Unwetter am Dienstag - Hagel, Starkregen und Sturmböen möglich

Das Unwetter-Menü ist angerichtet und alle Zutaten zusammen - doch wo kann es heute wie heftig werden?

Wir haben es in der Wochenübersicht bereits angedeutet - nach hochsommerlicher Wärme bis Hitze sind heute wieder Unwetter möglich. Dabei sind alle Zutaten für Starkregen, Hagel und Sturmböen beisammen - damit einhergehend bleibt auch die Problematik der ortsgenauen Vorhersage. Wir blicken etwas genauer hin:

Vielerorts wird es zunächst heiß

Doch welche Zutaten benötigt man, um schwere Gewitter entstehen zu lassen? Zunächst vor allem Energie. Diese Energie wird zum großen Teil heute in Deutschland spürbar in Form von zunehmender Wärme bis hin zu teils extremer Hitze. Ursache ist das Tief THOMPSON, das sich heute Mittag vor der Küste Nordirlands befindet. Dabei lenkt es kühlere Luft über Frankreich südostwärts. Vorderseitig jedoch schaufelt es als Gegenbewegung subtropische Luftmassen über Baden-Württemberg nach Nordosten voran.

Dementsprechend steigen die Temperaturen wieder deutlich an - an der Ems werden dabei Höchstwerte von 25 bis 27 Grad erreicht, weiter südlich wird es heiß - von Baden-Württemberg über Bayern bis nach Sachsen sind heute wieder Höchstwerte um und etwas über 35 Grad zu erwarten. Der andere Teil der Energie wird eher indirekt spürbar - er "versteckt" sich im Wasserdampf. Denn es wird nicht nur wärmer, sondern auch zunehmend schwül bei uns. 

Zur schwülen Hitze kommt Dynamik

Damit wäre Zutat Nummer eins, feuchtwarme Luft, vorhanden. Doch reicht dies allein noch nicht zur Bildung von Gewittern. Es fehlt als Zutat zwei noch die Aufwärtsbewegung, und diese wird dynamisch im Vorfeld der Kaltfront entfacht. So bildet sich beim Ärmelkanal ein Randtief, welches von Nordwesten her auch nach Deutschland ziehen wird. Vorderseitig strömt an einer Konvergenz die Luft am Boden zusammen, und diese hat keine andere Wahl, als nach oben auszuweichen. Zusätzlich weht in der Höhe bereits ein kräftiger Höhenwind, sodass die Windscherung, die Windänderung in der Höhe, zunimmt.

Diese Zutat Nummer drei ist die Hauptvoraussetzung für die Bildung organisierter Gewittersysteme, wobei Superzellen entstehen können. Durch die Scherung kann der Auf- und Abwindbereich in der Gewitterwolke gut getrennt werden, und Eiskristalle können wie in einem Paternoster immer wieder darin aufwärts und abwärts beschleunigt werden. Dadurch lagert sich immer mehr Eis an, und Hagelkörner können entstehen und anwachsen. Doch muss es nicht unbedingt dazu kommen, der große Feuchtegehalt der Luft kann sich auch in Form von lokal begrenztem Starkregen zeigen, wobei es auch zu lokalen Überschwemmungen kommen kann. 

Starkregen, Hagel, aber auch Orkanböen?

Neben Starkregen und Hagel wird dann im Umfeld der Gewitter auch wieder der Wind ein Gefahrenfaktor. Öfter kann es dabei zu stürmischen Böen oder Sturmböen kommen, während die abgekühlte Luft innerhalb der Gewitter zum Boden hin beschleunigt wird. Besonders heftig kann es aber kommen, wenn sich Gewitter zu Linien zusammenschließen, was heute durchaus möglich ist. An solch einer Linie kann man dann sogar Windspitzen bis Orkanstärke nicht ausschließen - die Einwohner NRWs werden dabei noch das Pfingstunwetter 2014 in schmerzhafter Erinnerung haben. Damals wurde am Flughafen Düsseldorf an solch einer Linie eine Windspitze von 142 km/h erreicht, verbunden mit massiven Schäden.

Das Problem mit der Vorhersage

Solche Gewittersysteme mit hoher Dynamik sind dabei zum einen räumlich oft sehr begrenzt, und/oder kann man sie nur sehr zeitnah vorhersagen. Dies beginnt bereits bei der Zugbahn des oben erwähnten Randtiefs. Dementsprechend gilt es für die Meteorologen unserer Unwetterzentrale im Vorfeld vor allem darauf zu achten, wo sich denn all die Zutaten am besten "überlappen" und wo dementsprechend das Unwetterpotenzial am größten ist.

Auch hier muss gleich angemerkt werden - selbst dort wird es nicht jeden in gleicher Form treffen. So kann extremer Starkregen im Nachbarort auftreten und man selbst sieht nur Blitze über den Himmel zucken oder umgekehrt. Doch werden wir konkreter:

Unwetter - wann und wo?

Am besten sind Dynamik und Energie der Luftmasse in einem breiten Streifen gegeben, der von Baden-Württemberg und weite Teile Bayerns über Thüringen, das südliche Sachsen-Anhalt sowie Sachsen bis nach Berlin und Brandenburg reicht. Dort herrscht erhöhte Gefahr, dass sich Superzellen mit örtlich großem Hagel, Starkregen und Sturmböen entwickeln. Sollte sich eine Gewitterlinie bilden, so kann man auch vereinzelt Orkanböen und ein, zwei Tornados nicht ausschließen. Die Gefahr beginnt am Nachmittag im Südwesten, im Nordosten muss man erst im Laufe des Abends oder gar in der Nacht zum Mittwoch mit Unwettern rechnen.

Nördlich hiervon ist man zwar vor Unwettern nicht sicher, jedoch werden diese Schwergewitter nur vereinzelt erwartet, dann vor allem in den späteren Abendstunden. Unwahrscheinlich sind heute Unwetter über Schleswig-Holstein und den küstennahen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns. 

Als Fahrplan können wir also für heute ausgeben, dass man bei hochsommerlichen Aktivitäten im Freien den Himmel im Auge behalten sollte oder sich noch besser regelmäßig auf unserer Warnkarte oder per AlertsPro App informiert, ob der eigene Postleitzahlenbereich auch konkret betroffen ist. Wer am Nachmittag oder Abend länger aus dem Haus ist, sollte jedenfalls leichte Gegenstände sicherheitshalber verstauen.