Hitzewelle in Indien

Indien stöhnt unter extremer Hitze. Bei Höchsttemperaturen von 47 Grad und mehr ist die Anzahl der Todesopfer über 1.000 gestiegen - was ist die Ursache?

Die Hitze in Indien hält weiter an. Seit Tagen steigt die Temperatur verbreitet über 40 Grad, auch gestern meldeten die Wetterstationen wieder Spitzenwerte von 47 Grad. Dabei steigt die Zahl der Todesopfer weiter an, laut tagesschau-Bericht sind mittlerweile 1.150 Menschen gestorben, vor allem ältere und solche, die auf das Arbeiten im Freien angewiesen sind.

Hitze und Luftfeuchtigkeit

Auf der Wetterkarte von Indien in den Abbildungen oder auch interaktiv mit MeteoEarth.com sehen wir auch für den gestrigen Mittwoch wieder verbreitet Höchsttemperaturen, die die 40 Grad Marke teils deutlich überstiegen haben. Die höchsten Werte wurden dabei im Norden des Landes erreicht; Spitzenreiter war die Wetterstation Daltonganj mit maximal 47,0 Grad, wobei zum Teil auch die Fahrbahnen von Straßen zu schmelzen begannen. Die meisten Todesopfer jedoch werden eher aus dem Süden des Halbkontinents gemeldet. Auch dort wurden bis vor einigen Tagen ähnliche Temperaturwerte gemeldet, doch ist für das Hitzeempfinden ein anderer Faktor von entscheidender Bedeutung: Die Luftfeuchtigkeit.

Denn während die höchsten Gradzahlen im Landesinneren in trockener Luft erreicht wurden, ist die Hitzebelastung bei beispielsweise 40 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit im Süden des Landes in Richtung Indischer Ozean ungleich höher. Denn bei derartigen Feuchtewerten funktioniert unsere natürliche Klimaanlage des Körpers nicht mehr gut, sie versucht ja durch Schwitzen und Verdunstung, unsere Hautoberfläche abzukühlen. Je höher die Luftfeuchtigkeit, umso schlechter gelingt dies. Wer noch dazu gezwungen ist, im Freien für seine Existenz zu arbeiten, gefährdet dann, sein Herz-Kreislauf-System zu überlasten:


Fernsehbericht über die Hitzewelle in Indien, die Opferzahlen mussten mittlerweile nach oben korrigiert werden.

Erklärung zur Hitzewelle

Wie kommt es zu dieser Hitzewelle? Temperaturen jenseits von 45 Grad sind zwar selbst für Indien sehr hoch, aber noch kein Rekord. Um diese Zeit des Jahres trat auf dem Subkontinent bereits häufiger extreme Hitze mit Hunderten von Todesopfern auf, so 2003, 2010 und 2013. Zwischen 1961 und 2010 habe sich laut dem Indian Meteorological Department die Anzahl an Hitzewellen (mit einer Abweichung von 5 bis 6 Grad über dem klimatologischen Mittel) um ein Drittel erhöht. Dass hier ein Zusammenhang mit dem Klimawandel besteht, darf als mehr als wahrscheinlich gelten. 

Doch wie kommen derart hohe Temperaturen zustande? Ursache ist eine ungewöhnlich trockene Witterung in den vergangenen Wochen. Durch den ausgebliebenen Regen trockneten die Böden aus, doch Feuchtigkeit dient sozusagen als "Wärmepuffer" - so wird bei feuchten Böden ein nicht unwesentlicher Teil der Energie zur Verdunstung des Wasser aufgewendet. Fehlt dieses Wasser, so steht mehr für höhere, fühlbare Wärme bereit, was sich wiederum in höhere Temperaturen ausdrückt. 

Die Menschen hoffen nun, dass der Südwest-Monsun planmäßig weiter nach Norden voranrückt und mit dem teils kräftigen gewittrigen Regen die erhoffte Abkühlung und auch Entspannung für die Landwirtschaft bringt. Momentan liegt die nördliche Grenze des Monsuns auf einer Höhe von Hambantota, Sri Lanka. Laut gegenwärtigen Prognosen soll sich der Monsunregen nun mit etwa einer Woche Verspätung nordwärts ausbreiten, im klimatologischen Mittel ist er etwa um den 10. Juni in der Mitte und am 15. Juli im äußersten Nordwesten des Landes angekommen. Da wir uns allerdings in einem El Niño Jahr befinden, könnte der Monsun schwächer ausfallen als im langjährigen Mittel. Durch mehrere Rückkopplungen mit anderen Atmosphäre-Ozean-Zirkulationen ist dieses jedoch alles andere als sicher. Jedenfalls wird man in Indien noch je nach Region einige Tage oder gar Wochen mit extremen Temperaturen ausharren müssen.