Wintereinbruch in den USA

Örtlich über 30 Grad Temperatursturz in 12 Stunden - Der Winter hat weite Teile der USA kalt erwischt.

Vom Sommer in den Winter in weniger als 12 Stunden, so erlebten die Einwohner im Norden von Texas den arktischen Kaltluftvorstoß. Mit Macht sorgten Kälte, Wind und Schnee für Probleme in weiten Teilen der USA.

Amarillo: nach Sommertag mäßiger Frost

Einen derartigen Temperatursturz kennen wir aus Mitteleuropa nicht, und auch in den USA ist er in der Ausprägung eher selten vorzufinden: Der Vorstoß arktischer Luftmassen, den wir am vergangenen Freitag ankündigten, hat die Temperaturen in der Mitte der USA regelrecht abstürzen lassen.

Besonders imposant ist dabei das Beispiel Amarillo aus dem "Texas Panhandle", also aus dem Norden des US-Bundesstaates Texas. Man stelle sich vor, wie man dort am Nachmittag noch bei +27,8 Grad im T-Shirt im Freien sitzen kann, aber mit böigen nördlichen Winden die Temperatur rasant zurückgeht. Zwölf Stunden später zeigt das Thermometer bereits -5,6 Grad an, ein Temperatursturz von 33,4 Grad, nach 16 Stunden -7,2 Grad! All dies kann man selbst in unserer Wetterstationsgrafik nachvollziehen. Nimmt man den nördlichen Wind mit Sturmböen hinzu, die beim Hereinrauschen der Kaltluft aufgetreten sind, so liegt die gefühlte Temperatur noch deutlich darunter.

Andernorts Probleme durch Neuschnee

Im Umfeld der Kaltfront kam es zudem zu teils kräftigen Schneefällen, die insbesondere im Norden der USA zum Wochenwechsel den Straßen-, Schienen- und Luftverkehr erheblich störten. So wurden in den US-Staaten Minnesota und Wisconsin örtlich über 40 cm Neuschnee zusammen, teils begleitet von schweren Sturmböen. Durch den schweren, nassen Schnee bestand zudem die Gefahr von Schneebruch - größere Äste von Bäumen könnten abbrechen oder auch Stromleitungen unterbrochen werden. Am Flughafen wurden 175 Flüge gestrichen, zahlreiche Autos kamen von der Straße ab.

» Youtube: Fernsehbericht vom ersten Wintereinbruch in den USA

Wie kam es zu dem Temperatursturz?

Die Frostluft wird in den kommenden Tagen zunächst weiter nach Süden vorankommen, sodass es ab Freitag sogar am Golf von Mexiko gebietsweise zu Nachtfrost kommen kann. Anschließend breitet sich die Luftmasse von dort weiter ostwärts aus, sodass der Winter dann in weiten Teilen der USA eingekehrt sein wird. Und nach heutiger Sicht zieht sich diese Kaltluft nur allmählich nordostwärts zurück.

Doch woher stammt dieser plötzliche Kaltlufteinbruch? Dazu müssen wir auf das Steuerungssystem der Hochs und Tiefs blicken, den so genannten polaren Jetstream. Das ist ein Starkwindband, das an der Grenze der Luftmassen von West nach Ost unseren Globus umkreist. Es fällt auf, dass dieser in jüngster Zeit sehr stark mäandriert, also starke Auslenkungen nach Nord und Süd zeigt. Damit kann warme Luft ungewöhnlich weit nach Norden und als Gegenbewegung kalte Luft sehr weit nach Süden gelangen. 

Wir erleben dies auch gerade in Mitteleuropa - während die Kaltluft von Westeuropa teilweise bis nach Nordafrika gelangt, bekommen wir immer wieder sehr milde Luftmassen vom Mittelmeerraum auf der Vorderseite der entsprechenden Tiefdrucksysteme. Analog dazu derzeit Alaska: Auf der Vorderseite eines imposanten Orkantiefs ist es dort rekordverdächtig warm. Aber weiter stromabwärts - also ostwärts - geblickt, schießt dafür die arktische Kaltluft ungebremst über Kanada in die USA nach Süden. Da der Frostluft dabei keine natürlichen Hindernisse (wie bei uns die Alpen) im Weg stehen, geschieht dieser Vorstoß ungebremst und ist daher so rasant.