Hagel, Tornados, Schlamm

Das ist die Bilanz des gestrigen Unwettertages, dem 11.09.2011. Hier Videos, Bilder und Erklärungen dazu

Die Medienberichte aus den am stärksten betroffenen Regionen reichen von "golfballgroßen Hagelkörnern" bis hin zu "Schlammlawinen" und mehreren "Schneisen der Verwüstung", auch mehrere Tornadoverdachtsfälle bestehen. 

Welcher Bereich von den Unwettern am stärksten betroffen sind, lässt sich über unsere Radarsummenkarte abschätzen, die in Abb. 1 die stärksten Echos zwischen dem gestrigen 11.09.11, 14 und 12.09.11, 2 Uhr MESZ darstellt. Deckungsgleich mit den Berichten über die größten Schäden war dies ein Korridor, der vom Saarland über das nördliche Hessen, den Norden Thüringens, den Salzlandkreis und Anhalt bis hinein nach Brandenburg reicht.

Saarland: Hagel und Schlamm
Zunächst begannen die heftigen Niederschläge im Saarland. Dabei war insbesondere der Bereich Heusweiler betroffen. Mehrere Menschen mussten behandelt werden, nachdem tischtennisballgroße Hagelkörner hohen Sachschaden verursachten. Von Feldern oberhalb größerer Straßen lösten sich hier zwei Schlammlawinen und machten sie zeitweise unpassierbar.

Hessen: zwei Meter hohe Berge aus Hagel
In Hessen traf es dann in Folge insbesondere den Werra-Meißner-Kreis, und hier besonders die Ortschaften Trubenshausen und Hundelshausen bei Kassel. In Hundelshausen trat in einem Festzelt nach einem Umzug durch bis fünf Zentimeter große Hagelkörner Panik auf. Nach den Unwettern musste der Hagel teilweise mit Schaufeln von der Straße geschoben werden - die weißen Berge türmten sich danach bis zu zwei Meter hoch am Straßenrand. Der Wind riss größere Äste von den Bäumen und ließ diese teilweise auch auf Oberleitungen und Häuserdächer fallen (Abb. 2 und 3). Bei Eschwege wurde eine orkanartige Böe mit 112 km/h registriert (Abb. 4).

Tornado in Sachsen-Anhalt
Während die Gewitter weiter nach Osten zogen, sorgten sie unter anderem in Würzburg ebenfalls für orkanartige Böen (Abb. 4) sowie Starkregen und Überflutungen. Besonders heftig waren jedoch die Auswirkungen im Norden Thüringens und im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt. In Nordhausen kam es zu heftigem Starkregen, auf der A38 wurde ein Wohnwagen umgeweht. Schlamm drückte in Tiefgaragen, oder die Wassermassen ließen diese überfluten. Bäume seien laut Medienberichten auf die Autos gestürzt. Hier ein Amateurvideo aus Nordhausen:

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Weiter zogen die Gewitter dann in den Salzlandkreis. Roman Mehl fotografierte zwischen Elsnigk und Osternienburg einen Tornado (Abb. 5), der dann zusammen mit dem Hagel auf seiner Zugbahn verheerende Schäden anrichtete. Stefanie Beyer sandte uns Bilder aus Peißen zu (Abb. 6 und 7), Hagel zerschlug ganze Dächer und Fassaden. Etwa zur gleichen Zeit tauchte von der Twitter-Benutzerin Susi dieses Video aus Bernburg auf:

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Viele erlebten die Unwetter auf der A14, welche durch Sturmböen, Starkregen und vor allem Schlammlawinen der höher gelegenen, benachbarten Felder rund um Plötzkau teilweise bis zum Montagmorgen unpassierbar war. Wasser und Schlamm standen hier teilweise so hoch auf der Autobahn, dass sich die Menschen auf die Dächer retten mussten, wie dieser Augenzeugenbericht auf MDR Info wider gibt:

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Brandenburg
Weiter östlich war es vor allem Fürstenwalde in Brandenburg, welches hohe Unwetterschäden zu verzeichnen hatte. Die Feuerwehr musste zahlreiche umgestürzte Bäume und ein Baugerüst aus dem Weg räumen. Ein Schornstein löste sich in den Sturmböen samt Dachteil und stürzte auf die Straße.

Wie entstand der Tornado?
Auf der Vorderseite des Sturmtiefs FRANK wurde zunächst feucht-warme und damit sehr energiereiche Luft herangeführt, wie auch in der MeteoShow vom Donnerstag noch zu sehen ist. Dabei entstanden im Vorfeld des Luftmassenwechsels linienhaft angeordnete Schauer und Gewitter, welche insbesondere entlang einer Squall Line die heftigsten Entwicklungen in Form von großkörnigem Hagel, sehr starken Böen und Starkregen (Abb. 8 und 9) aufweisen konnten.

Damit ein Tornado entstehen kann, muss zusätzlich zur feuchtwarmen Luft und instabiler Schichtung der Atmosphäre insbesondere eine ausreichende Windscherung gegeben sein, also eine deutliche Änderung der Windrichtung mit der Höhe. Der Radiosondenaufstieg aus Lindenberg um 20 Uhr MESZ (Abb. 10) zeigt eine deutliche Windscherung sowie ein sehr hohes Energiepotenzial beim Durchzug der Unwetter.

Bei Schadensfällen empfiehlt sich unser Service für Versicherungen und Versicherungskunden.