Achtung, Verwehungen

In Ostholstein ist heute schon schulfrei wegen extremer Schneefälle von gestern. Wie geht es weiter?

Schnee und Wind haben sprichwörtlich strichweise in Schleswig-Holstein für einen Wintereinbruch der herben Sorte gesorgt. Besonders betroffen sind die Kreise Bad Segeberg und Ostholstein, einzelne Orte sind nach teils über 50 cm Neuschnee von der Außenwelt abgeschnitten.

Der Schneefall konzentrierte sich dabei auf einen breiten Gürtel, einer so genannten "Schauerstraße", die von der Ostsee über Schleswig-Holstein führte (Abb. 2). In diesem Bereich fielen Schneemengen von bis zu 50 Zentimetern. Die Wetterstation Pelzerhaken meldete einen Schneezuwachs von 0 auf 35 Zentimeter (Abb. 3 und 4).

Im Autoradio des folgenden Videos kann man noch privat gemessene Schneehöhen vernehmen. Diese ergaben sich aber vermutlich nur in den durch den in Böen starken bis stürmischen Ostwind aufgetürmten Schneewehen. Abgesehen davon ist jedoch die Winterlandschaft beeindruckend.

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Lake Effect Snow
Diese Schauerstraße bildete sich, weil hier mit dem Ostwind sehr kalte Höhenluft noch über 6 bis 7°C warmes Ostseewasser geführt wurde. Die warme und mit Wasser gesättigte Luft von der Wasseroberfläche konnte bei diesem starken Temperaturunterschied mit der Höhe leicht aufsteigen. So entstanden kräftige Schneeschauer, die dann an Land geführt wurden.

Dies ist ein Phänomen, dass es besonders an den Großen Seen in den USA immer wieder sehr ausgeprägt gibt und daher Lake Effect Snow heißt. Hier kommt es regelmäßig zu sehr hohen Schneemengen, die man als weißen Strich sogar auf dem Satelliten erkennen kann. Aber auch auf dem Satellitenbild von gestern (Abb. 5) ist die Schauerstraße mit den hoch reichenden Wolken gut erkennbar.

Weitere Schauer auch heute?
In Schleswig-Holstein kann man dabei noch keine endgültige Entwarnung geben. Das Problem in den bereits eingeschneiten Gebieten ist der noch weiter zulegende Ostwind, wobei man in Küstennähe durchaus mit Sturmböen rechnen muss. Diese werden den vorhandenen Schnee weiter verfrachten und abermals für Verkehrsprobleme sorgen.

Andererseits deuten einige hoch aufgelöste Vorhersagemodelle an, dass es auch heute über Schleswig-Holstein eine ähnliche Schauerstraße geben könnte. Dass diese allerdings am gleichen Ort auftritt, ist derzeit recht unwahrscheinlich.

In weiten Teilen Deutschlands Verkehrsprobleme!
Aber in den kommenden Stunden ist nicht nur Schleswig-Holstein betroffen. In weiten Teilen Deutschlands dürfte es vor allem ab dem heutigen Nachmittag bis in den Donnerstag hinein zu Problemen durch markante Neuschneemengen um 10 Zentimeter und gebietsweise auch deutlich darüber kommen.

Der Schwerpunkt der "kritischen Region" sind dabei zunächst die nördlichen Mittelgebirgslagen, zunehmend aber auch das Flachland in der Nordhälfte Deutschlands, wobei sich der Schwerpunkt bis morgen, Donnerstag, 02.12.10 an die Küsten verlagern wird.

Die Probleme ergeben sich dabei durch die Neuschneemengen und den kräftigen Ostwind. Zwar dürfte es keine neuen Rekordmengen an Schnee geben. Starke bis stürmische Böen können aber den meist feinen Schnee auf die Verkehrswege wehen und diese teils schwer oder gar nicht passierbar machen. Man sollte also in diesem Bereich in der Nacht zum Donnerstag viel mehr Zeit einplanen oder bestenfalls Fahrten verschieben.

Als Tipp kann man sich dabei die Abb. 6 mit der prognostizierten Niederschlagsmenge und Abb. 7 mit den höchsten Windspitzen in Gedanken übereinander legen. Da, wo beide Werte am gleichen Ort hoch sind, ist auch die Unwettergefahr am höchsten.

Es sei dabei auch noch einmal eindringlich auf unsere Unwetterwarnungen und das Ortewetter hingewiesen, die die Gefahren der jeweiligen Region aufzeigen.