Unwetter drohen

Der heutige Samstag bringt in einigen Regionen besondere Unwettergefahr. Wo ist es kritisch?

Auch wenn sommerliche Temperaturen nach draußen locken, sollte man heute die Gefahr, die von schweren Unwettern ausgeht, keinesfalls unterschätzen. Nach derzeitigem Stand betrifft dies vor allem die Region vom Oberrheingraben über Thüringen bis hin nach Brandenburg und Sachsen, aber auch der Süden kann von heftigen Hagelgewittern betroffen sein.

Gewitter bilden sich, wenn feuchte, instabil geschichtete Luftmassen gehoben werden. Dann kondensiert der enthaltene Wasserdampf zu Wolken aus, die durch die dabei frei werdende Kondensationswärme weiter aufsteigen können, solange die Umgebungstemperatur mit der Höhe stark genug abfällt.

Unter bestimmten Bedingungen entstehen besonders intensive Gewitterwolken. Zumeist ist dies der Fall, wenn kräftige Winde die Gewitter beeinflussen. Eine solche Wetterlage haben wir derzeit in Mitteleuropa. Abb. 1 zeigt, dass die Windgeschwindigkeit heute in etwa 5 km über dem Boden bei mehr als 100 km/h liegt. In dieser Höhe sind derartige Windgeschwindigkeiten keine Seltenheit. Selten und gefährlich wird es aber, wenn ein solcher Jetstream über feuchte, instabile Luftmassen weht, wie es heute der Fall ist.

Dazu zeigt Abb. 2 die Lufttemperatur in etwa 1600 Metern Höhe. Vor allem im Südwesten Deutschlands lagert derzeit eine sehr warme Luftmasse mit Werten von über 20°C. Diese Luftmasse ist über Afrika entstanden und zeichnet sich durch eine kräftige Temperaturabnahme mit der Höhe aus. Dabei sinken die Werte mit annähernd 10 Grad pro Kilometer Höhenunterschied ab. Da es in tiefen Luftschichten sehr feucht ist, können Gewitterwolken in dieser Umgebung viel Energie frei setzten.

Wo die Gewitter am wahrscheinlichsten sind, zeigt die Temperaturkarte von heute Abend, 20 Uhr Sommerzeit: Von Südwest nach Nordost zieht sich eine Luftmassengrenze über Deutschland, die sommerliche Höchstwerte über 25°C von etwas weniger warmer Luft mit 20 bis 24°C im Nordwesten trennt. An dieser Luftmassengrenze könnte die für die Gewitter benötigte Hebung am ehesten aufgebracht werden.

Nach derzeitigem Stand verläuft der heutige Samstag in den meisten Regionen relativ ruhig, wobei es bei zeitweiligen heiteren Abschnitten nicht nur warm, sondern auch sehr schwül wird. Zum Nachmittag können sich vor allem in Bayern und Baden-Württemberg erste Gewitter bilden, die sehr großen Hagel bringen könnten. Aber auch in Ost- und Mitteldeutschland sind erste, teils heftige Unwetter möglich.

Die größte Gefahr geht danach von einem Gewittersystem aus, welches sich über Südwestdeutschland bilden könnte und dann rasch nach Nordosten wandern würde. Schwere Sturmböen sind dann nicht ausgeschlossen, die auch ein größeres Gebiet betreffen könnten. Außerdem sind sintflutartige Regenfälle und Überflutungen möglich. Abb. 4 zeigt hierfür die Maximalabschätzung für den 24-stündigen Niederschlag in Deutschland bis zum Sonntagmorgen.