Weltwetter - einige Wirbelstürme im Pazifik, Hitze und Unwetter in Sibirien und mehr

Japan erwartet Taifun NANGKA, in Russland herrscht Unwettergefahr, extreme Hitze in Deutschland?

Auf der Welt gibt es in der kommenden Woche einige Hotspots, und viele davon verdanken wir dem El Niño-Klimaphänomen. So zeigt sich der Pazifik hyperaktiv mit ungewöhnlich vielen tropischen Tiefs und Taifunen, dagegen ist es in Australien kälter als normal. Zu den Details in unserem sonntäglichen Weltwetter.

Doch bevor wir beginnen, skizzieren wir noch kurz, was es mit El Niño auf sich hat. Mit El Niño (= "das Christkind") bezeichnet man ein Klimaphänomen, bei dem die Wassertemperaturen des äquatorialen Pazifik deutlich höher als im Mittel sind. El Niño so wie auch sein Gegenpart, La Niña, kommen in regelmäßigen Schwankungen vor und haben Einfluss auf das Wettergeschehen an vielen Orten auf dieser Welt, wobei dies im Detail noch nicht endgültig erforscht ist. 

Wird Japan von Taifun NANGKA getroffen?

Durch die erhöhte Oberflächentemperatur des Pazifik sowie der feuchten Phase der so genannten Madden-Julian Oszillation sind derzeit die Bedingungen dort optimal für die Bildung von tropischen Systemen, die zu einem tropischen Tief oder mehr noch zu einem Wirbelsturm, dort je nach geographischem Auftreten als Zyklon oder Taifun bezeichnet, heranwachsen können.

Bereits seit zwei Wochen reden wir in unseren Weltwetter-Berichten über die außergewöhnlich hohe Anzahl an Tropentiefs über dem hyperaktiven Pazifik, während es auf dem Atlantik relativ ruhig zugeht. So findet man in unserem StormTracker bei MeteoEarth.com zurzeit gleich vier solcher Systeme, von denen CHAN-HOM ein Taifun war und NANGKA ein Taifun entsprechend der Kategorie 2 auf der 5-stufigen Saffir-Simpsons-Skala ist. Die weiteren, dort angezeigten Systeme betreffen kein Festland und bleiben heute außen vor.

Am heutigen Sonntag zieht dabei ex-Taifun CHAN-HOM über die koreanische Halbinsel mit teils intensivem Starkregen, allerdings auch gleichzeitig unter rascher Abschwächung, da die Bedingungen über Land sich für einen Tropensturm deutlich verschlechtern. So werden viele Koreaner sogar dankbar sein für CHAN-HOM, bringt dieser nach einer längeren Dürreperiode doch vielen Landwirten zumindest Erleichterung. CHAN-HOM wird sich wahrscheinlich am Montag über Nordkorea auflösen. Unwetter gab es durch CHAN-HOM vor allem in der japanischen Präfektur Okinawa, das folgende Video zeigt den durch ihn verursachten Wellengang:

Viel mehr richten sich die Augen der Japaner derzeit auf Taifun NANGKA. Mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit wird er sich über dem Pazifik nordwärts bewegen und wird dann mit Winden bis Orkanstärke, der Gefahr von Sturmfluten und heftigem Starkregen mit Überflutungen gegen Freitag auf den südlichen japanischen Inseln erwartet, sehr wahrscheinlich wird es dann auch zu Evakuierungen kommen müssen. Die Vorhersagemodelle prognostizieren gebietsweise teils über 160 Liter pro Quadratmeter Regen in nur sechs Stunden.

Zu kalt in Australien, Schneesturm in den Bergen

Während der sehr aktive Pazifik das eine Indiz für einen erstarkten El Niño ist, ist zu kühles Wetter in Australien das andere. So zieht zurzeit ein kräftiges Tief südlich des Kontinents in Richtung Tasmanien und verbleibt dann zu Wochenbeginn südöstlich von Australien. Auf seiner Rückseite weht dabei feuchte Polarluft heran. Dies sorgt bereits seit Freitag dafür, dass es in den Bergregionen zu schneien begonnen hat. 

Zu Beginn der neuen Woche flutet die Kaltluft dann beinahe den gesamten Kontinent. Dies reicht dafür aus, dass selbst einige Ortschaften in Queensland etwas Puderzucker zum Start in die neue Woche sehen könnten, was dort ein eher seltenes Ereignis ist. In den Bergen kommt es zu Starkschneefall und Sturmböen, sodass Unwetterwarnungen ausgesprochen wurden. Im Verlauf der Woche kann es dann auch in der Hauptstadt Canberra zu nächtlichem Schneefall kommen. 

Unwetter im Süden Brasiliens und Umgebung

Bleiben wir auf der Südhalbkugel und wenden uns Südamerika zu. Dort kann sich zwischen jeweils zwei starken Hochdruckgebieten auf Atlantik und Pazifik eine Tiefdruckrinne bilden, bei der bis in den Süden Brasiliens vor allem um Wochenmitte herum teils kräftige, gewittrige Regenfälle drohen. Betroffen ist dabei ein Streifen vom südlichen Bolivien über Paraguay bis zum südlichen Brasilien. Dass es in dieser Region in letzter Zeit immer wieder zu mehr Niederschlag als im langjährigen Mittel kommt, ist ebenfalls dem Klimaphänomen El Niño zuzuschreiben. 

In diesem Fall profitieren viele Kaffee- und Sojabauern, insbesondere in den südlichen Regionen Parana and Rio Grande do Sul, von diesem Regen, der, wenn er nicht unwetterartig ausfällt, sogar eine gute Ernte verspricht. Möglicherweise könnten nun die 100 bis 200 Liter pro Quadratmeter, die bis Donnerstag gebietsweise erwartet werden, jedoch auch Schaden bringen, dies bleibt abzuwarten.

Russland: Hitze, Sturm, Unwetter und Abkühlung

Bewegen wir uns nun etwas von den mutmaßlichen Auswirkungen von El Niño weg in unsere Breiten. Dabei ist weiterhin auffällig, dass wir es rund um die Nordhalbkugel in der als Westwindzone bekannten Klimaregion derzeit mit einer hohen Meridionalisierung zu tun haben. Das bedeutet, dass die polare und subtropische Luft nicht mehr oder weniger klar voneinander getrennt sind, sondern dass der Jetstream, der an der Grenze dieser Luftmassen als Ausgleich in der Höhe um den Globus weht, große Auslenkungen nach Nord und Süd aufweist. So kann mal die subtropische Luft ungewöhnlich weit auf der Vorderseite von Tiefs nach Norden vorankommen, auf der Rückseite die Luft polaren Ursprungs sehr weit nach Süden. Wir bemerken dies als Beobachter auch in Deutschland durch ein ständiges Auf und Ab der Temperatur.

Und dies ist nicht nur hierzulande der Fall - beispielsweise kam es in einigen Regionen Sibiriens zu ungewöhnlicher Hitze. Insgesamt gab es an sieben Wetterstationen Sibiriens neue Hitzerekorde. Nun zieht Tief THOMPSON, das auch uns in letzter Woche den starken Wetterumschwung brachte, in den kommenden Tagen in Richtung Ural. Ähnlich wie bei uns kommt es dabei auch zu einem kräftigen Abfall der Temperaturen. Und ungewöhnlich für diese Jahreszeit kann das Tief auch bis an den Ural gebietsweise Sturmböen bringen. Auf seiner Vorderseite und an der Kaltfront sind zudem schwere Gewitter mit Hagel, Starkregen und Sturmböen zu erwarten.

Schaut man sich das gesamte Russland und seine Abweichungen von der Normaltemperatur in dieser Woche an, so ist dieses Nebeneinander von sehr warmen und sehr kalten Phasen mit entsprechender Wetteraktivität "dazwischen" gut zu erkennen.

Extreme Hitze in Deutschland?

Zum Schluss kehren wir nach Deutschland zurück. Denn aus dem gleichen Grund wie für Russland beschrieben kommt es nach der sehr kühlen Phase mit teils Bodenfrost im Verlauf der kommenden Woche wieder zu einem Schwall von Warm- bis Heißluft. Ursache ist ein erneuter Kältevorstoß über Westeuropa, der auf seiner Vorderseite subtropische Warmluft zu uns bringt. Dabei werden die Temperaturen wieder verbreitet die 30-Grad-Marke übersteigen, nur der Norden und Nordosten dürften darunter bleiben. Im Südwesten kann es örtlich auch wieder in die Nähe der 40-Grad-Marke am Freitag gehen, bevor von Nordwesten her mit Schauern und Gewittern die Temperatur wieder sinkt. Unwetter sind dabei nicht auszuschließen. Weitere Details dazu wird es im Verlauf dieser Woche sicherlich wieder an dieser Stelle zu lesen geben.