Unwetter schon heute?

Im Westen steigt die Temperatur heute schon bis 38 Grad und es wird schwüler - gibt es heute schon erste Gewitter? Oder gar Unwetter?

Vor allem im Westen Deutschlands wird heute bei 33 bis 38 Grad Höchsttemperatur kräftig geschwitzt. Gleichzeitig kommen uns die teils kräftigen Gewitter aus Frankreich immer näher. Muss man sich bereits am heutigen Donnerstag auf die ersten, kräftigen Gewitter einstellen? Und wie sieht es am Freitag aus?

Erst noch viel Sonne und teils extreme Hitze

Doch zunächst sieht alles so aus wie in den vergangenen Tagen, nur auf weiter steigendem Temperaturniveau. Am Kemnader See bei Bochum in Nordrhein-Westfalen sind bereits um 09:10 Uhr das erste Mal 30,0 Grad erreicht worden, Tendenz steigend. Im Westen Deutschlands werden dabei heute Höchstwerte zwischen 33 und örtlich 38 Grad erwartet, und dies zudem bei steigender Luftfeuchtigkeit. Dies bedeutet, dass uns unser Körper durch Schwitzen nicht mehr so gut abkühlen kann wie bei trockener Luft, und die gefühlte Temperatur kann dann wie im Beispiel Essen bei 36 Grad um 14 Uhr durchaus gefühlte 41 Grad bedeuten, je nach eigener Konstitution.

Sprich: Auch bei blauem Himmel ist heute im Westen vernünftiges Handeln gefragt. Bei gebietsweise erhöhten Ozonwerten und einer derartigen Hitzebelastung ist es ratsam, sich zu schonen und gerade um die Mittags- und Nachmittagszeit auf Aktivitäten im Freien zu verzichten. Ausreichendes Trinken von zum Beispiel Fruchtschorlen ist ebenfalls zwingend angeraten.

Unruhe von Frankreich - platzt der "Deckel"? 

Währenddessen kam und kommt es etwas weiter westlich von uns über Frankreich und auch in Großbritannien zu teils heftigen Schwergewittern. Denn von dort nähert sich ganz langsam, aber beständig ein Tiefausläufer mit kühlerer Luft, und bereits im Vorfeld wird die Atmosphäre dabei instabil. Das hohe Energiepotenzial bei der Kombination von extrem hoher Temperatur mit steigender Luftfeuchtigkeit braucht dann nur noch die entsprechende "Zündung", um sich entladen zu können. 

Bis zum Nachmittag fehlt es jedoch auch im Westen Deutschlands bei aller vorhandenen Energie genau an dieser Dynamik. Über der am Boden steigenden Luftfeuchtigkeit sinkt die trockene Luft ab. Man kann sich dies wie einen Deckel auf einem kochenden Topf vorstellen, der das Aufsteigen und Entwickeln möglicher Gewitterwolken verhindert. Die große Frage ist nun, ob im Laufe des Tages dieser Deckel an einzelnen Stellen "porös" wird. Genau dieses kann aber am Freitagmorgen noch nicht mit Sicherheit beantwortet werden.

Darunter brodelt es jedenfalls gewaltig. Das Potenzial für Gewitter kann man anhand der so genannten CAPE-Werte erkennen, das ist die Energie, die für Schauer oder Gewitter zur Verfügung steht, sollten sich diese entwickeln können. Und mit lokal über 2.500 J/kg für heute Abend im Westen sind diese Werte durchaus beachtlich. 

Wo sind Unwetter möglich?

Wie kann nun dieser Deckel für Unwetter geknackt werden? Möglich ist dies vor allem im Nordwesten Deutschlands in den späten Stunden des Donnerstagabends. Dort sinkt der Luftdruck, die Luft kann leichter aufsteigen, und so können auch leichter Gewitter entstehen. Beim Aufsteigen hilft zudem das Zusammenströmen der Luft am Boden, eine so genannte Konvergenz - gleichzeitig kann die Zunahme der Windscherung, der Winddrehung mit der Höhe, die Bildung von Superzellen unterstützen. So können mögliche Gewitter vor allem örtlich Starkregen bringen, aber auch großen Hagel und Sturmböen, sogar einzelne Tornados kann man nicht ausschließen. Möglich ist dies vor allem von Benelux her bis zum zum Emsland und zur Deutschen Bucht.

Aber generell kann es im ganzen Westen sowie an den Alpen vereinzelt Gewitter geben. Gleichzeitig muss allerdings dazu gesagt werden, dass diese Gewitter Einzelfälle sind, also wirklich lokal sehr eng begrenzt stattfinden würden. Wo genau diese nun auftauchen, hängt sehr viel von dem Tag in Frankreich ab. Dort können sich Gewitter zusammenschließen und zu Linien formieren, und die von diesen Systemen ausströmende Luft würde auch die Bedingungen im westlichen Deutschland verändern. Wir haben es also schlicht gesagt mit einem Nowcast-Wetter zu tun - wir Meteorologen müssen die Vorgänge über Frankreich und den Benelux-Ländern ständig verfolgen und dann reagieren, genau wie es in unserer Unwetterzentrale heute geschieht. Ob man dabei konkret betroffen ist, lässt sich am besten über die AlertsPro App herausfinden, dort erfolgen dann zeitnah Unwetterwarnungen für den jeweiligen Aufenthaltsort.