Reifbruch
Das Wort Reifbruch hört man sicherlich nicht alle Tage. Der Wortteil "Bruch" bedeutet in der Meteorologie dabei, dass aufgrund wetterbedingter Umstände zum Beispiel Äste oder auch ganze Bäume abbrechen können, so gibt es Windbruch, Schneebruch oder auch Eisbruch. Wie aber kann Reifbruch entstehen?
Reifbruch - Faszinierend und gefährlich
Faszinierende Bilder von zum Teil bizarren Landschaften kursieren derzeit durch das Internet. Die in diesem Beitrag gezeigten stammen dabei von Carsten Beyer, der mit seiner Kamera im höheren Siegerland unterwegs war. Aber nicht nur dort, auch auf der höheren Ostalb, im Hochschwarzwald, im Hochsauerland, im Thüringer Wald, im Harz, im Erzgebirge, im Bayerischen Wald, überall finden sich in einem Bereich über etwa 600 Metern ähnliche Anblicke wieder.
Vielerorts sind dabei die Straßen gesperrt, und wie in unseren Abbildungen sieht man Bilder von sich nach unten biegenden Bäumen und abgeknickten Ästen, zum Teil auch abgeknickten Baumstämmen. Einen Eindruck bekommt man auch durch das folgende Video von Marco Kaschuba:
Reif auf der Schwäbischen Alb
Wie kommt es zu dieser seltenen Lage?
Wie konnte es dazu kommen? Ursache ist die aktuelle Wetterlage am Rand des Hochdruckgebietes in Kombination mit dem für Reif optimalen Temperaturniveau in den entsprechenden Mittelgebirgslagen. So haben sicherlich viele von uns in Deutschland über Tage keine Sonne gesehen. Dies ist unserer Lage am Rande des Hochs über Nordosteuropa geschuldet, das in bodennahen Luftschichten kalte Luft heranbringt. In der Höhe dagegen weht mit südlicher Strömung auf der Vorderseite von Tiefs über dem Mittelmeer immer wieder mildere Luft heran. An der Grenze zwischen Kaltluft am Boden und milder Luft in der Höhe hat sich so zähe, hochnebelartige Bewölkung gebildet.
Oberhalb dieses Hochnebels, meist ab 1.000 Metern oder etwas darüber, war es dagegen oft sonnig und mild, darunter grau und meist trocken. Die betroffenen Höhenlagen der Mittelgebirge waren und sind im Bereich dieser Hochnebeldecke im Dauernebel, so dass sich die feinen Wassertröpfchen (unterkühltes Wasser kann auch unter 0 Grad noch flüssig sein) an den gefrorenen Oberflächen wie zum Beispiel auch Bäumen als Eiskristalle anlagern konnten. Der gleichzeitig beständig wehende Ostwind sorgte dann wie in den Fotos zu sehen dafür, dass sich immer mehr Eiskristalle in Ostrichtung anlagern konnten, wodurch die bizarren Formen, die in den Fotos zu sehen sind, entstanden sind.
Ab einer gewissen Größe dieser Anlagerungen wird dann das Gewicht des Eises zu schwer, und teils auch größere Äste brechen ab, zum Teil knicken ganze Bäume um.
Im Süden teils Eisregen, später Entspannung
Heute kommt dabei zumindest in der Südhälfte noch teils Schnee, teils auch Eisregen durch das Mittelmeertief "Xandra" für einige höhere Lagen hinzu, sodass die Gefahr weiter bestehen bleibt. Entspannung ist dann für den weiteren Wochenverlauf in Sicht, da sich zum einen der östliche Wind abschwächt, zum anderen das Temperaturniveau insgesamt steigt, sodass es auch in den Mittelgebirgen vermehrt Plusgrade geben dürfte. Dennoch sollte man bei Spaziergängen durch den Wald dort weiter aufpassen, die arg belasteten Äste können durchaus auch dann noch verspätet abbrechen und zu Boden fallen.