Klopft der Winter an?

Schon wieder ein Tief, schon wieder Sturmböen, schon wieder viel zu mild. Doch stellt sich die Wetterlage nach Tief "Hermann" um, wobei tatsächlich mal der Winter anklopfen könnte:

Wer heute in unser Wetter blickt, der wird keine Überraschungen feststellen: Teils zweistellige Höchsttemperaturen, Sturmwarnungen und Regen. Dies ändert sich doch, wenn man beim Wetter seiner Stadt auf die 14-Tage-Vorhersage klickt (exemplarisch hier für Kassel): Die Prognose: Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schnee statt Regen. Stehen wir vor einer winterlichen Phase?

"Hermann" beendet die Sturmserie

Am Donnerstag und auch am Freitag ist der Wetterablauf allerdings noch genau so, wie wir ihn aus den vergangenen Tagen und Wochen kennen. Das ausgeprägte Sturmtief "Hermann" ist in diesem Fall allerdings das letzte Gebilde in der Serie kräftiger Tiefs. Und zunächst lenkt es mit einer kräftigen südwestlichen Strömung erneut milde Luft nach Deutschland. Dementsprechend steigt die Temperatur vielerorts in den zweistelligen Bereich, insbesondere im Westen wird die 10-Grad-Marke verbreitet überschritten werden, vom Rhein-Neckar-Raum bis zum Oberrhein liegen die Höchstwerte meist bei 10 bis 13 Grad. 

Damit einhergehend verbreitet sich der Regen unter Abschwächung über die Nordwesthälfte Deutschlands aus, ansonsten bleibt es weitgehend trocken, wobei vor allem in Alpennähe auch die Sonne längere Zeit scheinen kann. Nächste, uns sehr bekannte Zutat dieses Wetters ist der Wind. Im Nordwesten sowie in höheren Lagen sind Unwetterwarnungen der niedrigsten Stufe Orange aktiv, nur auf den höchsten Bergen treten auch schwere Sturmböen, auf dem Brocken auch Orkanböen auf.

Die Tiefausläufer kommen dabei am Freitag und in Richtung Wochenende langsam nach Südosten voran und werden dort aufgehalten. Grund ist die Kaltluft, die über Westeuropa in Richtung Mittelmeer gelenkt wird. Dort, am Golf von Genua, kann so ein neues, kleines Tief entstehen, das dafür sorgt, dass am Samstag vor allem in der Südosthälfte längere Zeit Regen oder Schneeregen fällt. Da aber auf der Rückseite von Nordwesten her gleichzeitig die kältere Luft herantransportiert wird, kommt es sonst zu Schauerwetter, und im Süden sinkt die Schneefallgrenze dabei im Tagesverlauf bis in tiefe Lagen, über 600 Meter gibt es dort bereits einige Zentimeter Neuschnee. Ansonsten gibt es allenfalls vereinzelt, in Nordseenähe auch etwas häufiger, Schauer. Vor allem aber spielt der Wind eine immer geringere Rolle, er weht meist nur noch schwach aus südwestlicher Richtung. 

Sonntag: Schnee von Westen

Ab Sonntag befinden wir uns dann in gemäßigt kalter Luft, wobei sich aus heutiger Sicht über der Nordsee ein Tief bilden kann, das in den Nordwesten Deutschlands zieht. Damit einhergehend breitet sich von Westen her ein Niederschlagsgebiet aus, bei dem hauptsächlich Schnee fallen dürfte, nur in tiefsten Lagen fällt dabei auch Schneeregen. Die Mengen sind aber insbesondere im Osten Deutschlands überschaubar, sodass man noch nicht von einer Einwinterung sprechen kann. Eher scheint dort auch noch für längere Zeit die Sonne. Im Westen andererseits können an den Westrändern der Gebirge sowie in diesen selbst einige Zentimeter Schnee fallen. Die Temperaturen pendeln fortan um den Gefrierpunkt, tagsüber etwas darüber, nachts darunter, und damit tritt zunächst meist leichter, teils mäßiger Frost auf.

Vorzeichen stehen auf "zu kalt"

Die Entwicklung in der kommenden Woche ist dann durchaus spannend - Wind wird dann zunächst weiterhin keine Rolle mehr spielen, eher Frost und Glätte. Für einen Bilderbuchwinter im Flachland reicht dieses Temperaturniveau allerdings zum einen nicht aus, zum anderen ist zunächst nur wenig Schneefall zu erwarten. Dennoch: die Wetterlage wird uns wohl etwas länger beschäftigen. Und während der Wind dann aus östlichen Richtungen daherkommt, wird nach und nach Kaltluft von Osteuropa herangeführt. Man muss allerdings auch betonen, dass nach der milden Vorwitterung die richtig kalte "Frostluft" noch weit entfernt ist, sodass in tiefen Lagen insbesondere des Nordwestens von Deutschland eher nasskaltes Wetter dominieren dürfte.

Unsere 28-Tages-Prognose gibt darüber hinaus Hinweise darauf, dass die zu kalte Phase dann schon wieder Anfang Februar beendet sein könnte. Darauf sollte man jetzt allerdings noch nicht bauen. Ob wir nur auf ein angewintertes Intermezzo zusteuern oder am Anfang einer längeren winterlichen Periode stehen, steht heute noch nicht fest. Es lohnt sich aber, die weitere Entwicklung genau zu verfolgen.