Jahr der Naturkatastrophen?

2011 wurde zum Rekordjahr für Naturkatastrophen erklärt. Doch welche Schäden waren wetterbedingt?

Das neue Jahr hat gerade erst begonnen, doch das Thema Wetter ist schon wieder in den Medien sehr present. Bereits zwei Sturm- bzw. Orkantiefs folgten in der ersten Woche aufeinander und sorgten in Deutschland und Mitteleuropa für zahlreiche Schäden. Genau diese Art von Schäden, die durch Naturgewalten verursacht wird, hat im vergangenen Jahr drastisch zugenommen. Erst kürzlich erklärte der weltgrößte Rückversicherer Munich RE das Jahr 2011 zum Rekordjahr für Schäden aus Naturkatastrophen.

Schäden weltweit bei 380 Milliarden US-Dollar
Bereits zur Jahresmitte war der bisherige Rekord von 2005 mit einer Schadenshöhe von weltweit insgesamt 220 Milliarden US-Dollar Geschichte, am Ende von 2011 zog die Munich RE schließlich Bilanz: Die gesamtwirtschaftlichen Schäden lagen weltweit mit etwa 380 Milliarden US-Dollar fast um zwei Drittel höher als 2005. Jedoch gehen allein zwei Drittel der Schadenssumme auf die Erdbeben in Japan im März und Neuseeland im Februar zurück. Trotzdem sind auch die Wetterkatastrophen im Jahr 2011 beachtlich, denn 90 Prozent aller registrierten Naturkatastrophen waren wetterbedingt. Blicken wir kurz - wenn auch traurig - zurück auf die schlimmsten Wetterkatastrophen:

Hochwasser in Thailand
Von den zahlreichen Wetterkatastrophen muss vor allem das Hochwasser in Thailand genannt werden. Ausgelöst wurde es durch extreme Niederschläge, die bereits im Frühjahr begannen und ihren Höhepunkt im Herbst erreichten. Dieser sogenannte Sommermonsun, der in der Regel von Mai bis Oktober andauert und heftigen Regen bringt, war in diesem Jahr vermutlich durch das Klimaphänomen La Niña besonders stark ausgeprägt. In der Tiefebene Zentral-Thailands mit der Hauptstadt Bangkok kam es nach Behördenangaben zum schlimmsten Hochwasser seit rund 50 Jahren.

Die traurige Bilanz: Durch das Hochwasser verloren etwa 800 Menschen ihr Leben. Es wurden hunderttausende Häuser und riesige landwirtschaftliche Flächen überschwemmt, auch sieben große Industriegebiete wurden durch die Wassermassen zerstört. Mit gesamtwirtschaftlichen Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe ist es bei weitem die teuerste Naturkatastrophe in der Geschichte des Landes.

Rekord-Tornadosaison
Erinnern wir uns an die vergangene Tornadosaison in den Südstaaten und im Mittleren Westen der USA. Serien von schweren Unwettern mit vielen und heftigen Tornados verursachten in der Summe einen gesamtwirtschaftlichen Schaden von ca. 46 Milliarden US-Dollar, wovon rund 25 Milliarden US-Dollar versichert waren. Bisher lag der Rekord bei der Hälfte der versicherten Summe und stammt aus dem Vorjahr 2010.

Auch hier stellt La Niña eine mögliche Erklärung dar, warum ausgerechnet im letzten Jahr die Unwetter so heftig ausfielen. Die natürliche Klimaschwankung bewirkt, das in einem La Niña-Jahr Wetterfronten mit kühler Luft aus dem Nordwesten häufiger über die zentralen Staaten hinweg ziehen und auf feuchtwarme Luft im Süden treffen. Unter diesen Bedingungen sind extreme Unwetter wahrscheinlicher als in normalen Jahren.

Hurrikan-Saison
Auch von Hurrikans oder tropischen Stürmen haben wir im letzten Jahr immer wieder und häufig berichtet. Die häufige Berichterstattung hatte einen Grund, denn in der Saison 2011 wurden insgesamt 18 tropische Wirbelstürme gezählt, der langfristige Durchschnitt liegt bei elf. Die Anzahl der Stürme mit Hurrikanstärke lag mit sechs im langfristigen Durchschnitt. Allerdings blieben die Schäden aus Hurrikanen im Nordatlantik im letzten Jahr relativ moderat. Aber nur durch Zufall. Denn die Zahl der Tropenstürme, die Land erreichten und insbesondere die US-Küste trafen, war sehr gering: Nur drei benannte Stürme, darunter Hurrikan IRENE, erreichten das US-Festland. IRENE erzeugte in der Karibik und in den USA einen gesamtwirtschaftlichen Schaden von 15 Milliarden US-Dollar, davon waren 7 Milliarden US-Dollar versichert.

Bemerkenswert ist auch, dass erstmals ein Tief über dem Mittelmeer als tropischer Sturm eingestuft wurde. Das Tief ROLF hatte sich am 3. November 2011 gebildet. Ein Kaltluftvorstoß über dem mit 20 Grad noch sehr warmen Meer führte zum Sturm "01M" mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von gut 120 km/h an der französischen Mittelmeerküste. Begleitet war er durch sintflutartige Extrem-Niederschläge entlang der Cote d’Azur.

Zu jeder genannten Wetterkatastrophe sind im Anschluss diverse Links zu unseren damaligen News aufgeführt und beim Durchstöbern unseres Archivs lässt sich bestimmt noch das ein oder andere Unwetter oder Extremereignis finden.