Schneechaos im Südosten

In der östlichen Mittelmeerregion liegt bereits reichlich Schnee, und es wird weiter schneien...

Die teils chaotischen Verhältnisse in der östlichen Mittelmeerregion werden sich durch weitere Schneefälle in den kommenden Stunden kaum verbessern. Auf dem Balkan herrscht teils Ausnahmezustand, auch Mittel- und Süditalien hat mit Schneemassen zu kämpfen.

In der Südhälfte Italiens herrschen derzeit sehr ungewöhnliche Verhältnisse. Unter anderem mussten Soldaten in Rom die Straßen von Schnee und Eis befreien. Bis zu 120.000 Menschen waren dort zeitweise ohne Strom, zwei Menschen starben, da ihre Hausdächer unter der Schneelast kollabierten. In Serbien liegt der Schnee meist zwischen 20 und 80, örtlich aber bis zu 200 cm hoch (Abb. 3). Bereits am Samstag galt dort in 30 Gemeinden der Ausnahmezustand. 90 Menschen waren in Montenegro in einem Straßentunnel eingesperrt, der durch eine Lawine verschüttet worden war (siehe auch die Abb. 1 und 2).

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Ursache: "Dieter" und "Julia"
Wie kommt es zu all diesen ungewöhnlichen Bildern? Grund ist hier das Zusammenspiel von Russlandhoch Dieter und Mittelmeertief "Julia" (Abb. 4). Ersteres sorgt dafür, dass an seiner Südflanke sehr kalte kontinentale Luftmassen aus Sibirien von Nordosten her nach Europa kommen können. Diese haben in der vergangenen Woche auch das Mittelmeer erreicht, wobei es vor allem wegen des großen Temperaturunterschieds zwischen deutlich milderer Luft über dem Mittelmeerwasser und extrem kalter Höhenluft zur Bildung und Verstärkung des besagten Mittelmeertiefs "Julia" kam.

Diese schiebt nun auf ihrer Vorderseite die feuchte und relativ mildere Luft über die Kaltluft, wodurch es zu Schneefällen kommt, die besonders im Stau der Gebirge lang anhaltend und kräftig ausfallen, da es zu ständigem Nachschub an Feuchtigkeit kommt.

###YOUTUBE###Auf der Rückseite "zapft" das Tief dabei gleichzeitig die extrem kalte Luft an und führt sie enorm weit südwärts, bis nach Nordafrika (siehe Abb. 5, wir berichteten). Die kälteste Luft ist dabei noch gar nicht im östlichen Mittelmeer angekommen, sondern wird gerade erst um das Tief herumgeführt, wie wir an der nebenstehenden Animation erkennen können. Gleichzeitig verändert "Julia" die Position kaum noch, somit ist auch mit weiteren Schneefällen und ungewöhnlichen Bildern in den Nachrichten zu rechnen.

Weitere Schneemassen auf dem Weg
Vor allem in den kommenden 36 Stunden dürfte es dabei zwischen Süditalien und der Balkanhalbinsel, in abgeschwächter Form aber auch im östlichen Alpenraum bis in den Südosten Deutschlands hinein schneien, hierzulande jedoch, ohne dramatische Schneehöhen zu bringen. Unser Multi-Model MOS prognostiziert aber beispielsweise für Süditalien, genauer für die apulische Provinz Tarent Neuschneesummen von über 50 cm (Abb. 6), auch im Stau des Dinarischen Gebirges auf dem Balkan dürfte es wieder zu beträchtlichen Neuschneehöhen kommen. Erst im Laufe des Dienstags schwächen sich die Niederschläge allmählich ab.