Heftige Überschwemmungen

Gewitter mit Starkregen sorgten im Südharz für unterspülte Straßen, und die Gefahr hält an:

Gewitter mit Starkregen sorgten am Sonntag an einigen Orten Deutschlands für teils enorme Regenmengen. Vor allem in einem Streifen vom Emsland über den Harz bis nach Westsachsen kam es zu Überschwemmungen. Besonders heftig traf es den Harz, dort wurden Teile einer Bundesstraße weggeschwemmt. Und die Unwettergefahr hält auch heute an:

Besonders heftig trafen die Unwetter des gestrigen Nachmittags die Harzregion. Mehrere Gewitter zogen sehr langsam vorbei, begleitet von teils sintflutartigen Regenfällen, teils auch von Hagel. Dramatisch waren und sind die Zustände in der Region nördlich von Ilfeld im Kreis Nordhausen im Südharz. Die beteiligten Helfer der Feuerwehr berichteten von einem "totalen Chaos". Die Bundesstraßen 4 und 81 seien in Teilen unter- oder sogar weggespült worden. Bis die eingerichtete Straßensperrung wieder aufgehoben wird, dürfte Tage oder gar Wochen dauern. Über die Besuchermeldungen der Unwetterzentrale erreichten uns Bilder, die die teils weggebrochene Straße zeigt (Bild 1, 2, 3, 4). Kleinere Bäche wurden zu reißenden Flüssen, wie im folgenden Video deutlich wird:

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Die Niederschlagsmeldungen der Wetterstationen zeigen beeindruckend hohe Werte. Hier die höchsten Summen (in L/qm) von Sonntag bis Montag, jeweils 8 Uhr MESZ:

89.9 Muecheln (Geiseltal) Sachsen-Anhalt
62 Seesen Niedersachsen
46.4 Braunlage-Wurmberg Niedersachsen
39 Braunlage Niedersachsen
38.6 Querfurt-Muehle Lodersleben Sachsen-Anhalt
37.5 Torfhaus/Harz Niedersachsen
37.4 Tegkwitz Thüringen
36 Querfurt Sachsen-Anhalt
35.5 Schmieritz-Weltwitz Thüringen
34.8 Bueckeburg Niedersachsen
33.4 Artern Thüringen
30.8 Apolda Thüringen
30.3 Brocken Sachsen-Anhalt

Unsere Niederschlagsanalyse in Abb. 2 zeigt ein ähnliches Bild: Neben einigen Schauern und Gewittern, die in der Südwesthälfte Deutschlands ebenfalls punktuell hohe Regenmengen brachten, fällt insbesondere der oben angesprochene Streifen auf. Wahrscheinlich kam es lokal zu Niederschlagssummen von an die 100 Liter pro Quadratmeter, vieles davon in kurzer Zeit. Zum Vergleich: die übliche Niederschlagssumme liegt außerhalb von Gebirgen zwischen 45 und 60 Litern pro Quadratmeter (von Ost nach West), und das im gesamten Monat April.

Wie kommt es zu der Unwetterlage?

Doch wie konnte es zu solchen Regenmengen kommen? Dazu werfen wir einen Blick auf die aktuelle Wetterlage in Abb. 3, die auch heute noch weiter besteht: Die Zutaten für die Unwetter werden von drei Drucksystemen bereitgestellt: Zum einen befindet sich der Tiefdruckkomplex "Sabine" über dem westlichen Europa mit kälterer Luft, die von Südwesten her mit den entsprechenden Tiefausläufern nach Deutschland vorzudringen versucht. Sie kommen jedoch nicht bis in den Nordosten voran, da sich über der Ostsee noch das Hoch "Quinlan" befindet und blockierende Wirkung hat. Noch mehr Feuchtigkeit kommt zudem von Tiefs über Südosteuropa heran. 

In der Übergangszone, in der die gestrigen Gewitter entstanden sind, befindet sich der höchste Energiegehalt in der Atmosphäre, also in der wärmsten und zugleich feuchtesten Luft. Am südlichen Rand des Hochs herrscht dabei Südostwind, auf der Vorderseite der westeuropäischen Tiefs dagegen Südwestwind. Am Boden strömt also die Luft in der Übergangszone zusammen, sodass sie zum Aufsteigen gezwungen wird. Dabei ist der Wind allerdings recht schwach, das gilt auch für die höheren Luftschichten, sodass die Gewitterwolken nur sehr langsam ziehen. So ergießt sich der Niederschlag auf engem Raum.

Da diese Grenzwetterlage wie bereits erwähnt auch heute weiter besteht, wurden am Montagmorgen bereits Unwetter-Vorwarnungen von unserer Unwetterzentrale herausgegeben, gültig vom Harz über das Sauerland und Nordhessen, im südlichen Sachsen-Anhalt, in Thüringen, Sachsen sowie in Oberfranken. Wer dort unterwegs ist, sollte also eventuelle Unwetterwarnungen am Tage verfolgen.