Schwere Unwetter am Mittelmeer

Ein Gewittersystem hat vor allem in Süditalien für schwere Überflutungen gesorgt, betroffen war vor allem Sizilien, aktuell zieht es über Griechenland:

Ein großräumiges Gewittergebiet, ein so genanntes Mesoskaliges Konvektives System, hat vor allem durch Regenmassen für große Probleme im Süden Italiens gesorgt. Am Mittwoch war vor allem Sizilien betroffen, es herrscht aber weiterhin große Unwettergefahr rund um das Mittelmeer sowie in Südosteuropa. Bilder und Videos zeigen die Folgen der Unwetter:

Auf dem Satellit ist ein riesiger Gewitterkomplex zu sehen, der am gestrigen Mittwoch über das Mittelmeer weiter ostwärts gezogen ist und dabei auch den Süden Italiens überquert hat. Dabei kam und kommt es vor allem durch teils länger anhaltenden Starkregen zu erheblichen Problemen. Besonders betroffen war neben Kalabrien vor allem Sizilien. Im Internet sammeln sich Bilder und Videos von Autos, die durch die Straßen gespült werden und Menschen, die offensichtlich Mühe haben, sich durch das teils ein Meter hohe Wasser zu kämpfen:

Die größten Überschwemmungen und auch die größten Regenmengen gab es dabei im Osten Siziliens zwischen den Provinzen Messina und Catania. So meldete die Wetterstation Messina am Donnerstagmorgen um 2 Uhr eine 24-stündige Niederschlagssumme von 77,6 Litern pro Quadratmeter, Cozzo Spadaro im äußersten Südosten sogar 85 L/qm. Ein lokaler Wetterdienst hat in Calatabiano sogar eine Summe von 102 Litern pro Quadratmeter gemeldet, innerhalb von nur 3 Stunden zwischen 2 und 5 Uhr am Mittwochmorgen, das ist mehr als üblicherweise im gesamten Monat September fällt. Begleitet wurden die Regengüsse immer wieder durch Blitz und Donner, insgesamt registrierten die Messgeräte bis zum Donnerstagmorgen knapp 360.000 innerhalb von 24 Stunden im östlichen Mittelmeerraum.

Bis zu 104 Grad Temperaturunterschied

Schaut man sich den Gewitterkomplex im hoch aufgelösten Satellitenbild genauer an, so sind neben der Größe auch im Detail beeindruckende Strukturen zu entdecken. Besonders auffällig ist eine Linie mit über die umgebenden Wolken schießenden Gewittertürmen. Dort haben sich eingelagerte Gewitterzellen linienhaft organisiert, wobei dort davon auszugehen ist, dass es neben Starkregen in diesem Bereich durchaus noch zu großem Hagel oder Sturmböen gekommen ist, wenn nicht sogar zu vereinzelten Tornados.

Die Temperatur an der Oberseite der Wolken lag teilweise bei bis zu -77 Grad. Das ist ein Wert, der in diesen Breitengraden sehr ungewöhnlich ist. Darunter befindet sich das noch warme Mittelmeer, in dieser Region hat es noch 26 bis 27 Grad an der Oberfläche. Dieser große Temperaturunterschied von bis zu 104 Grad zwischen Wolkenoberkante und noch warmem Mittelmeer zeigt die hohe Labilität der Atmosphäre. Dabei kann die warme Meeresluft mit ihrem hohen Feuchtegehalt leicht in große Höhen aufsteigen. Die Windverhältnisse sorgen zusätzlich dafür, dass sich Gewitter zusammenschließen und verstärken können. Mehr über MCS (mesoscale convective systems = mesoskalige konvektive Systeme) erfahren Sie hier.

Weiterhin Unwettergefahr

Noch ist die Gefahr auch für Italien nicht gebannt, unsere Unwetterzentrale Italien hat nach wie vor Unwetterwarnungen der Stufe "Orange", im Süden Apuliens auch der zweithöchsten Stufe "Rot" vor Starkregen aktiv. Insgesamt verlagert sich der Schwerpunkt allerdings weiter nordöstlich. So wurden aus dem griechischen Kerkyra (Ionische Inseln) 90 L/qm in 24 Stunden gemeldet. Vor allem von dort bis zum Schwarzen Meer muss nach vorübergehender Abschwächung im Verlauf des Donnerstags wieder mit teils enormen Regenmengen, lokal aber auch mit großem Hagel und Sturmböen, vereinzelt auch Tornados gerechnet werden. Auch im westlichen Mittelmeer in Richtung spanische und französische Küste sowie auf den Balearen sind Unwetter möglich, wobei dort neben Starkregen und Sturmböen ebenfalls große Hagelkörner entstehen können. Mehr Wettervorhersagen für Europa gibt es in unserem Reisewetter.