Unwetter gehen weiter

Die nächsten Unwetter für West- und Südwesteuropa sind auf dem Weg, auch Madeira könnte wieder betroffen sein

Der Südwesten Europas kommt nicht zur Ruhe. Viele bekannte Urlaubsregionen kamen dabei durch wiederholte Unwetter mit enormen Regengüssen in die Schlagzeilen, insbesondere die Kanarischen Inseln und jüngst auch Madeira. Und die nächsten, kräftigen Tiefs sind schon wieder auf dem Weg...

Unwetter im Urlaubsgebiet
Wir haben ja schon in den vergangenen Tagen desöfteren über diese Unwetter, zum Beispiel auf den Kanaren und deren Zusammenhänge berichtet. Die gegenwärtige südliche Zugbahn der Sturmtiefs hat ihre Usache in einer untypischen Verteilung der Hoch- und Tiefdruckgebiete über dem Atlantik. Während man sonst von einem Azorenhoch und Islandtief spricht, so ist vor allem von ersterem nichts zu sehen. Im Gegenteil: Auch über die Azoren ziehen die Tiefs weiter in den Mittelmeerraum.

In der Abb. 2 sehen wir die "Autobahn", an der die Tiefdruckgebiete entlangziehen. Es ist der so genannte Jetstream, ein Starkwindbereich in der höheren Atmosphäre (hier in rund 11,5 km Höhe) mit derzeit immerhin 270, teils aber auch über 300 km/h. Dieser Wind ist ein Ausgleichswind zwischen den kälter temperierten Luftmassen im Norden und den wärmeren im Süden. Er bringt die notwendige Dynamik mit, damit die Tiefs sich in seinem linken Auszugsbereich kräftig entwickeln können.

Typischerweise liegt der Jetstream in den Wintermonaten allerdings eher in unseren Breiten. Dass die Tiefs aber so eine südliche Zugbahn über den Atlantik nehmen, haben wir unter anderem auch dem hohen Luftdruck rund um Grönland (Abb. 2) zu verdanken, welches als Blockade fungiert.

So ziehen die Tiefs also über wärmeres und damit energiereicheres Wasser und können sich entsprechend entfalten. Aktuell, an diesem 23.02.10, ist es vor allem das Tief Vija, das derzeit bereits als Orkantief über den östlichen Atlantik auf Westeuropa zuzieht (Abb. 3). Auf der Bodendruckkarte sehen wir, wie eng gedrängt die Isobaren liegen und wie stark damit der Wind sein muss.

Unwetter für Frankreich, Spanien, Portugal
Die Zugbahn des Tiefs Vija führt vom Atlantik an der Bretagne vorbei in den Ärmelkanal. Sein Hauptsturmfeld befindet sich südlich seines Zentrums (Abb. 4), und damit ist besonders die französische Biskayaküste und das nordwestliche Frankreich betroffen durch die Gefahr von Sturmfluten sowie in Richtung Bretagne auch orkanartige Böen. Nachfolgend können dann am Mittwoch, dem 24.02.10 im gesamten Norden Sturmböen auftreten (Abb. 5).

Auf der Abb. 5 sieht man aber auch, dass es auch und besonders das nachfolgende Tief, das weiter südwestlich von Vija folgt, in Sachen Sturm in sich hat. Des europäische Vorhersagemodell prognostiziert sogar häufig Orkanböen im Norden Portugals sowie Nordwesten Spaniens bereits wieder am Donnerstagvormittag! Auch dieses wird wieder über den Golf von Biskaya zum Ärmelkanal ziehen und dann von Donnerstag auf Freitag auch im Westen Deutschlands noch für Sturmböen und kräftigen Regen sorgen können (Abb. 6).

Doch damit nicht genug: für den 27.02. erkennt man am südlichen Rand im unteren rechten Teil der Abb. 6 schon wieder das Sturmfeld des nächsten Tiefs mit Orkanböen, die auch im Bereich Kanarische Inseln / Madeira auftreten können.

Apropos Regen
Auch von den kräftigen, teils schauerartig verstärkten  Dauerniederschlägen, die im Bereich dieser Tiefs niedergehen, geht eine hohe Überschwemmungsgefahr aus. Besonders für den Norden Portugal sieht es dramatisch aus.

Nachdem bereits in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder kräftige Niederschläge aufgetreten sind, scheint hier dann auch der Schwerpunkt des Starkregens der kommenden Tage zu liegen, wenn sich die Regenwolken in der südwestlichen Strömung vor Marão oder Peneda-Gerês, den Gebirgen im Norden, stauen (Abb. 7). Hier muss also neben Sturmschäden auch zunehmend mit Überschwemmungen und Schlammlawinen gerechnet werden. Und wie man sieht, ist ein Ende der Unwetterserie weiterhin nicht in Sicht.

Aber auch in anderen Teilen Westeuropas wird es kräftige Regengüsse geben, wie auch bei uns in Deutschland zum Freitag hin. Besonders in der Nordwesthälfte kommen bis zum Samstag gebietsweise respektable Niederschlagsmengen zusammen, wodurch die Hochwassergefahr für den Rhein im Auge behalten werden sollte.