Winterrückblick 2011/12

Nachdem der Winter mit Anlaufschwierigkeiten begann, holte er später mit Eistagen und Schnee deutlich auf.

Der Winter 2011/12 ist beinahe vorbei. Trotz sehr milder Phasen hatte dieser auch seine kalten Höhepunkte und klingt jetzt diese Woche mit vorfrühlingshaften Temperaturen aus. Für Meteorologen und Klimatologen sind die Monate Dezember bis Februar die Wintermonate. Somit beginnt der Frühling aus meteorologischer Sicht schon am 1. März eines jeden Jahres, während sich der astronomische Frühlingsanfang des Jahres 2012 erst am 20. März einstellt.

Der Winter 2011/2012 begann nach dem sehr trockenen und milden November mit einer lebhaften westlichen Luftströmung, die unter Schwankungen und kurzen Unterbrechungen bis in die zweite Januarhälfte hinein andauerte. In dem Zusammenhang entstanden recht häufig Sturmtiefs, örtlich sogar mit Orkanböen, die aber für atlantikdominierende Wetterlagen typisch sind. Auch lagen die Temperaturen teilweise deutlich über dem jahreszeitlichen Mittel. Allerdings gingen in diesem Zusammenhang in den Alpen gewaltige Neuschneemengen nieder. Nach ca. sieben Wochen gab es allerdings eine vollständige Wetterumstellung, die nahezu alle Bereiche Europas betraf.
Hoher Druck über dem Nordosten Europas führte nach dem 20. Januar eine Luftmasse nach Deutschland, die ihren Ursprung am Ural hatte und bei uns einen deutlichen Temperaturrückgang einleitete. Etwa bis Mitte Februar trat daher eine erheblich zu kalte und recht niederschlagsarme Witterung auf. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang war, neben dem raschen Gefrieren von stehenden wie auch fließenden Gewässern, der Tiefstwert von -29°C in Ueckermünde (Vorpommern) am 06.02.2012, der dort zu einem neuen Allzeitkälterekord (Aufzeichnungsbeginn 1951) führte. Seit Mitte Februar gelangt nach einer sehr raschen neuerlichen Umstellung wieder milde Luft zu uns, in der es mehr oder weniger zu warm für Ende Februar war.

November 2011
Trockenster Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen

Permanenter Hochdruckeinfluss lenkte alle Tiefs weit um Mitteleuropa herum, so dass an vielen Wetterstationen kein Niederschlag gemessen wurde. Im Deutschlandmittel wurden 3 Liter pro Quadratmeter im gesamten Monat erreicht, so wenig wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Schnee blieb zu Winterbeginn Mangelware, stattdessen stieg die Waldbrandgefahr stetig an. Mit gut 4,5°C war der Monat deutschlandweit knapp ein halbes Grad zu "warm".

Dezember 2011
Wolken, stürmisch und milder Winterstart

Erst eine Reihe von Orkantiefs beendete die sonnenscheinreiche, milde und trockene Witterung. Der Herbst wurde Anfang Dezember nachgeholt. Nach dem kalten und schneereichen Winterstart 2010, brachte der Dezember 2011 im Flachland fast gar keinen Schnee, in Berlin wurde nicht an einem einzigen Tag ein Eistag (Abb. 1) oder gar Schnee registriert.

Mit fast zweistelligen Temperaturen (Abb. 2) blieb es an den Weihnachtstagen häufig trüb und ungemütlich, Winterstimmung wollte nicht so recht aufkommen. Mit über 3°C war dieser Monat einer der wärmsten und zudem auch noch niederschlagsreichsten Dezembermonate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Auch über den Jahreswechsel hielt die Westwindwetterlage permanent an, doch ganz abschreiben wollten wir den Winter noch nicht.

Januar 2012
Am Anfang extrem mild, zum Ende arktisch kalt, in den Alpen Schneemassen

Auch der Januar startete extrem mild, teils wurden sogar rekordverdächtige Werte registriert. Dabei erreichte die Westwindwetterlage seinen Höhepunkt. Gleich zu Beginn des Monats zogen zwei kräftige Orkantiefs mit den Namen "Ulli" und "Andrea" über Deutschland hinweg. Diese verursachten vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands zahlreiche Schäden.

Im Verlauf ließen die windigen Verhältnisse aber nach und die Temperatur ging mit eher nordwestlicher Strömung zwar leicht zurück, insgesamt blieb es aber unter dem Einfluss von Meeresluft dennoch zu mild. Im Tiefland konnte vielerorts bis zum Ende des Monats immer noch kein einziger Tag mit Schneedecke verzeichnet werden (Abb. 3).

In den höheren Bergregionen und insbesondere in den Westalpen und entlang des Alpennordrands fallen Westwetterlagen jedoch häufig recht schneereich aus. Durch Staueffekte sammelten sich dort enorme Neuschneemengen an, die beispielsweise auf der Zugspitze eine Höhe von fünf Meter überschritt (Abb. 4). Teilweise wurden neue Höchstwerte für den Monat Januar erreicht. Die Sturmtiefs sogten darüber hinaus für brenzlige Lawinensituationen.

Als viele den Winter im Flachland hingegen schon abgeschrieben hatten, schlug die Witterung zum Monatsende um. Der Wind drehte auf Ost und führte arktische Luftmassen heran, die einen kontinentalen Ursprung hatten. Damit wurde eine vielerorts sehr strenge Frostperiode eingeleitet.

Februar 2012
Am Anfang extrem kalt, ab Mitte des Monats sehr mild.

Bis nach Nordafrika strömte die sibirische Kälte zu Beginn des Monats - wer erinnert sich nicht an die Bilder von schneebedeckten Palmen auf den Balearen und in den Oasen Marokkos. Zwischen reger Tiefdruckaktivität über dem vorwiegend zentralen und östlichen Mittelmeerraum und einem kräftigen Hoch über Nordrussland wurde trockene Kaltluft aus Westsibirien über ganz Europa weit nach Westen und Süden transportiert. In der ersten Februarwoche sanken die Temperaturen dabei vor allem im Osten und Süden Deutschlands wiederholt auf Werte unter -20°C.

Der tiefste Wert wurde am Morgen des 6. Februars mit -29,4°C in Oberstdorf am Alpenrand auf etwa 800 Metern Höhe gemessen (Abb. 5 und 6). Aber auch Ueckermünde in Vorpommern meldete an diesem Morgen mit -28,7°C einen ähnlich tiefen Wert, der wie schon erwähnt, für diese Region bemerkenswert ist. Hier spielte der abkühlende Effekt des zugefrorenen und mit einer dünnen Schneeschicht bedeckten Stettiner Haffs eine Rolle, denn auf diesem konnte sich bei schwachem Wind besonders gut die kalte Luft sammeln. Im Binnenland, wie auch am südöstlichen Stadtrand von Berlin, gab es immerhin noch Werte von -24°C.

Auch in den Folgetagen hielt die Kälte weiter an, in Deutschneudorf und Sohland (beide in Sachsen) wurden am 12. Februar noch einmal Tiefstwerte von -27°C erreicht. Seen und Flüsse waren zu diesem Zeitpunkt schon mit einer dicken Eisschicht zugefroren, selbst auf Donau und Saar gab es starken Eisgang, der zu einem Erliegen der Binnenschifffahrt führte.

Da in den tieferen Lagen insgesamt nur wenige Zentimeter Schnee gefallen waren, konnte der Frost auch tief in den Boden dringen. In Brandenburg und Sachsen erreichte er örtlich Tiefen von rund 80 cm! Die Auswirkungen bekamen vor allem die Autofahrer zu spüren, als ab der Monatsmitte wieder eine westliche bis südwestliche Strömung mit nachfolgender Milderung einsetzte, denn trotz der nun wieder positiven Temperaturen konnte Regen am Boden zu gefährlicher Glätte frieren und in den klaren Nächten führte Reif vor allem im Osten zu etlichen Verkehrsunfällen.

Richtig mild wurde es dann in der letzten Februardekade. Am 24. konnte im Norddeutschen Tiefland wieder erstmals seit Mitte Januar die 10°C-Marke überschritten werden. Und so wie es aussieht, wird der Monat der Extreme, der mit sibirischer Kälte begann, nun mit recht frühlingshaften Werten ausklingen.