Überflutungen in Norddeutschland
Wer im Norden gestern Abend ins Bett gegangen ist, der ging mit Regen und Sturm ins Bett. Wer dort heute aufgestanden ist, dem müsste es so vorkommen, als wäre die Zeit stehen geblieben. Denn auch heute regnet es im Norden mal mäßig, mal stark weiter. Und so füllen sich langsam die Flüsse, Bäche und Siele. Rote Unwetterwarnungen vor Dauerregen sind weiterhin aktiv:
Bereits örtlich 80 Liter pro Quadratmeter
Die Radaranalyse aus dem Mitgliederbereich unserer Unwetterzentrale zeigt es deutlich: Während in den vergangenen 48 Stunden in der Südhälfte Deutschlands kaum Regen gefallen ist, hat es besonders in Schleswig-Holstein, aber auch in Hamburg und Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns teilweise geschüttet. Örtlich kam es dabei bereits zu Niederschlagssummen von 80 Litern pro Quadratmeter, ungefähr die Menge, die im Normalfall im gesamten Monat Dezember dort fällt.
Gleichzeitig drückt die stramme west-südwestliche Strömung von der Nordsee her gegen die westlichen Küstenabschnitte. Dadurch "kann das Wasser aus den Binnenflutern nicht mehr so gut oder gar nicht ablaufen. Es kann also gebietsweise zu Überschwemmungen von Straßen und Ortschaften kommen; Seenlandschaften auf dem platten Land also vorprogrammiert", gibt unser Meteorologe und Hydrologe Andreas Wagner zu bedenken.
Überflutungen in Schleswig-Holstein
Und es regnet weiter; für den Norden, insbesondere zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, sind nach wie vor rote Unwetterwarnungen vor Dauerregen aktiv. Bis morgen Abend können dabei noch weitere 30 bis 50 Liter pro Quadratmeter hinzukommen mit Schwerpunkt im äußersten Norden.
Laut NDR-Berichten kam es dabei bereits gestern in Hamburg und Schleswig-Holstein zu vielen Einsätzen wegen übergelaufener Keller, Teiche und Rückhaltebecken. Der Fluss Treene stand bereits gestern bis zur Deichkrone, aber auch an den Pegeln Hochbrücksiel und Tetenbüllspieker werden höchste Wasserstände vom Landwirtschaftsministerium Schleswig-Holstein gemeldet.
Wie kommt es zu dem Dauerregen?
Die Ursache für die für den Norden brisante Wetterlage haben wir gestern bereits zusammengefasst: Vom Südwesten Europas weitet sich das Hochdruckgebiet Thue weiter über Süddeutschland aus. Im Norden Europas dagegen liegt deutlich kältere Luft. Dort ziehen immer wieder teils kräftige Tiefs von West nach Ost, ihre Ausläufer streifen dabei mit der so genannten Frontalzone auch den Norden Deutschlands. So kommt die kalte Luft zunächst nicht südwärts voran, sondern die Tiefausläufer legen sich parallel zur Strömung quer über die Küstenregionen und machen wellende Bewegungen. Dies bedeutet immer wieder Feuchtigkeitsnachschub vom Atlantik her mit teils kräftigen und anhaltenden Regenfällen. Erst, wenn sich die Kaltluft südwärts in Bewegung setzt, was wir an den Küsten ab morgen Nachmittag bemerken werden, endet die Dauerregenphase dort, und es setzt Schauerwetter ein.
Bis dahin sollte man aber, wenn man im Norden unterwegs ist, weiterhin aufpassen. Denn die durchgeweichten Böden machen es den Bäumen leichter, bei Sturmböen umzufallen. Gleiches gilt übrigens auch für die windzugewandte Seite des Harzes, also seinen niedersächsischen Teil. Auch dort sind in Höhenlagen einige größere Bäume durch Regen und teils schwere Sturmböen gefährdet, zudem können aufgeweichte Hänge ins Rutschen geraten. Am besten informieren Sie sich bei Fahrten in den genannten Regionen auf den Seiten unserer Unwetterzentrale oder von unterwegs per AlertsPro App.