Über 1200 Tote durch Hitze

Die Hitzewelle im Westen Russlands geht weiter und fordert Todesopfer - vielfach durch Alkohol

Die Hitzewelle im Westen Russlands (wir berichteten) hat am gestrigen Montag, 26.07.10, einen neuen Höhepunkt erreicht. In Moskau wurde ein neuer Temperaturrekord aufgestellt. Die Bewohner flüchten vor der Hitze - mit unorthodoxen und gefährlichen Methoden.

Dabei wurde am gestrigen Montag in Moskau eine Höchsttemperatur von 37,5°C registriert und damit ein neuer Rekordwert erreicht, der den alten vom 7. August 1920 mit 36,8°C deutlich übertroffen hat. 

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Doch das Besondere dieser Hitzewelle sind nicht nur die absoluten Werte, sondern vor allem die Dauer der diesjährigen Hitzeperiode. Dies macht allein die Messwerttabelle von Moskau des bisherigen Monats in Abb. 2 deutlich: An allen Tagen stieg die Temperatur über 25°C, unglaubliche 17 Tage des Juli waren dabei sogar Heiße Tage mit Maxima über 30°C. Und hinzu kommt, dass auch die Nächte in Moskau derzeit keine Abkühlung bieten. In 13 Nächten fiel die Temperatur bisher nicht unter 20°C, so genannte "Tropennächte".

Grund für die Hitze
Die Ursache für die anhaltende Hitze ist ähnlich wie Anfang des Monats hierzulande die Lage auf der Vorderseite eines Troges, ín dem die kühlere Luft polaren Ursprungs nach Süden vorstößt. Gewissermaßen als Ausgleichsbewegung wird weiter östlich die Warmluft sehr weit nach Norden verfrachtet.

Während wir nun hierzulande mehr und mehr in diesen Trogeinfluss gelangen, steilt sich weiter östlich die Strömung sogar noch auf, die Warmluftzufuhr verstärkt sich also, wie in Abb. 3 zu sehen ist. Damit gelangt heiße Luft aus dem östlichen Mittelmeerraum und Balkan in den Westen Russlands.

Fläche Portugals vertrocknet
Aber nicht nur Hitze, sondern auch die größte Trockenheit seit 130 Jahren macht den Russen zu schaffen. In 23 Regionen, vor allem im Wolga-Gebiet und in Zentralrussland, wurde daher der Notstand ausgerufen. Im Detail sind dies Orenburg, Saratow, Samara, Woronesch, Tscheljabinsk, Wolgograd, Pensa, Nischni Nowgorod, Uljanowsk, Tambow, Kirow, Kurgan, Astrachan, Belgorod, Rjasan, Baschkirien, Tatarstan, Mordowien, Udmurtien, Tschuwaschien, Kalmykien, Marij El und die Region Transbaikalien.

Die Ernte auf 9,6 Millionen Hektar ist dabei laut Agrarministerium nicht mehr zu retten, das entspricht einem Fünftel der Gesamtmenge oder etwa der Fläche Portugals. Auch Waldbrände flackern im Westen Russlands immer wieder auf und drohen teilweise unkontrollierbar auszuarten. Schon am 2. Juli waren vom Satelliten aus die Waldbrände zu erkennen (Abb. 5).

Über 1600 Menschen ertrunken
Die lang anhaltende Hitze treibt die Menschen in die Seen und Flüsse, um sich im Wasser abzukühlen. Bedauerlicherweise kommt es dabei massenweise zu Todesfällen durch Ertrinken. Allein in der letzten Woche sind über 300 Menschen im Wasser zu Tode gekommen, im Juni starben auf diese Weise bereits über 1200. 

Am Asowschen Meer im Süden Westrusslands ertranken sechs Kinder, weil ihre Betreuer laut Medienangaben betrunken waren. 95 Prozent der Menschen ertranken dabei an Stränden oder in Erholungsgebieten, ein Großteil von ihnen stand unter Alkoholeinfluss, wie auch in diesen Fernsehreportagen berichtet wird:

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Diese dramatischen Folgen zeigen, wie wichtig es ist, bei großer Hitze auf Alkohol zu verzichten, da der Kreislauf dieser Doppelbelastung nicht mehr gewachsen ist. 

Ende in Sicht?
Wie geht es mit der Hitze weiter? Schaut man sich das Ortewetter für Moskau bei uns an (Abb. 6), so wird den Moskauern die größte Hitze wohl noch bis Donnerstag erhalten bleiben. Danach deutet alles zwar auf eine leichte Entspannung, aber nicht auf ein endgültiges Ende der Hitzewelle hin. 

Schaut man noch etwas weiter in die Ensembleprognose (Erklärung) (Abb. 7 obere Abbildung), so scheint sich die Hitze in der zweiten Augustwoche allmählich zu verabschieden, jedoch wird man sich diese Prognose noch einmal aus der Nähe betrachten müssen, um wirklich sicher zu gehen.

 

Abb. 1 unterliegt einer CC-Lizenz