Bodenfrostgefahr

Die Polarluft sorgt für frische Nächte, dabei steigt die Bodenfrostgefahr in einigen Regionen an. Wo kann Bodenfrost auftreten, und wie schütze ich dann meine Pflanzen?

Während man es am Tag teilweise noch ganz gut mit dünner Jacke oder gar mit Sweatshirt aushalten kann, bekommen wir derzeit recht kalte Nächte. Die Ursache sind die eingeflossene Luft polaren Ursprungs und die nächtliche Ausstrahlung. Vereinzelt ist in den vergangenen Nächten bereits Bodenfrost, selten sogar Luftfrost aufgetreten, und die Bodenfrostgefahr nimmt in den kommenden Nächten leicht zu. Wir zeigen heute, wo es für Bodenfrost reichen könnte und was Gartenfreunde daher dort tun sollten:

Frost am Dienstagmorgen

Wir haben es in den gestrigen Wetter News mit dem Wochenüberblick bereits angesprochen: In den folgenden Nächten kann es in einigen Gebieten in Deutschland Bodenfrost geben, teils den ersten der Herbstsaison. Dies war bereits am Montagmorgen im Schwarzwald sowie auf der Schwäbischen Alb der Fall, vereinzelt gab es sogar dort Luftfrost, also Minusgrade auch in rund 2 Metern Höhe. Dies war in der vergangenen Nacht nicht anders: Am frühen Dienstagmorgen gesellten sich nun auch einzelne Muldenlagen des Westerzgebirges zu den Frostkandidaten. So wurde in Marienberg-Kühnhaide eine Tiefsttemperatur von -2 Grad erreicht, in Morgenröthe-Rautenkranz -1 Grad. Aber auch in Bernau im Schwarzwald sackte das Quecksilber bis auf -1 Grad ab, gleichzeitig lag die Tiefsttemperatur dort knapp über dem Boden bei -5 Grad. 

Dass es bei wolkenarmen und windschwachen Bedingungen an der Erdoberfläche deutlich kälter ist als ein paar Zentimeter weiter darüber, hat mit der nächtlichen Ausstrahlung der Wärme zu tun. Denn bei ungehinderten Bedingungen wird die Tageswärme vom Boden her in den Weltraum abgestrahlt. Daher sackt die Temperatur an Oberflächen am meisten ab. Dies ist auch der Grund, warum bei vielen Autothermometern bei einer Außentemperatur von 3 Grad bereits das Glätte-Warnsymbol zu leuchten beginnt. Denn in den Wintermonaten kann dies bereits Glätte bedeuten, da es auf der Straße bereits merklich kühler ist. Dies gilt im September allerdings noch nicht, da der Erdboden vom Sommer noch aufgewärmt ist und auch die Straßen von unten her noch frostfrei hält.

Allerdings kann und konnte man in den vergangenen Nächten in geschützten Lagen bereits Reifablagerungen auf Gräsern erkennen, die auf den nächtlichen Frost in Bodennähe schließen lassen, so meldete der Betreiber der MeteoGroup-Wetterstation Friedrichweiler im Saarland bereits am Sonntag, dass es in der Nacht zuvor zu Bodenfrost gekommen sein muss. Aufgrund eines noch nicht eingebauten Temperatursensors in 5 cm Höhe müssen wir allerdings auf den Nachweis noch verzichten.

Zutaten für Bodenfrost

Was ist also notwendig, damit Bodenfrost entstehen kann? Zunächst muss natürlich die Luftmasse selbst kühl genug sein, und der Wind sollte nicht zu stark sein. Er würde die Temperaturunterschiede ausgleichen, sodass zu dieser Jahreszeit kein Frost entstehen kann. Mindestens so wichtig ist aber auch die Luftfeuchtigkeit. Ist sie zu hoch, so kommt es beim Abkühlungsvorgang zur Kondensation, also zur Bildung von Wassertröpfchen. Dies ist ein Vorgang, der Wärme freisetzt und so die Abkühlung bremst. Oft entsteht bei ausreichender Luftfeuchtigkeit dann auch Nebel, und die Temperatur ändert sich nachfolgend kaum noch. Der Taupunkt zeigt dabei die Temperatur an, bei der es zu dieser Kondensation kommen würde, oder anders gesagt: ist Temperatur = Taupunkt, so bildet sich Nebel.

In der Abbildung ist der Taupunkt für die Nacht zum Donnerstag zu erkennen. Wir behalten dabei die Wetterlage (hier eine interaktive 3D-Wetterkarte) im Hinterkopf: Hoch LAJANA wird bis dahin seinen Schwerpunkt in Richtung Südskandinavien verlagern, wobei die Luft aus seinem Zentrum heraus mit Nordost- bis Ostwind nach Deutschland gelangt.

Wir sehen bei dieser Windrichtung deutlich den Einfluss der noch warmen Ostsee auf Luftfeuchtigkeit und Temperatur: Legt die Luft einen langen Weg über sie zurück, so ist sie auch landeinwärts noch feuchter, wie anhand der gelben Farbflächen im Nordosten zu sehen. Legt sie dagegen einen weiten Weg über Land zurück, so ist sie recht trocken. Dies ist bei der gegebenen Windrichtung vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands der Fall. Besonders im Bereich der dortigen Gebirge mit ihren höher gelegenen Tälern kann sich die schwerere Luft sammeln und zu der tiefsten Temperatur führen.

Wo herrscht die höchste Bodenfrostgefahr?

Kombiniert man nun alle Zutaten: Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind und auch (nicht vorhandene) Bewölkung, so kann man Wahrscheinlichkeiten für Bodenfrost errechnen. So berechnet unser hausinternes Multi-Model Vorhersageverfahren immerhin eine Bodenfrostwahrscheinlichkeit von 20 bis 40 Prozent im Mittelgebirge, im Schwarzwald sogar bis 65 Prozent in den Nächten zum Donnerstag und zum Freitag, leicht geringer in der Nacht zum Samstag. Die insgesamt höchste Wahrscheinlichkeit für Bodenfrost ist dabei in der Nacht zum Donnerstag in der Südhälfte einschließlich Mittelgebirge gegeben, aber auch in geschützten Muldenlagen außerhalb von Innenstädten ist vereinzelt Bodenfrost nicht ausgeschlossen.

Gartentipps bei Bodenfrost-Gefahr

Wer also in den genannten Gebieten wohnt, sollte jetzt vorbeugen: Tomaten sollten tagsüber geerntet werden, sie können im Haus weiterreifen, da ihre rote Farbe durch die höhere Temperatur entsteht. Eventuell bereits ausgesäte Jungsalate sollte man mit Tannenreisig vor Bodenfrost schützen. Auch Zucchini und Kürbisse sollten frostfrei bleiben - am längsten halten sie im Haus in einem kühlen, dunklen Raum. Übrigens: Kürbisse nur dann ernten, wenn wirklich Frost droht, sonst sollte man warten, bis der Stiel holzig genug geworden ist. Auf das Pflanzen von Zistrosen oder winterharten Kakteen sowie Feigen, aber auch Kamelien sollte man ohnehin bis zum Frühjahr warten.

Wer andererseits in einer von den wenigen Bodenfrostregionen wohnt, kann dafür als erster Grün- oder Rosenkohl ernten. Denn nach Minusgraden kommt es bei diesen zu einem höheren Zuckergehalt und damit zu dem charakteristischen Aroma. Guten Appetit!