Australien: Unwetter in Sydney und Umgebung

Schwere Unwetter mit Überschwemmungen und Orkanböen sorgen in New South Wales inklusive Sydney für chaotische Bedingungen. Ursache ist ein "East-Coast Low". Was ist das?

Ein kleinräumiges, aber intensives Tief hat im australischen Bundesstaat New South Wales für teils chaotische Bedingungen gesorgt. Extremer Starkregen und Böen örtlich bis Orkanstärke haben für Überschwemmungen, Stromausfälle und weitere Schäden gesorgt. 

Sydney: So viel Regen wie seit 17 Jahren nicht

Seit dem Wochenende hat es im Bundesstaat New South Wales in Australien teils über Stunden und Tage kräftige Niederschläge gegeben. Auch in der Millionenmetropole Sydney bekam man die Auswirkungen zu spüren. Seit Samstag prasselten innerhalb von 48 Stunden 225 Liter pro Quadratmeter Regen auf die Stadt, das ist so viel wie seit dem Jahr 1998 nicht mehr.

Der Schwerpunkt der kräftigsten Niederschläge war allerdings rund 200 km weiter nördlich. Dort wurde diese Menge allein am Montag überboten. So meldet die Wetterstation der kleinen Siedlung Tocal im unteren Hunter Valley innerhalb von 24 Stunden eine Menge von 242,6 Litern pro Quadratmeter. In Dungog sollen am Dienstag gar 312 Liter pro Quadratmeter vom Himmel gestürzt sein. Das entspricht mehr als der Hälfte der Menge, die in Berlin in einem durchschnittlichen Jahr fällt. Die Einwohner von Milperra wurden aufgerufen, sich vor dem anschwellenden Georges River in Sicherheit zu bringen. Im Ort Dungog kamen drei Menschen ums Leben, als die Wassermassen ihren Ort überschwemmten, im Internet findet man Videos von Häusern, die dort von den Fluten weggespült werden:

 


Im Ort Dungog nördlich von Sydney werden Häuser von den Wassermassen hinweggespült

Begleitet wurden die Regengüsse von teils orkanartigen Böen über 100 km/h, direkt von der Küste meldete die nahe Sydney gelegene Station Wattamolla AWS am Dienstagmorgen Ortszeit sogar eine Orkanböe von 135 km/h! Auch hierdurch kam es zu Schäden. Zeitweise waren 200.000 Häuser in Sydney, der Central Coast und in der Hunter Region ohne Strom. Wahrscheinlich wird es noch Tage dauern, bis die Schäden wieder behoben sind. Hier ein weiterer Überblick:

Wie kam es zu den Unwettern?

Definition von "East-Coast Low"

Wie konnte es zu Starkregen und Orkanböen kommen? Generell sind Tage mit starkem Regen und kräftigem Wind im australischen Herbst oder Winter in New South Wales keine Seltenheit. Die Landwirte dort haben immer wieder mit stark schwankenden Niederschlagsmengen zu kämpfen - mal stellt sich über Tage oder Wochen Trockenheit ein, mal kommt es zu kräftigen Regenfällen.

Was wir in diesen Tagen erleben, sind die Auswirkungen, die von einem so genannten East-Coast Low herrühren. Dabei handelt es sich um eine besondere Art von Tiefdruckgebiet, das in seinen Charakteristika und Auswirkungen sehr einem Tropensturm ähnelt, jedoch keiner ist. Etwa alle zehn Jahre kommt es dabei zu einem Unwetterereignis der derzeitigen Ausmaße. 

Ein East-Coast Low entsteht meist in den Herbst- und Wintermonaten, wenn es zu einem Abtropfvorgang antarktischer Höhenluft vom südlichen Ozean her kommt. Das bedeutet, es löst sich ein Bereich tiefen Luftdrucks ab und zieht als kleinräumiges Tief weiter nordwärts auf Australien zu, umgeben von höherem Luftdruck. Über dem noch warmen Wasser des Ozeans kann es sich dann und wann explosionsartig verstärken und bisweilen auch Meteorologen überraschen.

Schauerartige, teils gewittrige Regenfälle sind die Folge. Durch den hohen Druckunterschied dieses kleinen Tiefs zu seiner Umgebung kommt es dabei zudem zu kräftigem östlichen Wind, nicht selten auch mit Sturmböen oder Orkanböen, mit dem die Regenwolken ins Landesinnere gedrückt werden. Über wenige Tage sind so wie jetzt dann enorme Regenmengen möglich, ehe sich das Tief meist vor Ort abschwächt. Die Versicherungen fürchten solche East-Coast Lows, da die Schadenssummen meist in die Millionen gehen. Vom aktuellen Ereignis gibt es bereits um die 20.000 Schadensmeldungen mit einer geschätzten Summe von etwa 93 Millionen Euro.