Etwas Frühling

Mit Ausnahme des äußersten Nordens taut es in Deutschland weiter, im Südwesten klingt der Frühling an - Wie lange?

Im Verlaufe des heutigen Montags, des 22.02.2010, wird man im Großteil Deutschlands merken, dass dem Winter allmählich die Puste ausgeht, nur in Küstennähe geht es noch winterlich weiter. Wenn sich im Laufe der Woche auch hier die Milderung durchsetzt - War es das dann mit dem Winter? Nach derzeitigem Stand noch nicht mit Sicherheit, denn die Kälte steht in der Nähe bereit (Abb. 2).

Luftmassenkampf
Grundsätzlich geht dabei der Kampf der Luftmassen weiter, wobei wir in Deutschland immerhin größtenteils schon auf der milderen Seite angekommen sind. Allerdings erinnerte am Montagmorgen in Schleswig-Holstein noch nichts an Tauwetter, ganz im Gegenteil.

Die heranrückende Warmluft auf der Vorderseite von Tief Undine über dem Ärmelkanal gleitet hier noch auf die vorhandene deutlich kältere Luft (Abb. 3) auf, wodurch es zu teils ergiebigen Schneefällen kam und noch einmal mehrere Zentimeter Neuschnee auf das Gebiet zwischen Deutscher Bucht und Kieler Förde, aber auch Teilen des nördlichen Mecklenburg-Vorpommerns fielen.

Deutliche Plusgrade
Ansonsten bringt die Vorderseite von Undine mit dem südwestlichen Wind nun auf breiter Fläche deutlich mildere Luft nach Deutschland, sodass im Tagesverlauf auch nach im Osten die Schneefallgrenze meist auf über 1000 Meter steigen wird. Dementsprechend ist das, was da ab heute vom Himmel kommt, überwiegend Regen.

Bis zum Donnerstag allerdings gibt es noch die Ausnahme des extremen Nordens, wo sich die Kaltluft noch hartnäckig hält und bis in die kommende Nacht durch Undine, bis Donnerstag auch durch das nachfolgende Tief Vija noch einmal Schnee fallen kann. Nachfolgend ist aber auch hier mit zumindest seichten Plusgraden zu rechnen - doch wie lange?


Winter adé? - Nicht sicher
Schauen wir aber noch etwas über den Tellerrand hinaus, wo die Vorhersage naturgemäß nicht mehr exakt sein kann. Immerhin kann man aber mögliche Trends erkennen. Schaut man sich zum Beispiel die Ensembleprognose für Berlin (Abb. 4) an, so fällt zum Beispiel an der weißen Linie auf, dass der Temperaturtrend nicht so verläuft, wie uns die gegenwärtige Entwicklung glauben machen möchte.

Die gelbe Linie stellt dabei das Mittel mehrerer Berechnungen dar. Diese, mit absichtlich kleinen Fehlern versehenen Prognosen, sollen dabei das Chaos der Natur widerspiegeln und die Bandbreite der möglichen Entwicklung zeigen. Der graue Bereich in Abb. 4 deckt 80% dieser Bandbreite ab. Es fällt auf, dass die Temperatur aller Voraussicht nach nicht den jahreszeitlich erwarteten Weg weiter nach oben antritt, sondern im Gegenteil die aktuelle Milderung wohl bis Anfang März anhält, wobei danach ein leichter Abwärtstrend erkennbar ist. Wieso ist das so?

Atlantik-Blockade
Dafür betrachten wir die Abb. 5 bis 7, die das Mittel der Ensembleprognosen für verschiedene Parameter darstellt. Für die Wetterlage interessant sind die Isohypsen der 500 hPa Fläche in Abb. 5. Sie stellen gewissermaßen die "Straße" dar, über die Hochs und Tiefs ziehen und ermöglichen eine Abschätzung der daraus resultierenden Witterung.

Momentan erkennen wir hier die kalte Luft, die von Skandinavien über die Britischen Inseln bis weit in den Ostatlantik reicht anhand der Ausbuchtung südwärts. Der Wind orientiert sich von Westen kommend etwa am Verlauf dieser Höhenlinien, wodurch auch nachvollziehbar wird, dass wir es im Moment auf der Vorderseite dieses Troges mit milder südwestlicher Strömung zu tun haben.

Schaut man jedoch weiter in die Zukunft, so glättet sich die Struktur auf dem Atlantik. Dieses liegt darin begründet, dass es zunehmend verschiedene Vorhersagen gibt, je weiter man nach vorne blickt. Gruppiert man nun diese Lösungen nach Wetterlage, so kann man abschätzen, welche davon am wahrscheinlichsten eintreten wird.

Vermutlich wird der Kaltluftvorstoß über dem Atlantik (Trog) durch einen blockierenden Keil ersetzt. Dies würde Hochdruckeinfluss westlich von uns bedeuten, wodurch der oben erwähnte Kaltluft-Pool über Nord- und Nordosteuropa wieder zunehmend ins Spiel kommen könnte.

Es ist also gut möglich, dass Kaltluft in abgeschwächter Form wieder nach Deutschland kommen könnte, je mehr es dabei nach Nordosten geht, desto spürbarer dürfte dieser Effekt werden.

Märzschnee?
Damit kann man sagen, dass der Frühling sich nun zwar ankündigt, man ihm allerdings noch nicht überall in Deutschland trauen kann. Am wahrscheinlichsten ist im Verlauf der ersten März-Tage eine Abkühlung, wobei besonders nachts und nach Nordosten hin auch Schnee, Frost und Glätte möglich sind. Aber keine Sorge - selbst nach den hartnäckigsten Winter blühten irgendwann überall auch die Osterglocken.