten Flocken der Saison sehen.

Auch klassische Staueffekte konnten sich zum Beispiel am Thüringer Wald, an der Rhön, am Harz und am Westerzgebirge einstellen. Dort schneite es am Mittwochmorgen länger andauernd und zum Teil ergiebig.

Um 8 Uhr lagen im thüringischen Gera auf 312 m Höhe 7 cm Neuschnee, in Carlsfeld in Sachsen auf 899 m ebenfalls 7 cm. Der Erfurter Flughafen meldete 4 cm Neuschnee auf 322 m Höhe. Auch in Chemnitz auf 420 m Höhe lagen am Mittwochmorgen 4 cm Schnee. Der Fichtelberg meldete 11 cm Schnee und auf der Zugspitze lagen 33 cm. Lichtentanne (353 m) und Treuen (465 m) im Westen Sachsens meldeten sogar jeweils 12 cm Schnee.

Die Temperaturgegensätze waren interessant: Während es um 7 Uhr am Erfurter Flughafen und in Weimar-Schöndorf bei jeweils -0,2 Grad kräftig schneite, lag die Temperatur in Polen im Bereich der milderen Luft schon bei 5 bis 7 Grad.

 

Erster Schneefall etwa drei bis vier Wochen zu früh

Normalerweise können wir in Deutschland im Herbst so ab etwa Mitte November mit dem ersten Wintereinbruch im Flachland rechnen. Insofern ist der heutige erste Schneefall bis ins Flachland als sehr verfrüht anzusehen.

Der früheste Schneefall in unserer Landeshauptstadt Berlin, einer Region, die normalerweise nicht gerade sonderlich schneeanfällig ist, konnte aber auch schon am 3. Oktober 1998 beobachtet werden. Das heißt, mit dem ersten Schneefall bis in tiefen Lagen kann es unter bestimmten extremen Wetterbedingungen also auch noch früher losgehen.

Für die deutschen Mittelgebirge ist dagegen der erste Schneefall im Oktober, vor allem in Lagen oberhalb von 500 bis 700 Metern keineswegs unüblich.

 

Wie geht es weiter?

Mit dem Abzug des Höhentiefs nach Frankreich, strömt vom Balkan und von Polen her mildere Luft nach. Einerseits sorgt die Tageszeit und folglich die Oktobersonne ab dem späten Mittwochvormittag für eine Erwärmung der Luftschichten, wodurch die Schneefallgrenze wieder deutlich ansteigt. In den Tieflagen taut der gefallene Schnee schnell wieder weg. Das Niederschlagsgebiet an sich zieht außerdem weiter nach Norden und schwächt sich zudem langsam ab.

In den kommenden Tagen setzt sich die mildere Luft allgemein wieder durch und am Wochenende werden wir in weiten Landesteilen wieder zweistellige Höchsttemperaturen sehen können. Üblicher Weise wären zu dieser Jahreszeit tagsüber noch 10 bis 15 Grad zu erwarten.