Italien kämpft mit Hochwasser

Extremer Regen hält Italien weiter in Atem. Besonders Ligurien und die Toskana sind betroffen.

Die Einwohner in Italien haben weiter mit extremen Regengüsse zu kämpfen. Insbesondere rund um Genua herrscht Hochwasser-Alarm. Menschen fliehen, während das Wasser teilweise die unteren Etagen ihrer Häuser überflutet.

Unwetter in Norditalien

Der Starkregen scheint für die Einwohner der Provinz Genua im Nordwesten Italiens kein Ende zu nehmen. Bereits in der vergangenen Woche kam es zu weitflächigen Überflutungen, nachdem dort stellenweise Regensummen von über 800 Litern pro Quadratmeter in wenigen Tagen fielen. Das sind rund 200 mehr, als in Berlin im Durchschnitt in einem ganzen Jahr vom Himmel kommt. Unsere Unwetterzentrale Italien warnt vor allem in Alpennähe im Zeitraum vom Sonntag bis Mittwoch vor örtlich weiteren 200 bis 250 Litern pro Quadratmeter. Allein von Montag bis Dienstag, 7 Uhr, wurde von der Wetterstation Genua-Sestri eine Regensumme von 84,6 L/qm gemeldet.

Dementsprechend sind die Auswirkungen in einigen Regionen Italiens, insbesondere in Ligurien und der Toskana, katastrophal. Rund um Genua traten zahlreiche kleinere Flüsse über die Ufer, die Pegel steigen derzeit noch weiter, während es auch am Dienstagmorgen noch weiter regnet. Diese Flüsse wurden zu Sturzbächen, die durch die Ortschaften schossen und teilweise Autos, Bäume und weitere Trümmer mit sich rissen. Videos aus dem Internet lassen das Ausmaß der Überflutungen erahnen:

» Youtube: Überflutungen in Ligurien am 10.11.14

» Youtube: Überflutungen in Chiavari, Ligurien am 10.11.14

Die gewittrigen und blitzreichen Starkregenfälle brachten dabei auch stellenweise Sturmböen mit sich. Bei Genua bildete sich über dem Wasser ein Tornado, der auf das Hafengelände des Stadtteils Pra' zog. Dort konnte er nach Medienangaben zwei Überseecontainer mit einem Leergewicht von je einer Tonne mit sich reißen und weitere beschädigen. Venedig steht in den letzten Tagen regelmäßig unter Wasser, da mit dem Südostwind das Wasser der Adria in die Lagunenstadt gedrückt wird.

Erklärung zur Unwetter-Situation

Doch wie können diese immer wiederkehrenden Unwetter geschehen? Die Ursache liegt in der Wetterlage, die der in der vergangenen Woche in erstaunlicher Weise ähnelt: Ausgehend von Tief "Stephanie" westlich von Irland kam es zu einem Kaltluftvorstoß über Westeuropa, der bis in das Mittelmeer und sogar Nordafrika reicht. Dabei bilden sich über Südwesteuropa kleinräumige Tiefs, die dann, angefüllt mit kühler Höhenluft, über das noch milde Wasser des Mittelmeers ziehen. 

Wie wir bei MeteoEarth.com sehen können, stoßen dabei über dem zentralen Mittelmeer derzeit westliche und östliche Winde zusammen, die zudem zusätzlichen Antrieb geben, dass die Luft in große Höhen steigt. Da dort der Wind aus anderer Richtung und mit höherer Geschwindigkeit dreht, können Gewittersysteme entstehen, die neben großen Regenmengen auch Hagel und Sturmböen, vereinzelt auch Tornados entstehen lassen können. 

Hinzu kommt, dass mit südlicher Höhenströmung die Regenwolken zudem von Süden her gegen die Alpen gedrückt werden, dort kommt es also zusätzlich zu einem Staueffekt.

Keine grundsätzliche Entwarnung

Die akuten Unwetterwarnungen unserer Unwetterzentrale Italien und Schweiz für die Alpensüdseite vor Starkregen gelten noch bis in die Nacht zum Donnerstag. Doch leider kann auch danach noch keine grundsätzliche Entwarnung gegeben werden - schon zum Wochenende hin deuten sich für die Westalpen erneut Stauniederschläge an - und das, wo viele Talsperren in den Südalpen bereits gut gefüllt, teils sogar überfordert sind.