Gewitter im Osten

Fast überall in Deutschland herrscht ruhiges Wetter - bis auf einzelne kräftige Gewitter im Osten

Da wird manch einer in Sachsen-Anhalt am heutigen Dienstagmorgen überrascht aus seinem Schlaf gerissen worden sein: Blitz, Donner und kräftige Regengüsse, teils sogar Stromausfälle gab es früh am Tage bereits im Harzkreis und Salzlandkreis. Wie entstanden sie, und wo ist heute noch mit Gewittern zu rechnen?

Örtlich, aber kräftig
Sicherlich werden einige, die entweder schliefen oder bereits zur Frühschicht mit ihren Autos auf der A14 unterwegs waren, recht überrascht von der Intensität der Niederschläge gewesen sein. Denn in den vergangenen Tagen dominierte nur ein Wort die Nachrichten über das Wetter in Deutschland: Altweibersommer. Die frühmorgendliche Realität in beispielsweise Schackstedt bei Aschersleben oder in Ballenstedt bei Quedlinburg sah anders aus: In Schackstedt standen einzelne Straßen zeitweise unter Wasser, in Ballenstedt fiel durch Blitzeinschläge sogar teilweise der Strom aus. Die Gewitter zogen am Morgen dann weiter nach Osten über den Saalekreis und streiften auch Halle an der Saale (Abb. 1).

Wie kam es zu den Gewittern?
Die Gewitter entstanden dabei an einem schwachen Tiefausläufer, einer Kaltfront, die auch in der Bodendruckkarte für heute Mittag in Abb. 2 zu sehen ist. Wie man sieht, sind ansonsten weite Teile Mittel- und Osteuropas durch die Hochs RENEE mit Schwerpunkt am Schwarzen Meer und Sepideh über der Nord- und Ostsee dominiert. Hier herrscht ruhiges und teils auch sonniges Wetter.

Im Bereich der Kaltfront jedoch entstand die entsprechende Dynamik durch einen so genannten Randtrog. Ein solcher Randtrog ist eine kleinräumige, wellenartige Deformation in der Höhenströmung. Sie ist zu sehen anhand der so genannten 500 hPa Isohypsen in Abb. 3, also den Linien gleicher Höhe, in denen ein Luftdruck von 500 hPa herrscht (im Mittel um 5,5 km). In dieser Karte ist die so genannte Trogachse in Rot markiert.

Was passiert an einem Trog?
Man muss sich die Bewegung in der Luft wie die in einem Fluss vorstellen. Ist dort ein Hindernis, beispielsweise ein Stein, im Weg, so umspült das Wasser diesen. Vor dem Stein wird dabei das Wasser langsamer, hinter dem Stein schneller fließen als die Grundströmung. Analog verhält es sich hier: Vor der Trogachse kommt es zu einem Massenüberschuss, der durch absinkende Luftbewegung versucht wird, auszugleichen. Am Boden steigt also der Luftdruck.

Hinter der Achse dagegen ist in der Höhe ein Massendefizit, welches durch Aufsteigen der Luft versucht wird zu kompensieren. Aufsteigende Luft bedeutet seinerseits, dass sich die Luft abkühlen und der Wasserdampf kondensieren kann, Niederschlag entsteht.

Diesen Vorgang kann man auch anhand der Omegakarte nachvollziehen. Sie zeigt die Auf- und Abwärtsbewegung anhand der zeitlichen Druckänderung. Wir erkennen dabei in einer Umgebung des Luftdruckanstiegs (von Südwesten etabliert sich das Hochdruckgebiet) deutlich den Bereich aufsteigender Luft südwestlich von Berlin.

Ab dem Nachmittag Beruhigung
So muss man in den nächsten Stunden vor allem noch in der östlichen Mitte Deutschlands mit Schauern und Gewittern rechnen, die aufgrund ihrer langsamen Geschwindigkeit auf engem Raum auch für hohe Regenmengen und lokale Überflutungen sorgen können. Von Westen her lässt die Schauerneigung dann im Tagesverlauf immer weiter nach. In der Abb. 5 sieht man anhand der Niederschlagsprognose des britischen Vorhersagemodells bis 14 Uhr MESZ den Schwerpunkt der Regengüsse.