ex-GONZALO: erste Sturm-Nachlese

Der ehemalige Hurrikan 'Gonzalo' brachte im Süden Windspitzen von örtlich über 130 km/h:

Mit kräftigen Regengüssen, Blitz und Donner sowie Böen bis in den Orkanbereich zieht das Orkantief "ex-Gonzalo" seit dem Dienstagnachmittag über Deutschland hinweg. Während dabei die Auswirkungen im Nordosten kaum zu spüren waren, kam es im Süden zu Windspitzen örtlich über 130 km/h bis in tiefe Lagen.

Orkanböen in Stuttgart und Ansbach

Die höchsten Windspitzen wurden in tiefen Lagen dabei in Stuttgart-Rot mit 122 km/h erreicht, in Ansbach wurden gar 137 km/h registriert (ab 118 km/h spricht man von einer Orkanböe mit der höchsten Windstärke 12)! Den höchsten Wert insgesamt erreichte die Wetterstation Spitzingsee in Bayern auf 1.088 Metern mit 148 km/h, gefolgt vom Großen Feldberg im Schwarzwald mit 147 km/h. Wie man in den Abbildungen sieht, kam es jedoch auch noch an vielen anderen Orten zu Böen über 100 oder gar 110 km/h.

Diese Werte wurden, wie bereits in den gestrigen News beschrieben, innerhalb von Schauern oder Gewittern erreicht, die im Umfeld des Tiefausläufers (der Kaltfront) von "ex-Gonzalo" erreicht wurden. Dies blieb natürlich nicht ohne Folgen ab:

Störungen im Straßen-, Schienen- und Flugverkehr

Dementsprechend stammen die meisten Störungsmeldungen aus den südlichen Landesteilen. Sie betreffen insbesondere die Folgen durch umgestürzte Bäume. So waren in Baden-Württemberg zeitweise neun Bahnstrecken gesperrt, ein Regionalexpress kollidierte mit einem Baum. In Bayern waren sogar noch mehr Verbindungen betroffen, zum Teil auch der S-Bahn-Verkehr in München. In Nürnberg mussten Zelte von Flüchtlingen geräumt werden - nach Starkregen und Sturm sind diese Unterkünfte nach Medienangaben unbewohnbar geworden. Einige Straßen waren auch am Mittwochmorgen noch gesperrt, unter anderem am Flughafen Zürich kam es zu Flugausfällen.

Zuvor kam es zu einem kuriosen ersten Sturmschaden in Köln: Dort steckte eine Familie mit Kind und Säugling in der Seilbahn über der Zoobrücke fest, da diese sich durch den Wind verkeilt hatte. Sie mussten aus 40 Metern Höhe gerettet und in ein Feuerwehrboot abgeseilt werden (Bericht in der Rheinischen Post).

Gefahr noch nicht vorbei

Während dabei "ex-Gonzales" am heutigen Mittwoch über Nordostdeutschland nach Polen zieht, ist die Gefahr noch nicht vorbei. Vor allem in Schauer- und Gewitternähe drohen noch Sturmböen im Bereich von 80 bis 90, selten 100 km/h. An der Nordsee sowie auf den Berggipfeln kann es weiter zu Orkanböen kommen.

Es kommt aber noch etwas hinzu: mit der Winddrehung auf Nordwest an der Nordsee herrscht dort die Gefahr einer Sturmflut, insbesondere auf den Inseln. Aber auch in Hamburg wird ein Stand von 2 bis 2,50 m über dem mittleren Hochwasser am späten Nachmittag erwartet, also Werte an der Grenze zu einer "schweren Sturmflut". 

An den Nordhängen der Gebirge sollte man heute mit Starkregen rechnen. Aufpassen muss man insbesondere in den Alpen, vor allem in den östlichen (Chiemgau, Berchtesgadener Land). Durch den nördlichen Höhenwind stauen sich dort die Niederschläge, die ab 900 oder 1.000 Metern Höhe meist als Schnee fallen. Dabei kommt es zu einigen Zentimetern Neuschnee, ab 1.500 Metern Höhe ist bis zum Donnerstag dort mit einer Neuschneemenge von gar 1,5 Metern zu rechnen, gepaart mit Schneeverwehungen. Dementsprechend sollte man dort die Lawinengefahr genauer im Auge behalten!

Alle Unwetterwarnungen werden ständig und postleitzahlengenau in unserer Unwetterzentrale aktuell gehalten und sind auch auf unserer neuen Warnseite zu sehen. Gerade im Westen und Süden sollte man diese daher noch bis morgen genau im Auge behalten.