Der Sommer 2015 - ein meteorologischer Rückblick

Hitzerekorde, Unwetter, Dürre - das Wetter im Sommer 2015.

Es sind nur noch wenige Tage, schon am kommenden Dienstag beginnt der meteorologische Herbst. Zeit für einen Rückblick auf das Wetter und auf die Besonderheiten der letzten drei Monate: Im Durchschnitt war es nahezu überall zu warm, teils deutlich zu trocken, an einzelnen Orten hingegen zu nass und meist konnte überdurchschnittlich viel Sonnenschein verzeichnet werden. Dazu gab es einige neue Allzeit-Temperaturrekorde.

Turbulenter Auftakt im Juni – Schafskälte, Hitze und Dürre

Im Zusammenhang mit den Tiefdruckgebieten JÜRGEN und KAMIL gab es zu Beginn des Juni im Norden Deutschlands lediglich Höchstwerte von etwa 14 bis 18 Grad. Dazu war es gebietsweise windig. Am 5. Juni stieg die Temperatur in Ihringen am Kaiserstuhl auf heiße 35,9 Grad, einen Tag später verzeichnete die MeteoGroup-Wetterstation Guteborn/Lausitz mit 35,6 Grad einen ähnlich hohen Wert. Bereits am Morgen des 8.6. zeigte sich der Sommer von seiner kalten Seite mit Bodenfrost im Nordwesten: Im westfälischen Borken wurde in 5 cm Höhe über dem Erdboden ein Temperaturminimum von -3,1 Grad gemessen – typisch für die "Schafskälte". In den Folgetagen wurde es gebietsweise wieder sehr heiß, beispielsweise mit maximal 32,8 Grad am 12. Juni in Brauneberg/Mosel und der gleichen Temperatur am 13.6. in Berlin. Allerdings gab es eben an diesem 13.6. im Norden und Osten der Republik stellenweise heftige Unwetter. Schwere Gewitter mit Starkregen und Sturmböen sorgten vereinzelt für große Schäden und auch für traurige Meldungen, da auf dem Gelände der Bundesgartenschau in Rathenow ein Besucher von einem herabstürzenden Ast erschlagen worden war.

Auch im Süden Deutschlands gab es Mitte Juni kräftige Schauer und Gewitter, welche für unwetterartige Verhältnisse mit Überschwemmungen sorgten. Am Abend des 14.6. kam es in Oberstdorf im oberen Allgäu in Folge der heftigen Regenfälle (105,1 l/m² an der Wetterstation Oberstdorf-Sprungschanze innerhalb von 24 Stunden bis zum Morgen des 15.6.) zu einer Schlammlawine, die eine Evakuierung mehrerer Hundert Personen sowie Millionenschäden nach sich zog. Ab dem 18.6. brachten das Tief NILS und sein Nachfolger OTTO auch den dürregeplagten Regionen nach und nach zumindest etwas von der ersehnten Entspannung. Der nasseste Ort aber war Sonthofen-Breiten im Allgäu mit einer Monatssumme von 237,3 l/m², während Dahme an der Ostsee mit gerade einmal 15,7 l/m² den Ort mit dem geringsten Niederschlag darstellte.

Auf und Ab im Juli – Neue Hitzerekorde, Dürre, Überschwemmungen, Stürme

Große Gegensätze zeigten sich im Juli beim Blick auf den Niederschlag in Deutschland. Im Süden und vor allem im Südwesten regnete es, bis auf Ausnahmen wie beispielsweise den Alpenrand, oft deutlich weniger, als im Mittel zu erwarten wäre. Dadurch führte nicht nur die Mosel zeitweise Niedrigwasser. Im Nordwesten, mitunter auch im Osten des Landes sah es anders aus; teilweise konnten die Äcker wegen starker Niederschläge gar nicht befahren, geschweige denn das Getreide geerntet werden. Unter anderem brachte das Tief ANDREAS viel Wind und feuchte Luft aus polaren Breiten in den Norden Deutschlands. Die Höchsttemperatur schwankte vielerorts innerhalb weniger Tage um 15 Grad oder mehr. Gleich am ersten Wochenende des Monats gab es einige neue Allzeit-Rekorde. Am Nachmittag des ersten Julisonntags (5.7.) erreichte die Hitzewelle durch Hoch ANNELIE in Deutschland ihren Höhepunkt. Der absolute Höchstwert wurde mit 40,3 Grad im unterfränkischen Kitzingen (Bayern) gemeldet, dicht gefolgt von der MeteoGroup-Wetterstation in Wertheim (Baden-Württemberg) mit 40,2 Grad und Kahl am Main mit 39,8 Grad (Bayern). Die bisher höchste, jemals in Deutschland gemessene und offiziell gültige Temperatur lag bei 40,2 Grad (jeweils 27.7.1983 in Gärmersdorf bei Amberg in der Oberpfalz, 9.8.2003 in Karlsruhe sowie am 13.8.2003 in Freiburg im Breisgau und erneut in Karlsruhe).

Neben diesen Rekordtemperaturen gab es auch ausgesprochen kühle Tage: So meldete Hamburg am 19.7. lediglich ein Maximum von 15,6 Grad und damit einen wahren Temperatursturz gegenüber dem zwei Tage zuvor erreichten Höchstwert von 30,2 Grad. Dazu kam es in Verbindung mit Schauern und Gewittern häufiger zu Böen der Windstärke 8 oder höher, so zum Beispiel Anfang des Monats. Böen bis hin zur Orkanstärke brachten die Unwetter vom 5.7. und in der Nacht zum 8.7.2015. Den Ort Framersheim in Rheinland-Pfalz traf es besonders schlimm; dort wurden mehrere Dächer abgedeckt, auch umgestürzte Bäume sorgten für Schäden. Am 18.7. gab es in Folge des Tiefdruckgebietes XAVER gebietsweise Starkregen, Gewitter und Hagel, dazu wurden u.a. im Raum Sangerhausen sowie im nördlichen Sachsen und im südlichen Brandenburg einige Verdachtsfälle für Tornados registriert. In Halle (Saale), Stadtteil Trotha, kam innerhalb von 10 Minuten am Nachmittag eine Niederschlagsmenge von 20,1 l/m² zusammen. Am letzten Samstag (25.7.) kam das ungewöhnlich kräftige Sturmtief ZELJKO, das Orkanböen bis 159 km/h auf dem Brocken und bis 122 km/h in Porta Westfalica in Nordrhein-Westfalen brachte.

Weiter turbulentes Wetter im August – oft heiß, große Unterschiede in puncto Regenausbeute

Der August begann sommerlich mit überwiegendem Hochdruckeinfluss, der in Brauneberg-Juffer an der Mosel am 1.8. mit einer Höchsttemperatur von 30,2 Grad einen Heißen Tag brachte. Meldeten am 3.8. schon 7 Wetterstationen im Südwesten Deutschlands Höchstwerte von 35 Grad oder mehr, steigerte sich die Hitze in einer südwestlichen Strömung zwischen dem Hochdruckgebiet FINCHEN und dem zwischen den Britischen Inseln und Island liegenden Tief BONIMIR in den Folgetagen in neue extreme Temperaturbereiche. Im unterfränkischen Kitzingen wurde am 7.8. an einer Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes gut einen Monat nach Erreichen eines neuen Rekordes wiederum exakt der Wert von 40,3 Grad erreicht. An mehr als 30 Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes wurden am 7.8. oder 8.8. Dekadenrekorde für die ersten 10 Tage des Monats August aufgestellt. Mit 41,1 Grad im baden-württembergischen Wertheim und 40,6 Grad in Göllheim in Rheinland-Pfalz wurden zudem an zwei Stationen im MeteoGroup-Messnetz neue Rekordwerte für die Lufttemperatur in zwei Metern Höhe über dem Erdboden aufgestellt. Diese Werte wurden vom Hersteller, der Adolf Thies GmbH in Göttingen, technisch überprüft und bestätigt.

Bis Mitte des Monats hielt einerseits gebietsweise die Hitze an, zum anderen gab es mancherorts Unwetter, vor allem Starkregen und Gewitter. Beispielsweise reichte die Temperaturspanne am 10.8. von 36,9 Grad in Dresden-Strehlen bis 17,0 Grad im rheinland-pfälzischen Barweiler. vor allem im Süden gab es eine richtige Hitzeperiode. So meldete beispielsweise die Station München-Stadt zwölf Tage in Folge über 30 Grad.

Teils unwetterartiger Regen mit Gewittern brachte vor allem im Westen und Nordwesten Deutschlands am 10.8. um 20 bis örtlich über 30 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde. 24-stündig bis zum Morgen des 11.8. kamen 67,7 l/m² im ostwestfälischen Harsewinkel bei Gütersloh zusammen. Während mancherorts das Wasser im Keller stand und ganze Straßen überschwemmt wurden, war es im Osten und teils auch im Süden des Landes komplett trocken. Allerdings hatte es bis zum Morgen des 10.8. innerhalb von 24 Stunden am bayerischen Alpenrand bis 90,1 l/m² (auf dem Nebelhorn bei Oberstdorf) und auf der Schwäbischen Alb in Baden-Württemberg bis 75,1l/m² (in Sonnenbühl) gegeben.

Da die Trockenheit in vielen anderen Regionen im Süden und Osten des Landes aber gebietsweise tagelang in Kombination mit großer Hitze anhielt, waren die Folgen der Dürre an verschiedenen Stellen sichtbar: Die Waldbrandgefahr war in Teilen von Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern längere Zeit außerordentlich hoch. Felder und Wiesen vertrockneten und große Flüsse wie die Elbe und die Oder sowie deren Zuflüsse, z.B. Mulde und Warthe, verzeichneten mitunter rekordträchtige Niedrigstände. Die extreme Hitze mit teils über 35 Grad wurde ab dem 15.8. verdrängt. Mit beispielsweise 107,3 l/m² bis zum Morgen des 17.8. im hessischen Gilserberg-Moischeid gab es anschließend teils schwere Unwetter. In den letzten Augusttagen kehrte der Spätsommer mit vielerorts deutlich zu warmem, im Süden und Osten des Landes mit rund 30 bis 35 Grad wieder heißem Wetter zurück. Beendet wird das Sommerwetter zum Monatswechsel von den Frontensystemen atlantischer Tiefs. Die 30-Grad-Marke rückt pünktlich zum meteorologischen Herbstbeginn in weite Ferne. Es kann nicht schaden, wenn wir uns für den kommenden Dienstag auf Werte um 20 Grad einstellen.

Zusammenfassung – Temperatur, Niederschlag, Sonnenscheindauer

Neben den erwähnten großen Schwankungen zwischen Bodenfrost und großer Hitze sowie den neuen Allzeitrekorden interessiert in der Bilanz der Temperatur in den drei meteorologischen Sommermonaten auch die mittlere Abweichung im Vergleich zum langjährigen Mittel. Diese wird in Deutschland bei knapp über 2 Grad liegen, wobei die Küstengebiete mit rund 0,5 bis 1 Grad positiver Abweichung nur leicht wärmer als normal waren. Dagegen werden einige Gebiete von Oberfranken über Unterfranken und den Stuttgarter Raum bis zum Bodensee und zu den Alpen um oder etwas mehr als 3 Grad zu warm sein - im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1961 bis 1990.

Bei der deutschlandweiten Betrachtung der Niederschlagsbilanz zeigt sich eine mehr oder weniger deutliche Nord-Süd-Zweiteilung: Während im Norden meist leicht überdurchschnittliche Summen verzeichnet werden, ist der Sommer im Süden teils deutlich zu trocken. Dies gilt jedoch nicht für jeden Ort und jede Region innerhalb dieser Teilung. Auch wenn es in der Nordhälfte mancherorts deutlich zu nass war, fiel punktuell gerade einmal die Hälfte an Regen.

Einfacher ist die Betrachtung der Sonnenscheinsummen. In diesem Punkt zeigte sich der Sommer 2015 recht fair. Im Mittel wurde das Soll erreicht oder nur knapp unter- bzw. überschritten. Die Abweichung liegt dabei meist im einstelligen Prozentpunkte-Bereich.